#SpreadLove: Liebe im Alltag

#SpreadLove: Liebe im Alltag

Warum der Trend inspirieren kann, aber auch mit Vorsicht zu genießen ist

Es wird vielleicht gleich ein bisschen kitschig: Wir haben uns die Random Acts of Kindness Bewegung einmal genauer angeschaut.




Liebe geben, Glück ernten

Es gibt unzählige Studien zum Thema Glück und Zufriedenheit. Viele der Teilnehmenden berichten dabei davon, dass sie, wenn sie etwas Gutes tun, jemandem helfen oder andere beschenken, einen regelrechten Gute-Laune-Booster bekommen. Und wahrscheinlich kennst du das auch selbst: Man fühlt sich danach optimistischer, selbstbewusster und generell zufriedener. Das hat auch gute Gründe, denn wenn du etwas Nettes machst, schüttet dein Gehirn den Botenstoff Serotonin aus, was wiederum auch als Glückshormon bekannt ist. Und damit ist nicht die allgemeine Höflichkeit gemeint, sondern sich eben mal ganz uneigennützig etwas mehr ins Zeug legen:

Eine Organisation kämpft gegen das Abstumpfen

Besonders die Random Acts of Kindness Foundation hat sich die Menschlichkeit und Freundlichkeit auf die Fahne geschrieben. Die gemeinnützige Organisation wurde 1995 gegründet und will andere inspirieren, bewusst und aktiv freundlich zu sein und so die Freundlichkeit an andere "weiterzugeben". Nicht nur, dass die Organisation mit dem 17. Februar dafür einen eigenen Aktionstag ausgerufen hat – auf der Website der Random Acts of Kindness Foundation findet sich auch sehr viel Inspiration, wie sich das umsetzen lässt. Pädagog*innen, Studierende, Gemeinden, aber auch Privatpersonen bekommen hier Material (zum Beispiel in Form von Bingo-Sheets, Kalendern, Postern und Ausmalbildern), um sich und anderen dabei zu helfen, Liebe und Freundlichkeit auszuleben, gesunde Beziehungen zu fördern und generell positive Veränderung in der Welt zu bewirken. 

Alle Materialien, die du auf der Website findest, sind komplett kostenlos. Die Organisation finanziert sich ausschließlich durch eine*n anonyme*n Spender*in und akzeptiert keine Spenden von anderen – stattdessen ermutigt sie Menschen dazu, mögliche Spenden eher im eigenen Umfeld zu tätigen. Die Ideen für mehr Liebe in der Welt reichen dabei von eigentlich recht normalen und selbstverständlichen Dingen wie anderen die Türe aufhalten oder aufmerksam jemandem zuhören, bis hin zu Dingen, die du ganz bewusst machen kannst, um anderen eine Freude zu bereiten.

Hier mal ein paar Beispiele:

  • Schreib online einen positiven Kommentar.
  • Hinterlass eine nette Nachricht auf einem Zettel in einem Buch aus der Bibliothek.
  • Lächle jemanden Fremdes an.
  • Schreib dir selbst eine positive Nachricht.
  • Geh spazieren und sammle dabei Müll ein.
  • Teil dein Lieblingsbuch, -song oder -rezept mit jemandem.
  • Gib einem lokalen Unternehmen eine gute Onlinebewertung.
  • Back oder bastle etwas für jemanden - auch wenn er*sie grad nicht Geburtstag hat und überrasch ihn*sie damit.
  • Meld dich mal wieder bei Freund*innen, die du lange nicht gesehen hast.

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Ganz viel Online-Liebe

Nicht nur Gutes selbst tun macht viele Menschen glücklich, oft freut man sich auch, anderen bei ihren guten Taten und den darauffolgenden Reaktionen zu beobachten. Auf Social Media ist hier mitunter von einer regelrechten Bewegung die Rede. Unter Hashtags wie #SpreadLove, #NotesToAStranger oder #RandomActOfKindness findet man dazu mittlerweile unzählige Videos und Fotos.

