Als Kellner*in hörst du oft billige Ausreden von Gäst*innen, die kein Trinkgeld geben. Umgekehrt finden wir uns als Gäst*innen manchmal selbst in der unangenehmen Situation wieder, nicht so genau zu wissen, ob und wie viel Trinkgeld angebracht wäre. Wir klären auf!
Inhalt
- Erfahrungen aus der Gastro
- Die billigsten Ausreden, kein Trinkgeld zu geben
- So viel Trinkgeld gibt man im Ausland
- Trinkgeldtaste bei der Kartenzahlung: Vor- und Nachteile
Schluss mit billigen Ausreden!
10 Cent Trinkgeld oder noch besser: gar kein Trinkgeld? Lächeln, bedanken, weiterlächeln. Das hat bestimmt jeder Mensch schon mal erlebt, der irgendwann in seinem Leben in der Gastro gearbeitet hat. Man kriecht jedem in den Hintern, erfüllt den Gäst*innen (fast) alle Wünsche, lächelt so viel, bis man irgendwann Backenschmerzen hat - und das alles für nichts. So läuft es leider zu oft.Die Arbeit eines guten Kellners beziehungsweise einer guten Kellnerin wird meist überhaupt nicht geschätzt. Man rennt acht Stunden durch die Gegend und muss sich eine Menge Scheiß anhören und manche behandeln einen einfach respektlos und abschätzig. Man trifft auf so viele verschiedene Menschen - einige, die extrem freundlich und cool sind, aber auch einige, die das absolut nicht sind. Ganz toll sind zum Beispiel diejenigen, die einen Bündel 100 Euro-Scheine aus dem Geldbeutel ziehen und dir dann aber keinen Cent Trinkgeld geben.
Und dann kommen diverse - oft echt echt billige - Ausreden, die sie sich innerlich zurechtlegen, um ihr schlechtes Gewissen zu besänftigen... Hier ein paar Beispiele, die ich in meiner Gastro-Karriere schon mal gehört habe...
Bescheuerte Gründe, kein Trinkgeld zu geben
- "Was? Man gibt 10 Prozent Trinkgeld? Das wusste ich nicht..."
- "Ich bin so schlecht im Kopfrechnen, sorry"
- "Von den 20 Cent kann sich die Bedienung bestimmt was Schönes kaufen"
- "Trinkgeld gebe ich nicht mehr, es gibt doch Mindestlohn"
- "Ich hab gerade schon für 40 Euro gegessen, da kann ich nicht auch noch Trinkgeld geben"
- "Wenn ich mit Karte zahle geht das ja bestimmt nicht, dann nächstes Mal wieder"
- "Trinkgeld? Ich hatte Hunger und musste 20 Minuten auf mein Essen warten"
- "Der*die Kellner*in trägt Markenschuhe - da ist ja anscheinend genug Geld vorhanden"
- "Wer mir nicht seine Handynummer gibt..."
- "Ich komm ausm Schwabeländle, was willsch mache"
- "Ich hab vorhin beim Bäcker schon Trinkgeld gegeben"
- "Mist, jetzt hab ich gar kein Kleingeld dabei..."
Aber hey, es gibt auch wirklich nette Leute, die die Arbeit und vor allem die Freundlichkeit der Kellner*innen schätzen, sich bedanken und gutes Trinkgeld springen lassen. Dickes Danke an die!
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Trinkgeld im Ausland
Wer gerade aber nicht in seinem Heimatland ist, kann ja schon echt mal ins Straucheln geraten. Immer wieder findet man sich da in peinlichen Situation wieder, weil man einfach nicht weiß, ob man jetzt Tip gibt oder nicht - und wenn ja, wie viel denn?Die goldenen Trinkgeld-Regeln, hier und anderswo - ein paar Beispiele
- Italien, Kroatien & Türkei
- Spanien und Portugal
- Frankreich
- Griechenland
- England
- Benelux-Länder
- Skandinavien
- Nordafrika
- Südafrika
- USA & Kanada
- Südamerika
- Asien
- Australien & Neuseeland
So viel Trinkgeld gibst du in...
