Religiöse Vertreter*innen wollen ein Konversionstherapie-Verbot

Religiöse Vertreter*innen wollen ein Konversionstherapie-Verbot

Homosexualität ist KEINE Krankheit: Das versteht so langsam die ganze Welt

Selbst im Jahr 2020 gibt es noch einige minderbemittelte Leute, die nicht verstehen, dass Homosexualität KEINE Krankheit ist und Konversionstherapien anbieten um Betroffene zu "heilen". Jetzt setzen sich selbst religiöse Instanzen gegen Konversionstherapien ein. Zeit wird's!


Konversionstherapie

Konversionstherapie wird eine Gruppe von umstrittenen Methoden der Psychotherapie genannt, welche die Abnahme homosexueller Neigungen und die Entwicklung heterosexueller Potenziale als Ziel postulieren. Alle führenden internationalen psychiatrischen und psychologischen Fachgesellschaften lehnen solche Behandlungsversuche ab, da sie im Widerspruch zu den heute in Psychiatrie und Psychologie etablierten Auffassungen von Homosexualität stehen und schädigende Wirkung für die Therapierten haben können. 


Religiöse Vertreter*innen fordern Verbot


Weltweit haben sich mehr als 370 religiöse Vertreter*innen in einer Erklärung für ein globales Verbot der Konversionstherapie und für ein Ende der Kriminalisierung von Menschen aus der LGBTQ+-Community ausgesprochen. Vielfalt ist hier das Stichwort, denn die 370 Oberhäupter stammen aus 35 Ländern dieser Welt und gehören den verschiedensten religiösen Gruppierungen an (christlich, muslimisch, buddhistisch, Sikh, ...). Prominenz ist auch vertreten: Zu den bekannten Befürwortern der Bewegung zählen unter anderem der ehemalige südafrikanische Erzbischof, Menschenrechtler und Friedensnobelpreisträger Desmond M. Tutu und der ehemalige Oberrabbiner von Irland, David Rosen.



Die Kampagne wurde von der Organisation "Global Interfaith Commission on LGBT+ Lives" geleitet. Die Erklärung der 370 religiösen Vertreter*innen wurde am 16. Dezember dem britischen Außenministerium bei einer Konferenz vorgestellt. 


Die Unterstützer*innen der Erklärung betonen, dass alle Menschen ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität oder geschlechtlichen Ausdrucksform "ein wertvoller Teil der Schöpfung und der natürlichen Ordnung sind". 

Nach der Konferenz äußerte sich Boris Johnson, Premierminister des Vereinigten Königreichs, und wiederholte sein Versprechen dieses Verbot einzuführen. Bereits im Juli äußerte sich Johnson zu dieser Thematik mit den Worten "absolutely abhorrent" und "has no place in this country". Bislang hat die Regierung Großbritanniens noch keine Details des Verbots veröffentlicht. Forschungsarbeiten sollen allerdings laufen und die Pläne werden demnächst veröffentlicht. Zeit wird's!

Gibt es Argumente gegen das Verbot?


Gegen das Gesetz haben die wenigsten etwas. Einige Aktivist*innen warnen allerdings vor Begrifflichkeiten. So ist zum Beispiel die die Definition des Begriffs "Konversionstherapie" und seine Beziehung zu allen LGBTQ+-Personen noch nicht ganz klar. Transgender zum Beispiel könnten sich durch dieses Verbot ausgeschlossen fühlen, denn es ist zu befürchten, dass sich das Gesetz nur auf die Sexualität bezieht und nicht auf die geschlechtliche Identität. Auch Therapeut*innen, die nichts mit Konversationstherapien zu tun haben, sondern Menschen mit Transidentität helfen, könnten durch so ein Verbot in eine Grauzone rutschen. Gegenüber BBC bringt ein Therapeut die Thematik gut auf den Punkt:
"If the government do finally ban conversion therapy, they need to be clear on what it means, because it could do more harm than good. Especially for trans healthcare."
Also: Das Gesetz ist dringend notwendig, wichtig und sinnvoll - allerdings muss man bei der genauen Ausformulierung aufpassen. Zu schnell sollte das im Vereinigten Königreich jetzt nicht gehen. Die Zeit um das Gesetz perfekt zu machen um niemanden auszuschließen muss drinnen sein.

Wie ist die Lage in Deutschland?


Konversationstherapie ist in Deutschland erst seit diesem Jahr verboten oder besser gesagt eingeschränkt. Im Jahr 2019 hat Jens Spahn einen Gesetzesentwurf eingebracht, welcher Mitte diesen Jahres in Kraft getreten ist. Das Gesetz verbietet das Bewerben von Therapien und die Durchführung bei Minderjährigen. Kritiker*innen geht dieses Verbot noch nicht weitgenug. Der Lesben- und Schwulenverband, Linke und Grüne wollen das Schutzalter von 18 auf 26 erhöhen. Außerdem sollten Eltern oder Sorgeberechtigte zur Rechenschaft für solche "Umerziehungsversuche" gezogen werden können. Hoffentlich wird in den nächsten Jahren an dem Gesetz noch bisschen herumgeschraubt. Immerhin ist es jetzt schon mal da - war allerdings auch überfällig: 2020 sollte sowas schon lange Standard sein.

Jens Spahn zu dem Gesetzesentwurf:
"Homosexualität ist keine Krankheit. Daher ist schon der Begriff Therapie irreführend. Wir wollen sogenannte Konversionstherapien soweit wie möglich verbieten. Wo sie durchgeführt werden, entsteht oft schweres körperliches und seelisches Leid. Diese angebliche Therapie macht krank und nicht gesund. Und ein Verbot ist auch ein wichtiges gesellschaftliches Zeichen an alle, die mit ihrer Homosexualität hadern: es ist ok, so wie du bist." - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn


Aus eigener Erfahrung

egoHörer Sven konnte seine Sexualität lange nicht offen ausleben. Er hat uns von seinem Leidensweg erzählt und davon, wie er jetzt anderen hilft. Bei Sitzungen mit einem Psychiater und katholischem Priester wurde ihm beispielsweise ins Gesicht gesagt, dass Svens Homosexualität eine schlimme Sünde sei. 
"Der [Psychiater] hat dann nur gesagt, das sucht man sich selber aus [...]. Das waren ganz schwierige Sitzungen, ich bin immer schweißgebadet nach einer Stunde da raus gekommen." - egoHörer Sven

Das ganze Interview mit Sven kannst du dir hier noch einmal anhören.

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