Zu viel Arbeit und Überstunden wirken sich nur auf deine mentale Gesundheit aus, sondern auch krass auf die körperliche. Die WHO hat jetzt herausgefunden, dass zu viel Arbeit rund 745.000 Menschen jährlich das Leben kostet.
Lange Arbeitszeiten - unterschätzte Gefahr
Die WHO untersucht bereits seit einiger Zeit die Zusammenhänge von zu viel Arbeit, Überstunden und tödlichen Krankheitsfällen. Jetzt wurde eine Studie veröffentlicht, die sich das für den Zeitraum von 2000 bis 2016 genauer angeschaut hat. Das Ergebnis ist erschreckend:Lange Arbeitszeiten führten 2016 zu 745.000 Todesfällen durch Schlaganfall und Herzerkrankungen.
Als längere Arbeitszeit wurden dabei Fälle von Menschen definiert, die mindestens 55 Stunden pro Woche arbeiteten und mit Personen verglichen, die 35 bis maximal 40 Stunden die Woche arbeiten. Insgesamt arbeiten 488 Millionen Menschen auf der ganzen Welt wöchentlich 55 Stunden oder länger. Von ihnen hatten 35 Prozent ein höheres Risiko für Schlaganfälle, circa 17 Prozent ein höheres Risiko für Herzerkrankungen im Vergleich zur Personengruppe mit den niedrigeren Wochenstunden. Insgesamt sei bei den Überstundenmacher*innen das Risiko für tödlicher Erkrankungen durch die Folgen von zu viel Arbeit seit dem Jahr 2000 bis 2016 um 29 Prozent gestiegen.
"Working 55 hours or more per week is a serious health hazard. It's time that we all, governments, employers, and employees wake up to the fact that long working hours can lead to premature death." - Dr. Maria Neira, Direktorin, Abteilung für Umwelt, Klimawandel und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation
Schattenseite der digitalen Arbeitswelt
Die WHO warnt bereits seit Jahren vor der Belastung durch zu viel Arbeit. Besonders die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Arbeitszeiten spielen dabei nun noch einmal eine besondere Rolle. Paradebeispiel sind hier der unterbesetzte und unterbezahlte Pflegesektor. Aber auch bei Bürojobs werden die Auswirkungen spürbar. Die Vorteile des Homeoffice liegen klar auf der Hand und sind ein absolutes Privileg - trotzdem werden hier beispielsweise oft die regulären Arbeitszeiten verlängert, es kommt vermehrt zu Überstunden. Wenn das eigne Zuhause, der Ort für Rückzug und Erholung gleichzeitig das Büro ist, kommen einige Menschen nicht mehr richtig vom Arbeiten weg. Hinzu kommt gerade in der aktuellen Situation die ständige Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs - um Arbeitslosigkeit und finanzielle Schwierigkeiten zu vermeiden, nehmen viele Überstunden und mehr Belastung in Kauf."The COVID-19 pandemic has significantly changed the way many people work. Teleworking has become the norm in many industries, often blurring the boundaries between home and work. In addition, many businesses have been forced to scale back or shut down operations to save money, and people who are still on the payroll end up working longer hours. No job is worth the risk of stroke or heart disease. Governments, employers and workers need to work together to agree on limits to protect the health of workers." - Dr Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation
Überstunden dürfen nicht das new normal werden
Die WHO warnt dringend davor, dass Überstunden und langes Arbeiten in unserer Gesellschaft zur Normalität werden. Um das zu vermeiden sind sowohl Arbeitnehmer*innen, als auch Arbeitgeber*innen und Regierungen gefragt.- Regierungen: Gesetze, Vorschriften und Richtlinien einführen, umsetzen und durchsetzen, die obligatorische Überstunden verbieten und maximale Arbeitszeitgrenzen sicherstellen.
- Arbeitgeber*innen: Flexible Arbeitszeiten und eine maximale Anzahl von Arbeitsstunden vereinbaren beziehungsweise vertraglich festlegen.
- Arbeitnehmer*innen: Arbeitszeit mit anderen Kolleg*innen teilen, um sicher zu gehen, dass die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden nicht über 55 oder mehr pro Woche steigt.
Working long hours is a health hazard. Premature deaths because of long working hours can be prevented by governments, workers and employers.
— World Health Organization (WHO) Western Pacific (@WHOWPRO) May 18, 2021
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Überstunden vor Corona
Mehrarbeit und Überstunden betrifft natürlich nicht nur Arbeitnehmer*innen, die im Homeoffice arbeiten. In folgenden Branchen sind laut dem Arbeitszeitmonitor 2019 und den Angaben von Mitarbeiter*innen die Überstunden in Deutschland besonders hoch:- Unternehmensberatung (5,18 Überstunden/Woche)
- Konsum- und Gebrauchsgüter (4,49 Überstunden/Woche)
- Logistik, Transport, Verkehr (4,23 Überstunden/Woche)
- Hotel und Gaststätten (4,11 Überstunden/Woche)
- Bau (4,03 Überstunden/Woche)
- Messebetreiber*innen (3,89 Überstunden/Woche)
- Lebensmittel, Nahrung, Genuss (3,81 Überstunden/Woche)
- Pharma (3,69 Überstunden/Woche)
- Anlagenbau (3,68 Überstunden/Woche)
- Werbung und PR (3,49 Überstunden/Woche)
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