Plattenladen verbannt Morrissey

Plattenladen verbannt Morrissey

Jetzt hat er's sich endgültig verscherzt

Spillers Records in Cardiff, der vermeintlich älteste Plattenladen der Welt, nimmt Morrissey wegen seiner rechter Gesinnung aus dem Sortiment.

Mit seinem letzten Auftritt bei The Tonight Show mit Jimmy Fallon sendet Morrissey nicht nur musikalische Botschaften. Der ehemalige The Smiths-Frontmann trägt einen kleinen Pin der For Britain-Partei am Revers. Es ist ja kein Geheimnis, dass Morrissey - vorsichtig ausgedrückt - eher konservativ tickt. Aber die Partei For Britain steht vor allem für Nationalismus und Islamfeindlichkeit.

Kleiner Pin, große Wirkung

Die Webseite der Partei wirbt direkt auf der Startseite mit dem Slogan "For the forgotten majority" und einem Foto der Partei Gründerin Anne Marie Waters. Die hat 2017 nach ihrer Niederlage bei der Vorstandswahl für die rechtspopulistische UKIP-Partei (genau, die mit dem unsympathischen EU-Gegner Nigel Farage) kurzerhand die Partei For Britain gegründet und deren Kampagne ist kein Stück menschlicher als die der UKIP. Waters dankte Morrissey nach seinem TV-Auftritt für seine Unterstützung und für die publikumswirksame Parteiwerbung.

Auch der älteste Plattenladen der Welt, Spillers Records in Cardiff, zieht seine Konsequenz aus Morrisseys Auftritt und seinem rechts-orientierten Verhalten der letzten Jahre. Der Laden verkündet, dass er nicht länger Platten von Morrissey verkaufen werde und eigentlich schon viel früher damit hätte aufhören sollen.

Tierschützer und Menschenfeind?

In den letzten Jahren hat sich Morrissey nicht gerade mit Statements der Nächstenliebe geschmückt. Er lästerte über den Akzent des muslimischen Bürgermeister Londons ("He could not say the words 'mental health'. The Mayor of London! Civilisation is over!"), äußerte sich wiederholt als Immigrations- und EU-Gegner ("England is a memory now. The gates are flooded and anybody can have access to England and join in.") und bezeichnete das chinesische Volk als eingefleischter Tierschützer wegen gängiger Tierquälerei als "minderwertige Spezies". 

Die ewige Diskussion: Kunst vs. Künstler*in

Heute erscheint Morrisseys Album California Son und damit stellt sich uns wieder die ewige Frage, die auch schon in Bezug auf R. Kelly und Michael Jackson immer wieder aufkam: Kann und muss die Kunst vom Künstler oder von der Künstlerin getrennt werden, wenn er oder sie als Menschen in Frage zu stellen sind? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Als eine Art öffentliches Medium spürt (wie auch wir) Spillers Records eine gewisse Verantwortung. Wir haben den Plattenladen in Wales bereits getestet und können nachvollziehen, woher der Anspruch kommt. Das Sortiment ist klein und ausgewählt, jede Platte wird liebevoll vorgestellt. Was sollten die Ladenbetreiber*innen denn auch auf den Einleitungstext von Morrisseys neuem Album drucken? "Neue Mukke vom rechten Grantler"? Wohl kaum.

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