Soziale Ungleichheit

Soziale Ungleichheit

Sarah-Lee Heinrich im egoFM Reflex Interview

Von  Gloria Grünwald (Interview) | Miriam Fischer (Artikel)
Energiepreiskrise, Inflation und die Folgen der Pandemie verstärken die soziale Ungleichheit in Deutschland.

Sarah-Lee Heinrich ist seit Oktober 2021 Bundessprecherin der Grünen Jugend und hat im egoFM Reflex-Interview mit Gloria über soziale Ungleichheit und das neu beschlossene Maßnahmenpaket der Regierung gesprochen. 

Wachsende soziale Ungleichheit

Mitte Februar haben 17 Organisationen und Sozialverbände in einem offenen Brief mehr Hilfe für einkommensschwache Familien gefordert, darunter auch der Paritätische Gesamtverband, das Deutsche Kinderhilfswerk, die Diakonie Deutschland, aber auch die Jusos und die Grüne Jugend. Denn viele Verbraucher*innen leiden seit einiger Zeit extrem unter den hohen Preisen: Die offizielle Inflationsrate in Deutschland lag im Februar - auch aufgrund der Folgen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine - bei 5,1 Prozent. Expert*innen gehen aber sogar davon aus, dass sie auf 7 Prozent steigen könnte.


Was genau eine Inflation ist, was die Inflationsrate aussagt und wie diese gemessen wird, erklären wir hier im egoFM Reflexikon.


Die soziale Ungleichheit hat sich zwar während der Pandemie nochmal verstärkt, die eigentlichen Probleme liegen aber viel tiefer: 

"Es hat jetzt nicht nur etwas mit Corona oder dem Virus zu tun, sondern es ist eigentlich so, dass wir auf eine Situation stoßen, dass wir seit sehr sehr vielen Jahren eine steigende soziale Ungleichheit haben, dass jede fünfte Person im Niedriglohnsektor lebt, dass wir eine krasse Kinderarmut haben, jedes fünfte Kind in Deutschland in Armut lebt und dass es deswegen schon für viele Menschen schwierig war, über die Runden zu kommen, bevor Corona überhaupt kam." - Sarah-Lee Heinrich


Dazu kommt eine aktuelle Preiskrise:

Einerseits die Energiepreiskrise, die sich durch den Krieg in der Ukraine noch extremer wird und andererseits aber auch die steigenden Preise für Lebensmittel, Mieten und ähnliches. Um darauf zu reagieren braucht es kurzfristige und mittelfristige Anpassungen, sagt die Bundessprecherin der Grünen Jugend.
 
Es muss kurzfristig Geld mobilisiert werden, beispielsweise für höhere Heizkostenzuschüsse, dafür, dass Familien mehr Geld bekommen (Stichwort Kinderzuschlag), es muss sichergestellt werden, dass Menschen, die ihren Strom und ihre Heizkosten aktuell nicht zahlen können, keine Probleme mit den Vermieter*innen bekommen und Grundsicherungsempfänger*innen müssen besser abgesichert werden, mindestens über einen Sofortzuschlag, um nur einige der nötigen Sofortmaßnahmen zu nennen.

Aber es werden auch in Zukunft immer wieder Krisen kommen und deswegen brauchen wir vor allem auch langfristige Anpassungen, um ein soziales Sicherheitsnetz zu haben, das wirklich hält, sagt Sarah-Lee Heinrich:
"Wir brauchen eine Lösung dafür, wenn es einen plötzlichen Preisanstieg gibt, den man nicht sofort kontrollieren kann, dann sollten dabei nicht so viele Menschen so schnell Existenznöte verspüren. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass Menschen einfach besser aufgestellt sind. Dafür sorgt man zum Beispiel in dem die Löhne steigen [...], aber auch, dass es bessere Tarifversträge gibt, dass sich nicht so viele Menschen von einem Minijob zum nächsten Minijob hangeln, sondern gut angestellt sind." - Sarah-Lee Heinrich

Außerdem ist eine tatsächliche Grundsicherung extrem wichtig - nicht nur für die unmittelbar Betroffenen, sondern gesamtgesellschaftlich, betont Heinrich.
  • Sarah-Lee Heinrich im Interview
    Stand 16. Februar 2022
  • Reaktion auf das Maßnahmenpaket von Sarah-Lee Heinrich
    Stand 4. März 2022

Das Entlastungspaket der Ampel-Regierung

Um etwas gegen die extrem hohen Energiepreise zu unternehmen und die Verbraucher*innen zu entlasten, hat die Bundesregierung sich auf verschiedene Entlastungsmaßnahmen geeinigt. Es ist natürlich sehr gut, dass es ein Entlastungspaket gibt, um die immensen Kostensteigerungen abzufedern, wird es allerdings nicht ausreichen, sagt Heinrich:
"135 Euro Heizkostenzuschlag reicht einfach nicht, 20 Euro für Kinder in Armut im Monat ist viel zu wenig und auch ein Grundsicherungszuschlag von 100 Euro bleibt hinter dem zurück, was die GroKo damals beschlossen hat." - Sarah-Lee Heinrich

Außerdem zeigen ihr die beschlossenen Maßnahmen deutlich, dass es auch für die Ampelregierung eine soziale Opposition braucht. Denn wenn Sozialverbände, Gewerkschaften und Jugendverbände nicht so viel Druck gemacht hätten - auch in Form des offenen Briefs - dann hätte es vielleicht gar keinen Kinderzuschlag oder Aufschlag auf die Grundsicherung gegeben. Das ist für Sarah-Lee Heinrich ein deutliches Zeichen dafür, wie wichtig es ist, sich jetzt für soziale Gerechtigkeit zusammenzuschließen.

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