NFT: Was zur Hölle ist das eigentlich?

NFT: Was zur Hölle ist das eigentlich?

Ein kleiner Überblick

Von  Anne Mederacke
Kann es sein, dass dieser ominöse Begriff in letzter Zeit überall aufploppt? Oder ist das nur in unserer Bubble? Na wie dem auch sei - wir VERSUCHEN das ganze Mal zu erklären...

Grimes verdient Millionen von Dollar durch NFT, die Nyan Cat wurde als NFT verkauft, ein Banksy Werk wurde zerstört und existiert jetzt nur noch als NFT, Kings of Leon bringen ihr Album als NFT heraus... Irgendwie gibt es gerade einen wahnsinnigen NFT-Hype.


Okay, aber was genau sind nun eigentlich NFT?

Na, total einfach: Non-fungible token.

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Super, danke für nichts.

Im Ernst...?!

Okay, sorry. Also noch mal. "non-fungible" bedeutet so viel wie dass etwas einzigartig ist und nicht durch etwas anderes ersetzt werden kann. Ein Bitcoin ist beispielsweise fungible. Wenn du einen Bitcoin mit einem anderen tauschst, hast du immer noch dasselbe: einen Bitcoin. Dein Bitcoin hat auch immer noch denselben Wert – ein Bitcoin bleibt ein Bitcoin. Ein altes, seltenes Album auf Vinyl, vielleicht noch signiert, ist einzigartig. Tauschst du es gegen eine andere Platte ein, hast du etwas komplett anderes. Und NFT sind letztlich also nichts anderes als Tokens, mit denen du Letzteres in der digitalen Welt abbilden kannst. Ein einzigartiger Code, mit dem du etwas Einmaliges abbilden kannst. 
 

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Wie funktionieren NFT?

Die meisten (großen) NFT sind Teil der Ethereum-Blockchain. Ethereum ist eine Kryptowährung wie Bitcoin oder Dogecoin, Blockchain ist einfach gesagt eine Kette von digitalen Datenblöcken. In jedem Block sind Transaktionen zusammengefasst (Bestellungen, Überweisungen, "Kontostand" von Bitcoin-Besitzer*innen, wer hat wem wann was überwiesen etc. – stell es dir ein bisschen wie ein Buchhaltungssystem für eine Kryptowährung vor).


Blockchains sind auf vielen dezentralen Rechner gespeichert. Ein Beispiel: Wenn Person A einen Bitcoin an Person B überweist, wird diese Transaktion zu einem Block der Blockchain hinzugefügt. Hier landen auch noch weitere Transaktionen. Ist ein Block voll, landete die nächste Transaktion im nächsten Block. Dabei verweist jeder Block auf den zuvor. Zusätzlich erhält jede Transaktion eine Art digitalen Fingerabdruck. So überwachen sich alle Blockchains sozusagen gegenseitig. Würde man also einen Datenblock verändern, würde dieses System abgeschottet werden. Das macht Blockchains transparent und unveränderlich und damit auch auf gewissermaßen sicher. (Aus technischer Sicht ist das Ganze noch etwas komplizierter, aber so tief steigen wir jetzt mal nicht ein...)


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Was kann ein NFT sein?

NFT können so ziemlich alles Digitale sein – Gemälde, Musik, Videos, GIF,.... Dass NFT gerade immer wieder in den Medien auftauchen liegt daran, dass diese Dinge verkauft werden. So zum Beispiel verkaufte Grimes Kunst und Musik Anfang der Woche als NFT. Auch Kings of Leon veröffentlichten ihr neues Album als NFT. When You See Yourself ist damit das erste Album, das jemals von einer Band als NFT veröffentlicht wurde. Sechs der NFT werden ein "Golden Ticket" enthalten, mit denen du dir erste Reihe Plätze bei Kings of Leon-Konzerten für den Rest deines Lebens sichern kannst. Auch diese Woche passiert: Kunstaktivist*innen haben ein Bild von Banksy gekauft, digitalisiert und danach verbrannt. "Morons" (welch passender Name für diese Aktion?!) gibt es jetzt nur noch in digitaler Form als NFT und wird auf der Seite OpenSea versteigert. Die Einnahmen gehen übrigens an den guten Zweck. Und auch Deadmau5 hat digitale animierte Sticker verkauft, William Shatner verkauft Shatner-Sammelkarten. Und: Die Internet-Oma Nyan Cat kam als NFT unter den Hammer.

