Wenn einmal im Monat die rote Rosi vorbeischaut und dich mit Bauchschmerzen und Fressflashs beglückt, dann ist das sicherlich kein Luxus. Und schon gar nicht die Tampons, die du dir dafür kaufen musst. Deshalb fordern unter anderem das NEON Magazin und einhorn Kondome den Bundestag in einer Petition auf, die Luxussteuer auf Periodenprodukte abzuschaffen. #keinluxus
Man kauft sie neben Äpfeln und Shampoo im Supermarkt und denkt gar nicht groß darüber nach, was es eigentlich heißt für etwas mehr Geld auszugeben, obwohl es offenkundig notwendig ist.
Der Zyklus der Frau wird also versteuert
Es ist nun einmal so, dass circa die Hälfte der Weltbevölkerung einmal im Monat blutet. Und dass Hundefutter mit sieben Prozent besteuert wird, hingegen Babynahrung mit dem Luxussteuersatz, ist genauso lächerlich wie die Periodenprodukte höher zu versteuern. Als vor fast 100 Jahren das moderne deutsche Steuersystem entstand, nahm man Rücksicht auf die Landwirte, die oft schlecht lesen und schreiben konnten. Weil Umsatzsteuer und Einkommensteuer zu viel Verwirrung auslösten, wurden die Dinge für die Landwirte vereinfacht. Deshalb werden alle Produkte aus dem Land- und Gartenbau wie zum Beispiel Schnittblumen und Weihnachtsbäume mit dem ermäßigten Steuersatz behandelt. Trotzdem absurd, dass der weibliche Zyklus versteuert wird, nur weil die Landwirte vor 100 Jahren keine besonders gute Bildung genossen.Deutschland ist mit dieser Steuer ziemlich zurückgeblieben
Während Länder wir Kanada, USA, Südafrika, Kenia, Indien, Malaysia und Australien die sogenannte Tampon Tax schon gänzlich verabschiedet haben und derartige Hygieneartikel mit null Prozent besteuern, versagt Deutschland und liegt sogar noch hinter Russland und China. Lediglich Schweden führt noch weltweit mit 25 Prozent Mehrwertsteuer.Höchste Zeit für eine Revolution!
Den Steuersatz für Produkte des täglichen Gebrauchs, wie etwa Lebensmittel, fordert jetzt auch die Petition von NEON und einhorn für Periodenprodukte. Über 160.000 Unterschriften sind online zusammengekommen. Das ist mehr als das Doppelte, was das Ziel von 70.000 Unterschriften, um die Diskussion in den Bundestag zu tragen, forderte.Dass es einen allgemeinen Drang zur Änderung des Steuersatzes gibt, zeigt das Tampon Book. Mit einem Paket von 15 Tampons plus 46 Seiten mit Geschichten übers Menstruieren, illustriert von Ana Curbelo, wird gegen Steuerdiskriminierung protestiert.
Es heißt warten
Die Petition war ein erster Schritt. Doch jetzt bleibt abzuwarten, ob das Finanzministerium, das das Thema eigentlich betrifft, am Ende auch über eine Veränderung der Besteuerung entscheidet. Da sieht es nur leider grundsätzlich schlecht aus. Dort heißt es nämlich, dass der Steuersatz von 19 Prozent die Regel sei und für alle Hygieneprodukte gelte - unter anderem auch für Toilettenpapier oder Windeln. Dass Periodenprodukte aber nur eine bestimmte Gruppe Mensch betrifft und damit diskriminierend ist, kapieren die wohl nicht. Außerdem stünden die Regelungen im Einklang mit den Vorgaben der europäischen Mehrwertsteuer-Systeme (wobei wir uns dann schon fragen, unter welcher Ausnahme Großbritannien, Luxemburg und Frankreich agieren, die die Tampon Tax massiv gesenkt haben. Irland hat sie sogar komplett auf Null gesetzt).Dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts einen Aufpreis zahlen müssen, ist höchstgradig unvereinbar mit unserem Grundgesetz. Es geht hier einfach schon lange nicht mehr um ein Paar Cent, die sich die Frau damit spart, sondern um die gleiche Stellung der Geschlechter. Man kann nur hoffen, dass das so auch in der Politik und vor allem beim Finanzministerium ankommt.
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