Wir befinden uns mitten in der egoFM Stimmwoche, in der sich alles um die menschliche Stimme dreht. Nur logisch, dass wir da auch mal Jobs anschauen, die nur mit ihrem Stimmorgan arbeiten.
Der Beruf als Sextelefonist*in
Es gibt ganze Berufsgruppen, die ausschließlich mit ihrer Stimme arbeiten: Sänger*innen und Rapper*innen, der*die Ansager*in am Fahrgeschäft auf der Wiesn und... Telefonisten*innen! In einem Telefoninterview mit Vanessa wollen wir mehr über den Beruf als Sextelefonistin erfahren und mal mit einigen Klischees aufräumen.
Sexcallerin Judith über ihren Beruf
Das Interview zum Nachhören
Die fremde Stimme am anderen Ende der Leitung
"Hallo hier spricht Vanessa und ich freu mich, dass du mich anrufst."
Mit einer erotisierten Stimme und leichtem schwäbischen Akzent haucht Vanessa die Worte in ihren Telefonhörer. Vanessa ist aber keine normale Telefonistin aus dem Callcenter, sondern betreibt beruflich Telefonsex und eine eigene Agentur. Vanessa ist auch nicht ihr wirklicher Name, sondern eins von Judiths vielen Pseudonymen.
Pseudonyme legt sich eigentlich jede Frau im Telefonsex-Business zu, berichtet Judith Wendt, die Inhaberin der Agentur Frauenpower. Das sorgt für einen Deckmantel, der die Privatsphäre schützt und hilft, die Illusion des Geschlechtsverkehrs mit einer fremden Person am Hörer aufrecht zu erhalten. Auch die Männer machen das übrigens, denn vom Handwerker bis zum Banker ruft jeder bei Judiths Agentur an - klar, dass man da anonym bleiben will.
Was macht den Job als Erotik-Caller*in so attraktiv?
Judith könnte sich keinen besseren Job vorstellen denn: er ist vielseitig, macht Spaß und ist sehr abwechslungsreich, vor allem in Bezug auf die sexuellen Vorlieben der männlichen Kunden. Außerdem sind die Gestaltungsmöglichkeiten sehr individuell - zumindest in der Agentur von Judith. Sie bietet sowohl Stellen auf 450 Euro-Basis für ihre angestellen Damen an, ermöglicht den Callerinnen aber auch das selbständige Arbeiten in ihrer Firma.
Bügeln die Damen während des Telefongesprächs?
Nein, das Klischee ist völliger Quatsch, wie uns Judith bestätigt. Denn Dienstleistung bleibt Dienstleistung - schließlich erwarten Kund*innen am Telefon auch das, für was bezahlt wird. Sind die Telefonist*innen nicht voll und ganz auf das Gespräch fokussiert, merkt das die Person auf der anderen Seite der Leitung und legt schneller auf, als du "Bügeleisen" überhaupt sagen kannst.
So unterschiedlich Vorlieben auch sind: Wo sind die Grenzen?
Im Bereich des Telefonsex gibt es einen freiwilligen Kodex, an den sich die meisten Dienstleister*innen auch halten: Inzest, also Fantasien mit Familienmitgliedern und Verwandten sind zum Beispiel tabu. Das selbe gilt auch für Sodomie, der Fachbegriff für sexuelle Aktionen mit Tieren.
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