Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte

Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte

Von den Stonewall Riots bis Vogueing

Von  Viktoria Molnar
Wir werfen einen Blick auf queere Geschichte und stellen fünf bedeutende Ereignisse vor, die die Community und unsere Gesellschaft geprägt haben.

Liebe ist etwas Schönes

Zumindest sollte sie es sein, denn wenn wir lieben, schüttet unser Hirn die Botenstoffe Dopamin und Oxytocin aus, verantwortlich für den Gefühlsrausch und echte Verbindungen. Leider empfindet das aber nicht jede*r so, zumindest, wenn es um gleichgeschlechtliche Liebe geht. Menschen, die sie nicht akzeptieren und sogar vehement gegen die Rechte queerer Menschen protestieren, gibt es leider zu Genüge. Ob das nun an der eigenen Unzufriedenheit liegt, mangelnder Empathie oder schlicht und einfach aus der Angst vor Veränderung entspringt - alles Spekulationen. Was wir wissen, solange wir uns weiter für die Liebe einsetzen, sind wir auf dem richtigen Weg. 

Einige Meilensteine dahingehend wurden glücklicherweise schon erreicht.
Wir stellen dir fünf wichtige Ereignisse vor:


Die Stonewall Riots

28. Juni 1969, Christopher Street, New York City: Das Stonewall Inn ist eine bekannte Bar in der New Yorker Gay Community. Schwule und Lesben treffen sich hier, um zu reden, zu tanzen und sich kennenzulernen - Schwulsein ist zu diesem Zeitpunkt noch illegal. Wie viele andere Gaybars auch, hat das Stonewall Inn keine Schanklizenz und ist deswegen ein beliebtes Ziel für Polizeirazzien. Dabei wird die Identität der Lokalbesucher*innen festgestellt und öffentlich gemacht.

Meist kommt es zu Verhaftungen und Anklagen wegen "anstößigen Verhaltens", so auch am 28. Juni 1969.

Das Stonewall Inn hat an diesem Abend besonders viele Besucher*innen, weil die Beerdigung von Study Garland tagsüber stattgefunden hatte, einem Idol in der Schwulenbewegung. Gegen 1 Uhr nachts betritt die Polizei also die überfüllte Bar und verhört die Besucher*innen. Die Abgefertigten und Unbeteiligten müssen vor die Tür. Diese formieren sich vor der Bar zu einem Halbkreis, jemand wirft eine Flasche und initiiert damit eine Schlägerei. Immer mehr Anwohner*innen und Kund*innen nahe gelegener Bars kommen dazu.

Rund 2.000 Protestierende rufen "Gay Power!" und werfen Steine und Flaschen. Letztendlich beruhigt sich die Lage in dieser Nacht, aber die Protestierenden kehren zweimal in den nächsten fünf Nächten zurück. All der aufgestaute Zorn und die Empörung gegen die Art, wie Homosexuelle seit Jahrzehnten von der Polizei behandelt wurden, entladen sich in dieser Demonstrationsserie. Die Gay Community kann sich zum ersten Mal wehren. Aus der kleinen Demonstration wird eine große Befreiungsbewegung – die Gay Liberation Front und der Christopher Street Day finden ihren Ursprung.

Hope Speech

"Without hope, not only gays, but those who are blacks, the Asians, the disabled, the seniors, the us's; without hope the us's give up."

Mit seiner "Hope"-Rede rief der Politiker Harvey Milk im Juni 1978 dazu auf, sich offen zur Homosexualität zu bekennen und sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Er war der erste Politiker, der seine Homosexualität in aller Öffentlichkeit bekundete. Seine Rede an der Gay Freedom Day Parade, dem Jahrestag der Stonewall Riots, ging als Schlachtruf in die Geschichte ein. Für seinen mutigen Kampf gegen die Diskriminierung Homosexueller bezahlte er noch im selben Jahr mit seinem Leben. Sein politischer Widersacher Dan White feuerte am 27. November 1978 fünf Schüsse ab. Zwei davon trafen Milk in den Kopf.



