Verlag streicht das N-Wort in der Jim Knopf-Reihe

Verlag streicht das N-Wort in der Jim Knopf-Reihe

Auch die Illustrationen der neuen Auflagen wurden angepasst

Der Thienemann Verlag hat sich dazu entschlossen, die beliebte Geschichte von Michael Ende in die heutige Zeit zu bringen und einige Anpassungen vorgenommen.

Mehr Sensibilität - gerade bei Kinderbüchern

In einer Zeit, in der erkannt wurde, dass die Sensibilität für Sprache und Darstellung wichtig ist, hat der Thienemann Verlag beschlossen, rassistische Begriffe und Illustrationen aus den Klassikern Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer sowie Jim Knopf und die Wilde 13 zu entfernen. Diese Schritte wurden in enger Absprache mit den Nachkommen des Autors Michael Ende und des Illustrators F.J. Tripp unternommen und sollten ganz im Sinne des Autors sein. In der Pressemitteilung des Verlags wird dazu geschrieben:

"Damit Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatzübernehmen, haben Nachlass und Verlag nach reiflicher Überlegung entschieden, das N-Wort zu streichen und die stereotypen Beschreibungen zu reduzieren. Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln."


Ein Schritt in Richtung Inklusion

Der Verlag hat also das N-Wort gestrichen und auch bestimmte Zeichnungen angepasst, um rassistische Stereotypen zu reduzieren. Ziel ist es, eine Welt zu schaffen, in der Kinderbücher frei von diskriminierenden Sprachmustern sind. Die neuen Illustrationen zeigen Jim Knopf nun in einem zeitgemäßeren Licht, ohne die überholten Darstellungen, die früher als normal galten. Das betrifft etwa die übertrieben dick gezeichneten Lippen von Jim Knopf. Allerdings ist dieser nun auch etwas heller als zuvor. Was sicherlich gut gemeint war, ist auch kritisch zu betrachten. Warum, erklärt Anne Chebu. Sie ist unter anderem die Autorin von Anleitung zum Schwarzsein. Gegenüber ZDF heute sagt sie, dass sie sich zwar über die Änderungen freue, vor allem weil nun "Jim Knopf eine Identitätsfigur in afrodeutschen Kinderzimmern sein" kann. Dass "er jedoch heller geworden ist, ist mit Blick auf Colourism kritisch zu sehen".


Was ist Colourism?

Colourism basiert auf rassistischen Denkmustern, dass die Schattierung der Haut Grundlage für mehr oder weniger Diskriminierung bildet. Dabei fällt auch der Begriff des "Shadeism". Ein Beispiel dafür wäre, dass hellere People of Colour eher in Filmen zu sehen sind, als darker-skinned POC.


Die Änderungen des Thienemann Verlags sind dennoch ein Zeichen dafür, dass der Verlag bestrebt ist, Bücher zu veröffentlichen, die alle Kinder willkommen heißen und repräsentieren. Doch das gefällt natürlich nicht allen.

Die AfD und ihre Kritik

Wie zu erwarten hat die Entscheidung des Verlags auch Kritik hervorgerufen, zum Beispiel von der AfD. Deren kulturpolitischer Sprecher in Baden-Württemberg, Rainer Balzer, bezeichnete die Änderungen in einer eigenen Pressemitteilung unter anderem als "Kulturbarbarei" und beschwert sich, "dass deutsche Verlage rasend schnell zu woken Vorfeldinstitutionen von Linken und Grünen mutieren".

Diese Aussage spiegelt die Spaltung wider, die das Thema politische Korrektheit in unserer Gesellschaft hervorruft. Doch es ist wichtig zu betonen, dass es hier nicht um Zensur geht, sondern um eine bewusste Entscheidung, Sprache und Bilder zu verwenden, die niemanden diskriminieren oder ausschließen.

Die Bedeutung von Sprache und Darstellung

Die Überarbeitung der Jim Knopf-Bücher ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, über die Sprache und Bilder, die wir in Kinderbüchern verwenden, nachzudenken. Es geht darum, eine inklusive Gesellschaft zu fördern, in der sich jedes Kind repräsentiert und wertgeschätzt fühlt. Die Entscheidung des Thienemann-Verlags ist ein Schritt in die richtige Richtung und zeigt, dass Verlage eine wichtige Rolle dabei spielen können, positive Veränderungen voranzutreiben.


Noch mehr über den Zusammenhang zwischen Sprache und Rassismus erklären Dr. Natasha Kelly im Artikel "Wie ist der Zusammenhang zwischen Rassismus und Sprache?" und Sensitivity Reader Aşkın-Hayat Doğan im Interview.


Die Welt verändert sich - und das kann man reflektieren

Die Anpassungen in den Jim Knopf-Büchern sind ein notwendiger Schritt, um die Kinderliteratur für alle zugänglich und respektvoll zu gestalten. Es ist ein Beispiel dafür, wie wir gemeinsam eine inklusivere und verständnisvollere Welt schaffen können.

Design ❤ Agentur zwetschke