Am Wochenende trendete auf Twitter der Hashtag #MeineDeutscheHeimat - aus der zunächst rechten Aktion wurde ein Statement für Vielfalt.
Deutschland ist als Reiseziel so beliebt wie nie - auch viele Deutsche machen in ihrem eigenen Land Urlaub. Ist ja auch ein schönes Land...
Bilder der Heimat auf Twitter
Und wenn es in der Heimat so schön ist, dann kann man das natürlich auch auf den sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Twitter, zeigen. Deshalb gab es vor allem am Wochenende wunderschöne Fotos aus allen Teilen des Landes. Egal ob Flüsse, Städte oder, Berge. Und auch Burgen und Schlösser fehlen in dieser Sammlung natürlich nicht:Schloss Raesfeld / Niederrhein#MeineDeutscheHeimat pic.twitter.com/w8qWPsdiCb
— Furor Teutonicus (@tangaroy1) 21. Februar 2019
Neben dem obligatorischem Schweinsbraten mit Bier ist sogar ein Foto der traditionellen Geißbockversteigerung in Deidesheim mit dabei.
Hinter den schönen Bildern
Verfolgt man #MeineDeutscheHeimat zum Ursprung, entdeckt man irgendwann eine Userin namens Gustavine. Die Patriotin mit einem Herz für Viktor Urban hat laut eigener Aussage die AfD gewählt. Auf ihrem Profil finden sich so allerlei rechtspopulistische Aussagen. Die Antifa sei Freund und Helfer des Verfassungsschutzes, sie setzt den Frankfurter Hauptbahnhof mit Afrika gleich und der Islam sei ein totalitäres System, aus dem es kein Entrinnen gebe.Die Idee zum Hashtag stammt aber nicht von ihr, sondern wurde von KaramalleMalle ins Leben gerufen. Auch auf diesem Profil findet sich populistische Hetze gegen alles, was nicht ins eigene Weltbild passt. Der Account wurde inzwischen gesperrt.
Kurz darauf war der Hashtag in der Trending-Liste von Twitter zu finden. Allerdings nicht so, wie sich das die Rechten vorgestellt hatten...
Statement für vielfältige Gesellschaft statt muffigem Patriotismus
Auch der Journalist Volker Dohr entdeckt den Hashtag #MeineDeutscheHeimat. Im Gegensatz zu anderen User*innen postet er aber nicht einfach ein schönes Landschaftsbildchen. Für ihn ist das Konzept "Heimat" völlig überholt: "Die besonders Deutschen posten aktuell unter #MeineDeutscheHeimat Landschaftsbildchen und beweinen sich kollektiv, weil der Deutsche ja nicht mehr Deutscher sein darf.Wäre ja fast schade, wenn Menschen den Hashtag mit Bilder von buntem, schönen, nazifreiem Leben fluten würden!", schrieb er auf Twitter.
Mit dieser Meinung ist er nicht alleine. Viele andere Nutzer*innen folgen seinem Beispiel. Statt muffig-patriotischen Fotos aus der Heimat wollen sie zeigen, was aus ihrer Sicht ebenfalls zu Deutschland gehört. Dadurch entsteht ein Statement für eine vielfältige Gesellschaft.
Viele weitere Tweets zeigen, dass Deutschland ein Land für alle Menschen sein soll und offen für alle sei. Weitere Kommentare mit antifaschistischen Inhalten folgen, so ist am Strand in Warnemünde ein "FCKNZS" in den Sand geschrieben.
Letztendlich ist der Hashtag also alles: harmlose, schöne Fotos; Propaganda zur Verbreitung eines fremdenfeindlichen Weltbildes und gleichzeitig auch ein Statement für Vielfalt.
Im Jahr 2019, in dem jedes Land auf der ganzen Welt mehr oder weniger einfach erreichbar ist, scheint es wichtiger denn je, über den Begriff Heimat zu diskutieren. Denn Heimat ist mittlerweile eben kein feststehender Ort oder gar eine simple Bezeichnung, sondern für jeden individuell besetzbar.
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