Madonnas "Vogue"

Mit ihrem Song "Vogue" und dem dazugehörigen Video feierte Madonna 1990 die subkulturelle LGBTQ+ Szene New Yorks. Der Titel bezieht sich auf "Vogueing", einen Tanzstil, der vorher nur in der schwulen Untergrundszene im New Yorker Stadtteil Harlem bekannt war. Die ursprüngliche Form des Tanzstils "Old Way", lehnt sich mit seinen streng linearen und rechtwinkligen Arm- und Beinbewegungen an die Posen und Körperhaltungen der Modelwelt an. 

Mit Madonnas Videoclip wusste plötzlich ganz Hollywood von der Subkultur Harlems und Voguing wurde Kult.

Damit gelang es der Popikone, erstmals eine Brücke zwischen der LGBTQ+ Community und dem Mainstream zu schlagen –  und "Vogueing" wurde zum Hype, der sich bis heute hält.

  • Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte: Stonewall Inn
  • Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte: Hope Speech
  • Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte: Madonna "Vogue"
  • Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte: Ehe für alle
  • Meilensteine der LGBTQ+ Geschichte: Konversionstherapie

Gleichgeschlechtliche Ehe

Bei den alten Griech*innen noch war die Liebe zum gleichen Geschlecht gesellschaftlich vollkommen akzeptiert. Im modernen Deutschland hingegen lässt diese Toleranz ziemlich lange auf sich warten: Rund 2.600 Jahre und etliche Kämpfe später dürfen Männer und Frauen endlich frei entscheiden, ob ihr*e Partner*in fürs Leben andere oder sogar die gleichen primären Geschlechtsorgane hat wie sie oder er selbst.

Seit dem 1. Oktober 2017 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland den heiligen Bund der Ehe eingehen.

Zuvor hatten Paare, deren Partner*in dem gleichen Geschlecht angehörten wie sie selbst, nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft schließen dürfen. Das bedeutet: gleiche Pflichten wie in einer Ehe, nur mit weniger Rechten. Die "Ehe für alle" gibt Homosexuelle nun die Möglichkeit, Kinder zu adoptieren, ihr Hab und Gut zu vererben und den Namen ihres Partners anzunehmen. Mit der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Deutschland setzt der deutsche Staat ein wichtiges Zeichen: Jeder Mensch ist gleich und sollte frei entscheiden dürfen, wen er liebt und mit wem er eine Familie gründen möchte.

Gesetz gegen die Konversionstherapie

Was im ersten Moment nach spontan fanatischer Christlichkeit klingt, ist eigentlich eine Therapieform mit dem Ziel, die homosexuelle Neigung des*der Patient*in in eine heterosexuelle zu konvertieren, also zu ändern. Der Grund dafür: Die Homosexualität galt lange Zeit als psychische Störung. Diese entstehe, wenn die geschlechtliche Identität durch negative Kindheitserfahrungen geschädigt worden sei.

Mit Hilfe der Psychoanalyse versuchten unter anderem der Psychologe Joseph Nicolosi und die Psychoanalytikerin Anna Freud, die Tochter des Begründers der Psychoanalyse Sigmund Freud, die sexuelle Orientierung ihrer Patient*innen zu "korrigieren". Die Folgen dieser Therapieform sind, wie kaum zu erwarten, gelinde ausgedrückt, eher negativ: viel unterdrückte Homosexualität, Depressionen und Angsterkrankungen bei den Betroffenen. Außerdem verlieren die Patient*innen die Lust am Sex und haben häufig Suizidgedanken. Diese negativen und schädlichen Effekte der Konversionstherapie sind heutzutage bekannt und vor allem anerkannt.

Am 12. Juni 2020 wurde ein Gesetz erlassen, dass die Konversionstherapie für Minderjährige verbietet.

Um die Stigmatisierung zu unterbinden und vor allem, um dem Menschen das Recht über seine eigene Sexualität zurückzugeben. Der Staat setzt damit ein wichtiges Zeichen: Homosexualität ist keine Krankheit und darf auch nicht wie eine behandelt werden.



Schwarze Aktivist*innen haben eine große Rolle in der der LGBTQ+ Geschichte gespielt. Wir stellen dir hier zehn wichtige Persönlichkeiten vor. Viele weitere Artikel und Interviews zu LGBTQ+-Themen findest du hier.

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