Mit etwas Übung können wir im Klartraum selbst bestimmen, was passiert und unsere Träume so gezielt steuern.
Fliegen, am Meeresgrund tauchen oder drei Meter groß sein - im Traum ist das zwar alles möglich, dass es wirklich passiert, aber eher unwahrscheinlich.
Wir haben mit Diplom Psychologin Melanie Schädlich über Klarträume gesprochen und nachgefragt, wie man Klarträumen oder luzides Träumen am besten lernen kann.
"Ein Klartraum oder luzider Traum ist eigentlich einfach nur ein Traum, in dem ich weiß, dass ich träume." – Melanie Schädlich
Melanie Schädlich über Klarträume
Das Interview zum Nachhören
Melanie Schädlich ist Diplompsychologin und hat sich in ihrer Doktorarbeit mit Klarträumen beschäftigt. Sie sagt, dass Klarträume nur bei wenigen Menschen spontan eintreten. Durch bestimmte Techniken kann aber die Wahrscheinlichkeit eines Klartraums erhöht werden:
"Es ist jetzt nicht so, dass man's einmal lernt und dann kann man's für immer, sondern es ist eher so, dass man regelmäßig diese Techniken anwendet [...] und dann die Wahrscheinlichkeit erhöht, klar zu träumen." - Melanie Schädlich
Techniken, um das Klarträumen zu lernen
Die kann man in zwei Kategorien unterscheiden: Zum einen Techniken, um im Traum zu erkennen, dass man träumt, und zum anderen Techniken, um während des Einschlafens das Bewusstsein wachzuhalten.
Wenn man Interesse daran hat, das Klarträumen zu lernen, sollte man sich erstmal mit seinen Träumen beschäftigen, sich aktiv an seine Träume erinnern und ein Traumtagebuch führen. Immer sinnvoll ist es außerdem, sich das Klarträumen ganz bewusst vorzunehmen und etwas ganz Konkretes im Kopf zu haben (zum Beispiel im Traum zu fliegen).
Es gibt aber nicht die eine Technik - jede*r muss herausfinden und ausprobieren, welche Techniken funktionieren, und sollte diese dann am besten miteinander kombinieren.
Reality Checks
Tagsüber sollten regelmäßig Reality Checks gemacht werden. Denn alles was wir tagsüber regelmäßig machen, fließt irgendwie in unsere Träume ein. Wir sollten also zu Beispiel ganz bewusst unsere Finger zählen, um zu testen, ob wir uns in der Realität befinden.
"Natürlich, wenn wir wach sind, sieht die Hand ganz normal aus und wir haben fünf Finger. Irgendwann fängt man aber an, das auch im Traum zu machen. Und wenn man das [Fingerzählen] da bewusst macht, hat man meistens viel mehr Finger oder sie sehen total komisch aus oder fangen an sich zu verändern." - Melani Schädlich
Das ist ein sicheres Indiz dafür, dass wir träumen.
Die "Wake back to bed" - Methode
Viereinhalb Stunden nach der geschätzten Einschlafzeit vom Wecker wecken lassen, dann 30 Minuten wach bleiben und sich ganz bewusst mit dem Traum, den man gerade hatte, beschäftigen. Dann müssen gedanklich die Stellen im Traum markiert werden, die einem eigentlich hätten zeigen müssen, dass es nur ein Traum ist.
Sich im Traum den eigenen Ängsten stellen
Psychische Probleme wie Depressionen oder zum Beispiel eine Posttraumatische Belastungsstörung sollte man auf keinen Fall alleine versuchen, im Klartraum zu behandeln. Kleinere Ängste oder stressige Situationen im Alltag können aber behandelt werden, da im Traum oft andere Perspektiven auf Dinge eingenommen werden.
"Wir sind im Traum viel weniger logisch-rational unterwegs, wir sind sehr emotional und sehr assoziativ und sehr kreativ und das ist ein sehr interessanter Zustand, den man gut nutzen kann [...]." – Melanie Schädlich
Bei manchen Menschen dauert es Jahre, bis sie klarträumen, bei anderen funktioniert es sehr schnell. Prinzipiell sagt Melanie Schädlich aber, dass jede*r mit einem gesunden Schlaf und ohne neurologische Vorerkrankungen das Klarträumen lernen kann.
Artikel teilen: