"Schauspielen kann auch Befreiungsmöglichkeit sein"
Prof. Margarete Schuler im Gespräch
Traumjob Schauspieler*in? Margarete Schuler erklärt uns worauf es wirklich ankommt - zumindest an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.
Die Schauspieler Einheitsfront
Die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin ist eine der heiß begehrtesten im deutschsprachigen Raum. Prominente Schauspieler*innen wie Lars Eidinger und Corinna Harfouch gehören zu ihren Absolvent*innen. Matthias Schweighöfer war auch mal drauf, wurde dann aber vorzeitig von Til Schweiger entdeckt. Wie der Namensgeber Ernst Busch schon andeutet, steht die Schauspielschule in sozialistischer Tradition. In der DDR wurde die einstig private Schule zu einer staatlichen und gewann an Ansehen. Die sozialistische Theaterphilosophie Bertolt Brechts beeinflusst die Lehrmethoden der Schule bis heute.
Wir haben mit Prof. Margarete Schuler, der Leiterin des Ressorts Schauspiel, über Vorsprechen, gute und schlechte Schauspieler*innen und die Wichtigkeit des Theaters als Bildungseinrichtung gesprochen.
"Wenn man genau schaut, spielt jeder Mensch in seinem Leben verschiedenste Rollen. Man ist sich im Alltag nur nicht immer so bewusst darüber" - Margarete Schuler
"Schauspielen kann auch Befreiungsmöglichkeit sein"
Im Gespräch mit Prof. Margarte Schuler
Vorsprechen
Jedes Jahr bewerben sich über 1.000 Schauspielanwärter*innen an der Ernst Busch. Alle diese Personen bekommen dann in der ersten Runde Vorsprechen eine Chance. Wer es in die zweite Runde schafft muss vor allem "soziale Fantasie" mitbringen und sich in andere Lebensumstände hinein versetzen können. Besonders an der Ernst Busch ist, dass alle Bewerber*innen persönliches Feedback bekommen. Das Vorsprechen besteht aus zwei Vorspielen: einen klassischen und einem modernen Text. Außerdem ein Lied. Das Lied kann im Endeffekt jedes sein, wichtig ist die Art des Vortrages.
"Es geht nicht darum, dass jemand wahnsinnig gut singen kann und die Töne toll trifft. Es geht wirklich darum, dass jemand versteht das man ein Lied dazu benutzen kann um eine Geschichte zu erzählen." - Margarete Schuler
Gibt es einen bestimmten Typ, der unter den Bewerber*innen immer wieder vorkommt?
"Eine spezielle Begabung oder eine spezielle Fantasie kommt oft vor, die Ernst Busch war ja die nationale Akademie der DDR und ist sehr von Brecht beeinflusst. Also Leute die ein Interesse an sozialen Verhältnissen haben, 'einen sozialen Gestus' nennen wir das" - Margarete Schuler
Sprechen mit Haltung
Was klingt wie der Titel des nächsten GfK Workshops, ist die Beschreibung des Gestischen Sprechens. Gestisches Sprechen ist fester Bestandteil der Methode Ernst Busch. Beeinflusst von Bertolt Brecht bedeutet es, der Text kann neben der literalen Bedeutung sehr viel mehr bedeuten, wichtig ist mit welcher Haltung es gesagt wird. Der Satz "mir ist kalt" hat viele Bedeutungen, je nach dem wie er gesagt wird. "Mach die Tür zu, du Trottel!" oder "umarme mich."
"Sozusagen dass man sich vom lexikalischen Inhalt trennt und die Sprache als ein Material benutzt, mit dem man alles alles alles ausdrücken kann. Nicht nur das was da offensichtlich drinsteht." - Margarete Schuler
Gibt es schlechte Schauspieler*innen?
Manchen Schauspieler*innen würde wohl ein bisschen mehr Handwerk gut tun, trotzdem kann man auch anhand einer persönlichen Ausstrahlung wirken. Das wichtigste, meint Margarte Schuler, sei der Mut sich immer wieder neu auf die Szenen und Dialoge einzulassen. So als würde man sie zum ersten Mal erleben.
"Wenn jetzt ein Schauspieler mir das vorgefertigte einfach abliefert. Also nicht den Mut zu haben, dass was man schon weiß, dann trotzdem neu entstehen zu lassen und aus dem Partner zu nehmen und immer wieder überrascht zu sein was da jetzt passiert. Oder sich auch mal zu gestatten, dass es auch mal anders passieren kann" - Margarete Schuler (lachend)
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