Der Schweizer Emil Kowalski ist Physiker und Autor. In seinem Buch "Dummheit. Eine Erfolgsgeschichte" betrachtet er die Erfolgsgeschichte des Westens aus einer neuen Perspektive: Vielleicht hat es das Abendland ja nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Dummheit zu so viel Wohlstand gebracht.
Wir nutzen Notebooks, Smartphones und Tablets, ohne ihre Arbeitsweise zu verstehen, wir treffen politische Entscheidungen, ohne ihre Tragweite zu erfassen und wir orientieren uns lieber an Schlagworten und Überschriften, als an Fakten. Emil Kowalski betrachtet in seinem Roman in welchem Verhältnis diese Dummheit und Unwissenheit zum Erfolg des Westens steht.
Wir sind alle dumm
Emil Kowalski lehnt die Vorstellung ab, es gäbe eine Mehrheit an dummen Menschen und eine kleine, besonders kluge Elite."Eine Koryphäe auf dem Gebiet irgendeiner Wissenschaft ist ein totaler Laie auf anderen Gebieten." – Emil Kowalski
Spätestens mit der technischen Entwicklung sind alle Universalgenies verschwunden, sagt der Autor. Heute sind wir alle aufeinander angewiesen und jede*r tut das, was er*sie eben kann.
Selbst die Demokratie basiert auf der Einsicht, unvollkommen und dumm zu sein, erklärt Kowalski. Es gibt bei uns schließlich keine*n überlegene*n König*in, der*die das dumme Volk beherrscht.
"Wir haben gesagt, auch die Regierenden sind unvollkommen ignorant, sprich dumm. […] Checks and Balances, das ist nichts anderes als die Akzeptanz, dass auch die Regierenden dumme Menschen sind letzten Endes." – Emil Kowalski
Unser Mangel an technischem Verständnis
Wie der Buchdruck bei seiner Entstehung funktionierte, können wir uns vermutlich alle gut vorstellen. Aber wie unsere technischen Geräte heutzutage funktionieren, überschreitet die Vorstellungskraft und das Verständnis der allermeisten.
"Wir denken darüber gar nicht erst nach. Denn wenn wir denken würden, dann wäre das zu kompliziert und wir könnten das [das technische Gerät] gar nicht mehr nutzen." – Emil Kowalski
Er vergleicht das mit dem Laufen: Das tun wir einfach ohne einen Gedanken darüber zu verlieren. Aber wenn wir beginnen würden, uns vorzustellen, das Bein zu energetisieren, um es anzuheben, nach vorne zu schieben und abzustellen - das würde sehr lange dauern und nach ein paar Schritten würden wir vermutlich anfangen zu stolpern.
Praktische Intelligenz
Unsere Gesellschaft fordert heute nicht mehr viel von uns, sagt Kowalski. Wir leben nicht in der Gefahr zu verhungern oder von einem wilden Tier getötet zu werden, wie es früher der Fall war.
"So ein Herr oder Frau Neandertaler waren permanent mit Sachen konfrontiert, bei denen sie nachdenken mussten, was sie zu machen haben damit sie das überleben." – Emil Kowalski
Die Anforderungen an die Schlauheit und Reaktionsfähigkeit waren damals auf jeden Fall wesentlich höher, als in unserer gezähmten Zivilisation heute, meint Emil Kowalski.
Artikel teilen: