Equal Care- und Mental Load-Trainerin Jo Lücke im Interview
Von Sophia Rauchhaus
Warum ist Hausarbeit immer noch nicht gerecht unter den Geschlechtern verteilt? Dieser Frage gehen wir im Interview mit Jo Lücke nach.
Lass uns einen kurzen Ausflug in die Kindheit machen
Ich habe ein paar Fragen für dich und ich wette, ich kenne die Antwort. Aufgepasst:
Welches von deinen Elternteilen ist früher immer zum Elternabend in der Schule gegangen?
Wer hat deinen Koffer für den Urlaub gepackt?
Und wer wusste immer, wo die Butter ist?
Lass mich raten: die Mutter? Putzen, waschen, kochen, macht meistens nur eine im Haushalt: die Frau. Im Schnitt verrichtet sie daheim mehr als doppelt so viel Arbeit wie ihr Mann - Gender Care Gap nennt man das.
Was es mit der Gender Care Gap auf sich hat
Hausarbeit ist in den meisten Familien nicht gleich verteilt, Frauen Mitte 30 verrichten im Schnitt mehr als doppelt so viel Hausarbeit wie Männer. Dabei nehmen sich moderne Paare durchaus immer häufiger vor, die Hausarbeit 50/50 aufzuteilen. Am Ende klappt das selten. Genau über dieses Thema spreche ich mit Jo Lücke, sie ist Trainerin für Equal Care und Mental Load. Sie beantwortet mir unter anderem die Frage, warum gerade Heteropaare immer wieder in diese alten patriarchalen Rollen reinrutschen. Außerdem erzählt sie von verunsicherten Vätern und ausgelaugten Müttern, sie erklärt, was romantisch ist an einem Putzplan und warum geteilte Arbeit beiden nützt.
Über die Gender Care Gap
Jo Lücke im Interview
Wie kann man Hausarbeit gerecht aufteilen?
Jo Lücke empfiehlt, das knallhart gegeneinander aufzurechnen: Wer tut was und wie lange dauert das insgesamt. Dafür hat sie übrigens auch einen Test erstellt. Ihren Equal Care-Test kannst du kostenlos im Netz als PDF runterladen. Mit dem kann man Hausarbeit für die Zukunft gerechter aufteilen - dafür muss der mutwillig inkompetente Teil (um "Weaponized Incompetence" geht's gleich weiter unten) der Beziehung manches vielleicht nachlernen und dabei muss der andere Teil geduldig sein.
Jo bietet ansonsten Kurse für Unternehmen und Paare an und macht auch auf Instagram und TikTok auf das Patriarchat in der Putzkammer aufmerksam. Dabei geht sie unter anderem auch auf die Weaponized Incompetence ein.
Du kennst sicherlich diese ganzen Klischees: Der Mann geht in den Supermarkt und bekommt es nicht hin, sich an eine simple Einkaufsliste zu halten. Der Mann findet Objekt XY nicht im Kühlschrank. Der Mann ist unfähig, Windeln zu wechseln. Und so weiter und so fort. "Mann tut dies – Frau tut das." Klingt für mich ein bisschen vereinfacht, nach Mario Barth irgendwie. Jedoch ein bisschen was ist dran. Bei der Weaponized Incompetence geht es darum, dass vermeintliche Inkompetenz als Waffe benutzt wird - ganz nach diesem berühmten Zitat:
"If someone ever asks you to do something for them, do it really bad so you never have to do it again" - Paris Hilton
Aber ist es nicht so, dass auch Frauen sich manchmal ungeschickt anstellen, zum Beispiel am Sicherungskasten oder am Automotor? Ja, auf jeden Fall. Deshalb können viele Frauen auch bis jetzt noch keinen Fahrradreifen wechseln. Aber: Solche Haushaltsaufgaben - Glühbirne wechseln, Nagel in die Wand hämmern, etc. machen den wesentlich kleineren Teil der Hausarbeitszeit aus. Unterm Strich machen Frauen also ein schlechtes Geschäft.
Am Ende schadet Weaponized Incompetence beiden
Sie arbeitet mehr im Haushalt und verliert dabei auch noch den Respekt vor ihm als Erwachsenen. Nicht selten betrachten Frauen ihre Partner am Ende bloß noch als ein weiteres Kind in der Familie.
Die Illustratorin Lily O'Farrell beschreibt dieses Phänomen anschaulich in einem ihrer Comics:
Wie teilst du dir mit deinem*deiner Partner*in die Haus- und Pflegearbeit auf?
Verrat es uns via Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp an die 089 360 550 460.
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