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Das GIF wurde im Wert von sechs Millionen Dollar verkauft - warum ist es dann jetzt auf der egoFM Seite?

Haben wir es etwa gekauft? Nope. Und jetzt wird es auch ein bisschen seltsam: Digitale Kunst kann weiterhin dupliziert, kopiert und verbreitet werden – das gilt auch für NFT (Achtung: die Rede ist hier NICHT von Bildrechten). Der Sinn von NFT ist etwas, was man nicht kopieren kann: Eigentum eines Werkes. Der oder die Künstler*in behält weiter die Copyright- und Vervielfältigungsrechte am Werk. Wie bei einem echten Gemälde eben.

Glauben Leute echt, dass das nächste große Ding ist?

Sehen so die neuen Kunstsammler*innen aus? Wahrscheinlich hoffen das zumindest die Käufer*innen. Ein 50-sekündiges Video von Grimes ging für 390.000 Dollar über den digitalen Ladentisch, ein Video von Beeple für 6,6 Millionen. Warum sind diese Dinge so verdammt teuer, wenn man sie doch kopieren kann?! Um das Ganze noch mal mit einem analogen Beispiel zu verdeutlichen: So ziemlich jede*r kann sich ein Frida Kahlo-Poster kaufen - aber nur eine Person kann das Original besitzen.

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Was ist der Sinn an NFT?

Das hängt natürlich davon ab, aus welcher Perspektive du den Verkauf von NFT betrachtest. Für Künstler*innen (gerade im digitalen Bereich) ist es eine Möglichkeit, endlich auch mal etwas für ihre Werke zu bekommen. Anerkennung, die deine Miete zahlt und nicht nur YouTube-Kommentare oder Likes, die dein Selbstbewusstsein pushen. Und es gibt die Möglichkeit, dass du durch den Weiterverkauf deines NFT als Künstler*in prozentual mitverdienen kannst. Solltest du zum Beispiel einen Sticker entwerfen und dieser plötzlich viral gehen und gefragt auf dem digitalen Kunstmarkt sein, verdienst du bei jedem Verkauf etwas dazu.

Als Käufer*in hast du den Vorteil bestimmter Rechte (was du mit dem Werk anfangen willst), unterstützt die Künstler*innen und kannst natürlich damit angeben, dass dir die Nyan Cat gehört (als Beispiel - noch mal: wir haben sie wirklich nicht gekauft). Außerdem kannst du natürlich mit dem Wert spekulieren und hoffen, dass dein gekauftes Werk irgendwann mal mehr wert sein wird, sodass du beim Verkauf Profit machst. Einige betrachten NFT wie die Zukunft des Kunstmarkts. Andere sehen es eher wie eine digitale Version von Sammelkarten.

Wo kann man NFT (ver)kaufen?

Mittlerweile gibt es schon ein paar Seiten, die Versteigerungen anbieten, zum Beispiel OpenSea, Rarible, und Nifty Gateway. Es gibt aber noch viele weitere.

Warum sieht man überall eigentlich Katzen, wenn von NFT die Rede ist?

Pff, weil Katzen vielleicht einfach die Tollsten sind?! Und weil NFT technisch möglich wurden, als die Ethereum-Blockchain sie bei sich implementiert hat. Eines der ersten Dinge, für das NFT verwendet wurden, war ein Spiel namens "CryptoKitties" (November 2017). In dem Spiel kannst du digitale Katzen kaufen und verkaufen - jede Katze ist einzigartig, vom Fell über Augen bis zu den Accessoires.

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Und jetzt?

...stehst du vielleicht nicht mehr auf dem Schlauch, wenn die Rede von NFT ist. Wie sich die Sache in der Zukunft noch weiterentwickelt, wird sich zeigen. Fans sehen auf jeden Fall viele Möglichkeiten, digitale Kunst zu würdigen und trotzdem unabhängig von großen Player*innen wie (Beispiel Musik) Spotify zu sein. Denn sollte Spotify irgendwann mal seinen Betrieb einstellen, hättest du das Album vielleicht noch als NFT. Oder du bleibst halt doch beim schönen, alten, knisternden Vinyl...

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