Was ein Paartherapeut für Beziehungen empfiehlt

Was ein Paartherapeut für Beziehungen empfiehlt

Dr. Wilchfort spricht über Dates, Liebe, richtiges Streiten, Ehe, Sex & Swingen

David Wilchfort, ein Facharzt für psychotherapeutische Medizin, gibt uns Tipps und Tricks, wie eine glückliche Beziehung gelingen kann.

Hast du gewusst, dass Fremdgehen nicht gleich das Ende deiner Beziehung bedeuten muss, dass Verliebtheit das ganze Leben lang anhalten und eine offene Beziehung bereichernd sein kann? Wir haben den Beziehungsexperten zu allen möglichen Themen ausgequetscht - bei rum kam: Liebe ist und wirkt (natürlich) ziemlich individuell. Dennoch hat Dr. David Wilchfort den ein oder anderen wichtigen Tipp für uns...

Eine richtige Anzahl an Dates gibt es nicht

Ebenso wenig wie den einen besten Ort fürs erste Date. Die Hauptsache ist eigentlich, dass sich beide wohlfühlen. Wenn dem so ist, dann spielt es überhaupt keine Rolle, ob man sich im Park, in einer Bar oder im Kino verabredet. Wie oft sich zwei Verliebte treffen sollten, bevor sie eine Beziehung eingehen, kann total unterschiedlich sein. Sieht man sich beispielsweise regelmäßig bei der Arbeit, so kann man sich beim Kennenlernen viel, viel mehr Zeit lassen. Trifft man allerdings im Urlaub auf die große Liebe, dann hat man oft nur wenige Tage Zeit, um dem Gegenüber nahe zu kommen. 

Das 1x1 der Liebe

Gute Neuigkeiten:

Verliebtheit ist keine Phase, die irgendwann zwingend zu Ende gehen muss, sondern ein Status.

Um diesen aufrechtzuerhalten empfiehlt uns der Paartherapeut Dr. David Wilchfort das 1x1 der Liebe. Dafür sollte man täglich einmal eine Minute darüber nachdenken, was an diesem Tag ein schöner Moment der Beziehung war und sich einmal pro Woche gemeinsam darüber austauschen.
Wichtig ist außerdem, immer das Gute im Partner oder der Partnerin zu sehen und sich für die gegenseitigen Wünsche zu interessieren. Gift für die Liebe ist es, aufzuhören das zu tun, was man getan hat, als man verliebt war.

Treue ist Definitionssache

Für manche Menschen beginnt Untreue schon bei intensivem Blickkontakt, bei anderen ist alles, was nicht im Bett endet, vollkommen okay. Wie man mit Treue in einer Partnerschaft umgeht, kann ganz individuell verschieden sein und sagt nichts darüber aus, wie sehr oder wenig man einander liebt. 
Allerdings ist es wichtig, sich auf eine gemeinsame Definition von Treue zu einigen und festzulegen, was in Ordnung ist und was nicht.

Eifersucht ist nicht die Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft

Denn eigentlich ist Eifersucht immer irgendwie begründet. Aber nicht in dem Sinne, dass man immer wenn dieses blöde Gefühl auftaucht auch wirklich betrogen wurde, sondern vielmehr, weil es berechtigt ist, ein solches Gefühl zu haben. Meist ist man deshalb eifersüchtig, weil der Partner oder die Partnerin einem ein Gefühl vermittelt, das den eigenen Selbstwert mindert.

Allerdings gibt es Rettung! Denn man kann tatsächlich lernen, Eifersucht in den Griff zu bekommen - und zwar gemeinsam: Jeder der beiden muss versuchen, sein Verhalten ein Stück weit zu ändern. Wer eifersüchtig ist, dem muss vermittelt werden, dass es keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein. Vielleicht auch durch eine Verhaltensänderung von beiden Partner*innen. Und der oder die Eifersüchtige muss natürlich auch versuchen, dem Gegenüber, das Vertrauen zu schenken, das er oder sie verdient hat.

