Die Zahl der Toten durch Schusswaffen steigt stetig. Nicht erst seit dem Wochenende setzen sich viele für ein strengeres Waffengesetz in den USA ein - auch unsere egoKünstler*innen.
Zwei Amokläufe an einem Wochenende
Dieses Wochenende sind in den USA innerhalb von 24 Stunden 29 Menschen durch Schusswaffenangriffe getötet worden. Am Samstagmorgen erschoss ein 21-Jähriger in einem Einkaufszentrum in der texanischen Grenzstadt El Paso 20 Menschen. Einen Tag darauf, 13 Stunden später, tötete ein 24-Jähriger in Dayton im Bundesstaat Ohio im Oregon District, das bekannt ist für sein reges Nachtleben - neun Menschen.Harte Statistik
Tragödien, die keine Einzelfälle sind, denn mit 250 Schusswaffenangriffen mit mindestens vier Toten alleine in diesem(!) Jahr gehört die die USA zu den Spitzenreitern (das ist mehr als ein Toter am Tag).Trumps Rhetorik
Einen Grund diese Vorfälle sehen viele in der Politik der USA, besonders in der Politik der amtierenden Regierung und der polarisierenden Rhetorik von Präsident Trump. Immer mehr Kritiker werfen ihm vor, dass seine aggressiven Reden gewissermaßen als Brandbeschleuniger wirken würden, indem sie Hass schüren und Gewalt begünstigen.Musiker*innen äußern sich
Unter den Kritikern sind auch einige Prominente und Musiker*innen, die sich mit ihrer Meinung klar gegen den US-Präsidenten stellen. Nachdem Trump am Wochenende sein Mitgefühl auf Twitter geteilt und die Attacke als "Tragödie" und "Akt der Feigheit" bezeichnet hatte, äußerte sich unter anderem auch Popsängerin Rihanna scharf gegen ihn:Musiker*innen setzen sich ein
Neben Popstars wie Rihanna setzen sich auch viele weitere Musiker*innen für strengere Waffengesetze - und gegen Donald Trump als Präsident - ein.Kevin Morby
Der egoKünstler Kevin Morby macht aus seiner Einstellung gegenüber den Waffengesetzen in den USA kein Geheimnis. Und das nicht erst seit dem Anschlag von Orlando (2016), als mal wieder über die Gesetzgebung diskutiert wurde - sich grundlegend aber nichts geändert hat.Die Einnahmen seines fünften Albums Oh My God stiftete Morby an eine Initiative, die sich für eine strengere Waffengesetzgebung in den USA einsetzt. Sein Protestsong "Beautiful Strangers", der sich mit der lähmenden Hilflosigkeit der Musiker und US-Bürger durch die derzeitige Politik befasst, wird der Stiftung Everytown for Gun Safety gespendet.
John Legend
In einem Tweet äußerte sich auch Soulsänger John Legend zu den Attentaten an diesem Wochenende und gibt dem Präsidenten Mitschuld an den sich häufenden Schusswaffenangriffen:"Der Präsident inspiriert regelmäßig Mörder. Er ist ein Teil des Problems." - John Legend auf TwitterZusätzlich fordert er alle Politiker auf sich für ein strengeres Waffengesetz einzusetzen.
My heart aches for El Paso and Dayton. Our nation is experiencing these traumas far too often and we need our leaders to take urgent action: take these weapons of war off the street and fight the evil ideology of white nationalism that motivates many of these terrorists.
— John Legend (@johnlegend) 4. August 2019
Poliça
Auch die Band Poliça will bei politischen Themen wie die Macht der Superreichen, der fortschreitenden Gentrifizierung, der Waffenlobby und dem anhaltenden Rassismus nicht schweigen. Mit ihrer Musik bohren sie in politischen Wunden, wollen Missstände in den USA und der Welt aufzeigen."Ich finde es fast schon respektlos, politische Probleme nicht anzusprechen, den Rassismus in Amerika, Polizeigewalt, die Klassenunterschiede und den Aufstieg der Milliardäre. Ich kann und möchte keine eskapistische Musik machen, also Musik, die mich die Probleme der Welt vergessen lässt. Stattdessen glaube ich an die Tradition des Folk. Songs, die zwar von den Schwierigkeiten des Lebens erzählen, Dich aber gleichzeitig aufbauen und Dich ermutigen, Dich mit anderen Menschen und ihrem Leid zu verbinden" - Channy Leaneagh, Sängerin von Poliça
Tracks gegen Gewalt
Neben Kevin Morby haben noch weitere Musiker*innen Songs gegen Waffengewalt aufgenommen:Sharon Van Etten
Auch Sharon van Etten unterstützt die Stiftung Everytown for Gun Safety und mit den Einnahmen der Single "Not Myself" das Projekt, das sich für strengere Waffengesetzgebung in den USA einsetzt.Kendrick Lamar
Mit der Single "Alright" macht sich Kendrick Lamar für die #Blacklivesmatter-Bewegung stark. Durch die in den vergangenen Jahren aufsehenerregende Fälle von rassistischer Polizeigewalt in den USA wurde der Hashtag zu einer antirassistischen Massenbewegung, die sich auch gegen die weiße Elite und damit die Politik Donald Trumps richtet.Blood Orange
Neben vielen anderen Künstler*innen reiht sich auch Blood Orange in die #Blacklivesmatter-Bewegung ein: Mit dem Track "Sandra's Smile" zollt er den Opfern von Polizeigewalt Tribut und äußert sich öffentlich gegen die aktuelle Politik.Prince
Nachdem im Jahre 2015 sich in den USA Proteste regten, als der Afroamerikaner Freddie Grey bei einem mutmaßlichen rassistischen Übergriff von der Polizei getötet wurde, hat Prince auf seine eigene Art und Weise reagiert und den Song "Baltimore" geschrieben. Das Video zu "Baltimore" wurde erst nach seinem Tod veröffentlicht, doch hier erkennt man ganz klar und deutlich die Forderung nach Frieden und Aussöhnung zwischen Politik und Bürger.Warum tun sich die USA so schwer, wo Neuseeland Konsequenzen zieht?
Im März diesen Jahres wurde in Christchurch, Neuseeland, ein bewaffneter Terroranschlag verübt. Nur wenige Tage nach dem Attentat in Christchurch beschloss die Regierung, in ganz Neuseeland Sturmgewehre und halbautomatische Waffen zu verbieten. Ein Schritt, der in den USA doch schon lange überfällig wäre, wenn man auf die Anzahl der Schusswaffenangriffe schon allein in diesem Jahr blickt?Waffen sind die heilige Kuh der USA
Doch die Meinung, dass Schusswaffen in privaten Händen nichts zu tun hätten, teilt nicht jeder. Eines der größten Probleme ist sicherlich, dass das Recht auf eine Waffe schon über Jahrhunderte in der Verfassung der USA veranktert ist und dieses Recht für viele Amerikaner ein unantastbares Grundrecht darstellt.Als Nicht-Amerikaner hält sich das Verständnis für diese Einstellung in Grenzen. Und auch in der breiten Bevölkerung regt sich mit jedem Amoklauf, jedem Shooting ein bisschen mehr Widerstand. Das macht Hoffnung, dass sich an der Festgefahrenheit und der Macht der Waffenlobby in den USA in nächster Zeit doch etwas ändern könnte.
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