Italien, Kroatien & Türkei
Um die fünf bis zehn Prozent sind angemessen. Bei ein bisschen weniger wird dir der*die Kellner*in den Kopf nicht abreißen, wenn du fürs Gedeck bezahlt hast.Spanien und Portugal
Ebenfalls fünf bis zehn Prozent des Rechnungsbetrags. Aber das Geld lässt du hier einfach auf dem Tisch liegen. Obacht: kein Kupfergeld bitte! Das kommt gar nicht gut an.Frankreich
Hier erwarten Kellner*innen schon mindestens zehn Prozent. Das Trinkgeld lässt du auch einfach auf dem Tisch liegen.Griechenland
Auch in Griechenland wird Trinkgeld erwartet, zehn Prozent sind ein guter Richtwert, unter zehn Prozent sollte man nur geben, wenn der Service nicht gut war. Das Trinkgeld wird nicht aufgerundet sondern bar auf dem Tisch liegen gelassen.England
Wenn keine Service-Fee auf der Rechnung steht, kann man mit zehn Prozent Trinkgeld nichts falsch machen; sonst rundet man einfach auf.Benelux-Länder
Im Restaurant ist das Trinkgeld bereits im Preis mit einberechnet. Ungewöhnlich ist, dass man Platzanweiser*innen im Theater oder Kino ein kleines Trinkgeld gibt.Skandinavien
Hier gibt man kein Trinkgeld. Ausnahmen bestätigen die Regel: In Schweden sind zehn Prozent angebracht.Nordafrika
Hier gehört Trinkgeld bei eigentlich allen Service-Leistungen zum guten Ton. Um die zehn Prozent sind angemessen.Südafrika
In Südafrika ist ein Trinkgeld von mindestens zehn bis 15 Prozent normal. Im Restaurant gibst du am Ende der Rechnung mit einem Stift an, wie hoch das Trinkgeld (Gratuity) sein soll. In Bars sind übrigens zwischen zehn und 20 Prozent Trinkgeld normal, dort kannst du einfach aufrunden oder das Trinkgeld bar geben. Allgemein ist es in allen Servicebereichen angemessen Trinkgeld zu geben, denn Servicekräfte haben in der Regel einen geringen Grundlohn.USA und Kanada
Hier ist der Service extrem auf das Trinkgeld angewiesen, denn die Gehälter kalkulieren das Trinkgeld bereits mit ein. Mindestens 15 bis 20 Prozent gelten deswegen als Richtwert.Südamerika
In Chile, Peru, Costa Rica und Ecuador sind meist zwischen zehn und 15 Prozent bereits bei der Rechnung inkludiert, In Kolumbien, Brasilien, oder Argentinien hingegen gibt man das Trinkgeld extra.Asien
In Asien ist beim Thema Trinkgeld Vorsicht geboten, das kann auch ordentlich nach hinten losgehen. In Japan und China hat das absolut keine Tradition - im Gegenteil: die Kellner*innen können sich dann herabgesetzt und beleidigt fühlen. In Thailand oder Malaysia ist beispielsweise dahingehend aber schon westlicher eingestellt.Australien & Neuseeland
Trinkgeld ist hier kein Muss. Wenn du aber außerordentlich guten Service in eher gehobenen Restaurants honorieren willst, machst du mit zehn Prozent nichts falsch.Es ist aber grundsätzlich zu empfehlen, sich vorab immer über die Gepflogenheiten im Land zu informieren, um auf Nummer sicher zu sein!
Trinkgeldtaste bei der Kartenzahlung: Vor- und Nachteile
In den USA ist die Trinkgeldtaste bei Kartenzahlung schon längst üblich und auch in Deutschland setzt sie sich immer weiter durch. Bei der Bezahlung wird dir hier direkt vorgeschlagen, wie viel Trinkgeld du geben möchtest – und zwar in Prozentangaben (meist 7, 10 und 20 Prozent oder eben auch kein Trinkgeld). Die schlechten Ausreden, die wir dir weiter oben schon aufgezählt haben, sind mit dieser Trinkgeldlösung auf jeden Fall hinfällig. Auch Gastromitarbeiter*innen berichten, dass sie hier häufiger und generell mehr Trinkgeld erhalten. Generell seien Kund*innen spendabler, wenn sie mit der Karte zahlen würden. Die Verbraucherzentrale sieht die Taste dennoch auch skeptisch – wirst du hier als Kund*in unter Druck gesetzt? Die Meinungen gehen hier auseinander. Egal, ob mit Karte und Trinkgeldtaste oder bar – Trinkgeld bleibt ein freiwilliges Dankeschön.Gibst du an und für sich gerne Trinkgeld oder findest du es lästig? Schreib's uns an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp an 089/360 550 460
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