Fremdgehen muss nicht das Ende einer Beziehung sein

Ein Seitensprung kann eine Partnerschaft beenden, kann aber auch der Beginn einer besonderen Bemühung um die Beziehung sein. Wichtig ist in dieser Situation vor allem, gegenseitiges Verständnis füreinander zu zeigen. Wenn man sich gegenseitig das Selbstwertgefühl zurückgibt, das es für eine gute Beziehung braucht, dann muss Fremdgehen nicht unbedingt das Ende der Liebe bedeuten. Der Paartherapeut Dr. David Wilchfort empfiehlt uns, Verständnis für die Fehler unseres Partners oder unserer Partnerin zu zeigen.

Offene Beziehungen können der Partnerschaft Lebendigkeit verleihen

Was eine offene Beziehung bringt? Natürlich nicht jedem etwas. Viele Paare stellen sich das einfacher vor, als es tatsächlich ist. Wenn man mit dem Gedanken spielt eine offene Beziehung zu führen, sollte man gemeinsam lange und ausführlich darüber nachdenken, ob man es ertragen kann, dass der oder die Liebste auch anderen Menschen nahe kommt.

Viele Partnerschaften halten das nicht aus.

Aber manche Paare fühlen sich mit einer offenen Beziehung tatsächlich wohl und lebendiger als in reiner Zweisamkeit.

Ein Besuch im Swingerclub ist kein Geheimnis einer gesunden Beziehung

...kann aber durchaus Teil einer gesunden Beziehung sein. Denn, ein Paar, das in einen Swingerclub geht, muss eine sehr gut funktionierende Beziehung haben. Wer ständig streitet, hält das ziemlich sicher nicht aus. Je fester die Beziehung ist, desto wahrscheinlicher ist es also, dass sie trotz eines Besuches im Swingerclub hält.

Kein Sex bedeutet nicht das Ende einer Beziehung

Paartherapeut Dr. David Wilchfort hat uns verraten, dass Sexualität in jeder Beziehung unterschiedlich gelebt werden kann und das vollkommen in Ordnung ist. Für manche Paare ist Sex am Anfang der gemeinsamen Liebe besonders wichtig, für andere eher in einer späteren Lebensphase. Und manche Paare fühlen sich ganz ohne Sexualität wohl. Natürlich müssen sich beide Partner einig über ihre Bedürfnisse sein, aber: Häufiger Sex ist jedenfalls kein Indikator für eine gute Beziehung.

Das Konzept der Ehe hat sich verändert

...veraltet ist es aber nicht. Zusammen, bis dass der Tod uns scheidet - das verspricht man sich bei der Hochzeit. Und trotzdem lassen sich heute so viele Paare nach wenigen Jahren wieder scheiden.
Warum? Ganz einfach: Weil es leichter geworden ist. Weil die klassische Rollenverteilung nicht mehr besteht. Weil es mehr Flexibilität in Beziehungen gibt.

Und ist das besser? Naja, vielleicht nicht unbedingt besser, nur anders. Wir müssen heute mehr Entscheidungen treffen, weil wir mehr Wahlmöglichkeiten haben. Das macht es schwieriger. Und trotzdem ist es gut so, denn wir werden in keine Rollenmuster mehr hineingepresst, sondern können selbst entscheiden, was wir wollen.

Der optimale Zeitpunkt für Kinder

Dass Kinder ein großer Einschnitt in eine Beziehung sind, ist klar. Aber wann ist der perfekte Zeitpunkt, um sie zu bekommen? Überraschung: Auch das ist ganz individuell. Aber trotzdem konnte uns der Paartherapeut und Arzt Dr. David Wilchfort etwas empfehlen, und zwar sollte man Kinder genau dann bekommen, wenn man die Vorteile, die sich aus diesem Zeitpunkt ergeben, optimal nutzt.
Tut man das nicht, dann war es der falsche Zeitpunkt. Kurze Erklärung: Wenn ein Paar schon sehr jung Kinder bekommt, sollte es den Vorteil darin sehen, auch früh wieder die Zweisamkeit genießen zu können. Ein älteres Pärchen könnte als Vorteil sehen, schon mehr gemeinsame Erfahrung gesammelt zu haben, bevor die Kinder da waren.



Also alles in allem sollten wir uns auf alle Fälle zu Herzen nehmen, dass es in Beziehungen kein richtig und falsch, kein gut oder schlecht gibt. Denn Beziehungen sind genauso individuell, wie die Partner*innen selbst. Wichtig für eine gelingende Beziehung ist es, sich untereinander einig zu sein in allem was man tut und wie man miteinander umgeht.

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