Die Frage aller Fragen: Was hörst du?
Frühling Pre-Corona, ein Tinder-Date in einer Kneipe mit Zugang zum Wasser. Es ist 17 Uhr, die Sonne scheint noch warm. Alles fühlt sich nach Frühling an. Du bestellst dir ein Radler, setzt dich mit deinem Date an den Fluss. Nach einer schüchternen Begrüßung die erste Frage: "Und was hörst du für Musik?" Cut. Es kam nicht die Antwort, die du hören wolltest. Plötzlich ist es gar nicht mehr sooo warm, oder? Dir ist etwas kalt und der Geruch der Person gegenüber ist irgendwie doch gar nicht so angenehm, wie du am Anfang dachtest. Die ganze gefühlte Romantik schwindet und du weißt: Ihr seid nicht kompatibel. Gefühlt bleibt die Frage nach den Musikpräferenzen immer eine sehr persönliche - je nach Antwort, machen wir uns - gerade bei Personen, die wir noch nicht so gut kennen - schon mal ein grobes Bild über sie.Musikgeschmack sagt etwas über die Persönlichkeit aus
Dieser Zusammenhang wird schon seit einiger Zeit untersucht. Wissenschaftler*innen sind sich ziemlich einig darüber, dass dein Musikgeschmack mit deinem Charakter zusammenhängt. In der Studie Musical Preferences are Linked to Cognitive Styles, wird ein Zusammenhang zwischen Persönlichkeitseigenschaften und dem Musikgeschmack hergestellt. Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Empathievermögen. Die Studie definiert Empathie als:"The ability to identify, predict, and respond appropriately to the mental states of others"
Unser Musikgeschmack sagt doch mehr über uns aus, als wir dachten...
So zeigen die Ergebnisse der Studie zum Beispiel, dass Menschen, die sie als Type E (sehr empathisch) einstufen, zum Beispiel eine Vorliebe für sanftere Genres wie R'n'B oder Softrock haben. Im Gegensatz dazu stehen Menschen, die sich auf der anderen Seite des Empathiespektrums bewegen, die also eher eine Vorliebe fürs Systematisieren und "logisch Denken" haben, in der Studie bei Type S. Diese bevorzugen musikalisch eher "Intense dimension"- Genres. Das können zum Beispiel Heavy Metal oder Hardrock sein. Die Empathiker*innen des Type Es stehen außerdem auf Musik, die als "gentle, warm, and sensual" beschrieben wird. Außerdem deprimierende, traurige Musik und Songs mit emotionaler Tiefe. So viele Gefühle... Ob fröhliche Musik dich übrigens tatsächlich aus einem Tief ziehen kann, konnte wissenschaftlich bisher noch nicht bewiesen werden.Gefühlt logischer Menschenverstand
Musikpsychologe David Greenberg von der Universität Cambridge konnte mit seiner Studie den Zusammenhang von Musik und Persönlichkeit bestätigen. Selbstbewusste Menschen hören laut seiner Studie oft vorrangig positive Gute-Laune-Songs. Dass Musik einfach nur eine Form von Kunst oder Unterhaltung ist, die wir einfach ohne Muster wahllos konsumieren, glaubt David Greenberg nicht. Er sagt:"The idea that music is solely entertainment, or even just a pure aesthetic experience, is very misguided. Music is a form of language. It’s a part of human evolution, and it’s deeply embedded into our brains."
Welche der 16 Persönlichkeitstypen welches Genre bevorzugen, kannst du dir hier noch einmal genau anschauen.
Zusammenhang weltweit
In einer weiteren Studie, die Dr. Greenberg ebenfalls geleitet hat, untersuchten Forscher*innen diesen Zusammenhang mit Teilnehmer*innen aus über 50 Ländern und sechs Kontinenten. Sie sollten in einem Fragebogen ein paar Fragen zu ihrer Persönlichkeit beantworten und dann anschließend Musikbeispiele aus fünf unterschiedlichen Richtungen (mellow, unpretentious, sophisticated, intense und contemporary) bewerten. Auch dabei kam heraus: extrovertierte Menschen hören am liebsten aktuelle Musik mit schnellem Tempo und elektronischen Einflüssen, gewissenhafte Personen sind allerdings keine Fans von sehr intensiver lauter Musik. Ähnliche Ergebnisse also, wie schon in der vorherigen Studie. Bei dieser weltweiten Befragung stellte sich aber noch etwas heraus:
Der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Musikgeschmack ist weltweit gleich.
Also egal ob eine extrovertierte Person jetzt in Indien lebt oder in Österreich, beide mögen aktuelle, schnelle und elektronische Musik am liebsten."The fact that these patterns are popping up all over the world [...] points to music as a possible bridge between people from different cultures." - David Greenberg
Wenn du dir jetzt denkst: "Hm ich bin zwar extrovertiert, hör aber nicht gern elektronische Musik…": Die Forscher*innen sind sich bewusst, dass natürlich mehr als nur ein Persönlichkeitsmerkmal auf uns zutrifft und im Endeffekt auch unser Musikgeschmack eine bunte Mischung ist. Trotzdem hoffen sie, dass diese Erkenntnisse in bestimmten Bereichen helfen. Musik könnte zum Beispiel eine größere Rolle in der Therapie spielen oder auch helfen, soziale Spaltung weltweit zu überwinden.
Musik analysieren oder doch einfach nur genießen?
Menschen sind ja nicht unabhängig von ihrem Umfeld und wenn in einem Umfeld Logik einen größeren Stellenwert hat als Empathie, ist es irgendwie schlüssig, dass Ergebnisse für die Gruppe verallgemeinert werden können. Aber sind Menschen einfach nur in Genres kategorisierbar? Oder sollten wir das Genre-Schubladendenken sowohl bei Musik als auch bei unseren Mitmenschen nicht lieber einfach ablegen und zusammen neue Musik entdecken?Passt dein Persönlichkeitstyp zu den von der Studie herausgefundenen Musikgenre? Kommentier auf der egoFM Facebook-Seite oder schreib uns an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp an die 089 360 550 460!
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