Hier gibt's direkt einen kleinen Serotonin-Booster für dich:



@treatboxlimited We left little boxes around town for strangers to find for Random Acts of Kindness Day and it was so wholesome 🥺❤️ #randomactsofkindnessday #randomactsofkindness ♬ Everybody Wants To Rule The World - The Moving Stills

Random Acts Of Kindness als Business-Modell

Liebe verbreiten gibt dir meist nicht nur emotional etwas, sondern kann auch clever als Marketingstrategie eingesetzt werden. Das La La Land Kind Café in den USA geht mit seinen ziemlich herzigen Videos regelmäßig viral – und ist damit mittlerweile auf der ganzen Welt bekannt. Besonders die Videos von Mitarbeiter*innen des Cafés, die durch die Straßen fahren und fremden Menschen Komplimente aus dem Auto zurufen, sorgen für viele Likes und einige Nachahmer*innen:
@lalalandkindcafe these people impacted over 187 MILLION hearts in 2022!! wait til the end for the sweetest smile ever 🥺💛 / drive-by kindness 2022 compilation #drivebykindness #normalizekindness #spreadkindness #bekind #fyp ♬ original sound - La La Land Kind Cafe



Meinung: Die Schattenseiten von #SpreadLove

So, diese rosarote Zuckerwattenbubble, in die du vielleicht gerade getaucht bist, ist aber auch mit Vorsicht zu genießen und durchaus kritisch zu sehen. Kann es auch schlecht sein, anderen zu helfen? Leider gibt's auch in der Welt der ach so spontanen Akte der Liebe im Netz viele Creator*innen, die nicht ganz ohne Hintergedanken freundlich zu Fremden sind.

Es geht um Klicks und Likes und damit auch um Geld.

Dabei verzichten die TikToker*innen und YouTuber*innen für mehr Likes auch öfter mal darauf, die Menschen, denen sie etwas "Gutes tun" um Erlaubnis zu bitten, sie zu filmen und das Ganze dann ins Netz zu stellen. Das ist zum Beispiel dem TikToker Harrison Pawluk passiert. Er schenkte einer Frau in einem Kaufhaus Blumen, filmte ihre Reaktion und lud das Video danach ohne ihr Einverständnis auf der Plattform hoch. Das Video ging viral – die Frau allerdings war davon alles andere als begeistert und äußerte sich dazu auch negativ in einem Interview. Sie fühlte sich benutzt und entmenschlicht. In den Kommentaren wurde sie von anderen User*innen als "alte, einsame Frau" bedauert, in der Realität war sie aber gerade in ein Gespräch vertieft und fühlte sich durch das Mitleid herabgewürdigt. Harrison entschuldigte sich darauf öffentlich für das Video, glaubt aber trotzdem fest daran, dass er mit seinem Content andere inspirieren kann.

Kamera läuft, bitte jetzt vor Glück weinen

Andere Creator*innen gehen noch einen Schritt weiter und verteilen nicht nur Zettelchen mit Komplimenten oder Blumensträuße, sondern richtig viel Geld. Und klar, dabei läuft natürlich auch die Kamera und der oder die Beschenkte soll dann bitte auch etwas dafür machen: Sich komplett bloßstellen, die eigene Lebensgeschichte erzählen (am besten noch mit Tränen in den Augen) und über eigene Fehler sprechen. Das ist es letztlich, was die Online-Community begeistert und für Likes sorgt. Das hat allerdings nichts mehr mit selbstloser Nächstenliebe zu tun und Schenker*in und Beschenkte begegnen sich nicht mehr auf einer Augenhöhe, sondern werden in Opfer und Retter*innen-Rollen gepresst. 

Gutes tun, Spenden und Helfen also komplett vom Tisch?

Nein, natürlich nicht. Aber muss man sich damit profilieren? Geht es hier nur noch um den Internet-Fame, ums Geld und den Kick, als Retter*in gefeiert zu werden? Oder steht der Mensch im Vordergrund? Gute Taten verfehlen ihre Wirkung nicht, nur weil niemand zusieht. Und natürlich gibt es auch genug Beispiele, bei denen solche Geschichten mit der Öffentlichkeit geteilt werden, um andere zu inspirieren oder auf eine wichtige Sache aufmerksam zu machen. Dass gute Taten von aller Welt gefeiert werden, sollte letztlich nicht der Anreiz dafür sein, etwas Selbstloses für andere zu tun. 

Deswegen: Fühl dich gern von diesem Artikel dazu inspiriert, mehr als nur die gängige Höflichkeit an den Tag zu legen und jemanden bewusst eine extra Freude zu machen.

Funktioniert gut – auch wenn du es danach ganz für dich behältst.

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