Wer ist Ketanji Brown Jackson?

Wer ist Ketanji Brown Jackson?

Zukünftige Richterin am Supreme Court

Am 7. April 2022 wurde Ketanji Brown Jackson vor dem Supreme Court bestätigt und schreibt damit Geschichte. Sie wird nach ihrer Vereidigung die erste Schwarze Richterin am Oberstern Gerichtshof der Vereinigten Staaten sein.

Der Supreme Court, das einzige amerikanische Gericht, das in der Verfassung vorgeschrieben ist, kam 1790 das erste Mal zusammen. Seitdem gab es keine Schwarze Richterin. Mit Ketanji Brown Jackson ändert sich das nun endlich. Wir erzählen dir hier kurz noch einmal ihren Weg zur ersten Schwarzen Richterin des Supreme Courts und welche Bedeutung das für die gesamte USA hat.

"[I want] to go into law and eventually have a judicial appointment"

Ketanji Brown Jackson wurde als Tochter eines Anwalts und einer Rektorin in Washington, D.C. geboren und wuchs in Miami auf. Schon sehr früh verfolgte sie den Traum, eines Tages Richterin zu werden und schrieb zum Beispiel unter ihrem Foto im Jahrgangsbuch ihrer High School "[I want] to go into law and eventually have a judicial appointment". Um sich diesen Traum erfüllen zu können, studierte Ketanji zunächst an der Havard Univerisity und später dann an der Havard Law School. Nach ihrem Jurastudium arbeitete sie zunächst als Referendarin, später als Gerichtsschreiberin für Stephen Breyer am US Supreme Court sowie in verschiedenen privaten Kanzleien als Rechtsanwältin. In dieser Zeit übernahm sie auch den Fall ihres eignen Onkels, der nach einer gewaltfreien Verhaftung und Verurteilung aufgrund von Kokain-Besitzes mittels des Three-strikes Law lebenslänglich ins Gefängnis musste. Sie übernahm diesen Fall pro bono - also ohne Bezahlung - und konnte so unter Präsident Obama eine Strafmilderung durchsetzen. Als Ketanji später dann als Pflichtverteidigerin arbeitete, konnte sie immer wieder ähnliche Verkürzungen oder Beendigungen von Haftstrafen in ähnlichen Fällen erzielen. Später arbeite Ketanji dann am Bundesbezirksgericht und als Richterin am Berufungsgericht.


Das als Three-strikes Law bekannte Gesetz, das 1994 eingeführt wurde, verhängt nach der dritten Verurteilung automatisch eine lebenslange Haftstrafe. Dabei ist es in einigen Bundesstaaten wie zum Beispiel Kalifornien völlig irrelevant, welche Straftaten die Verurteilten begangen haben oder wie lange die beiden ersten Straftaten zurückliegen. Durch strukturellen Rassismus sind in den USA insbesondere Schwarze Menschen von diesem Gesetz betroffen. Wenn du mehr über dieses Gesetz und den historischen Zusammenhang von Rassismus und Inhaftierungen in den USA erfahren sowie die Komplexität dieser Thematik besser verstehen möchtest, kannst du dir zum Beispiel den Dokumentarfilm Der 13. kostenlos auf YouTube ansehen.


Echte Demokratie braucht verschiedene Perspektiven

Am 25. Februar 2022 wurde Ketanji Brown Jackson aufgrund ihrer Kompetenz und ihrer langjährigen Erfolge von Präsident Joe Biden als Richterin und Nachfolgerin von Richter Stephen Breyer nominiert. Ihre Nominierung wurde vor allem von Demokrat*innen besonders begrüßt, da sie neben ihrem Wissen als Richterin auch die wertvolle Perspektive einer Schwarzen Frau mitbringt. Schwarze Menschen und Frauen haben in der Geschichte der USA bereits sehr viel geleistet, weswegen es wichtig ist, dass sie gerade auch bei  Gesetzen und Rechtsprechung eine eigene Stimme haben. Bisher arbeiten im Supreme Court seit 1798 108 weiße Männer, zwei Schwarze Männer, vier weiße Frauen und eine Latina als Richter*innen. 

Welche große Wirkung und welchen Einfluss Richter*innen am Supreme Court haben können, zeigt das Beispiel von Thurgood Marshall. Er war der erste Schwarze Richter am Obersten Gerichtshof und trug maßgeblich dazu bei, die Rassentrennung abzuschaffen. Damit ebnete er auch Menschen wie zum Beispiel Ketanji den Weg. Das Beispiel verdeutlicht noch einmal, wie wichtig es beim Kampf gegen Rassismus ist, PoC in einem solchen Amt zu haben. Sie bringen enorm wichtige Erfahrungen und Perspektiven zu Themen mit, die das ganze Land betreffen. Carol Moseley Braun, die erste Schwarze Senatorin der USA, fasste diese Bedeutung kürzlich in einem Interview zusammen:
"It’s not a matter of people actively trying to be racist. It’s a matter of people in their ignorance, not recognizing racism when they see it, not recognizing misogyny when they see it." - Carol Moseley Braun gegenüber Vox




Offener Rassismus und Demütigung während der Anhörung

Vor der Abstimmung über Ketanji Brown Jacksons Nominierung als Richterin, wurden ihr innerhalb von vier Tagen in einer Bestätigungsanhörung über tausend von Fragen gestellt, um sie und ihre Positionen zu verschiedenen Problematiken der USA zu validieren und zu prüfen. Diese Bestätigungsanhörung, um Nominierte auf Herz und Nieren zu prüfen, gehört zum gesamten Prozedere der Ernennung dazu, sorgte in Ketanjis Fall jedoch in den letzten Tagen für einiges an Wirbel. Ihr wurden insbesondere von republikanischen  Senator*innen zahlreiche rassistische Fragen gestellt, die einzig und allein dazu dienten, sie zu diskreditieren, zu demütigen und zu verleumden. Carol Moseley Braun verfolgte die Anhörungen. Ihr fiel dabei direkt auf, wie viel härter die Fragen der Senator*innen waren. Carol erklärte in einem Interview mit Vox, dass sich Ketanji, weil sie Schwarz und eine Frau ist, gegen viele veraltete Klischees und rassistische Stereotype behaupten musste. Die Senator*innen, die versuchten, sie während der Anhörung zu diskreditieren, zielten dabei auf ihre vermeintliche Verletzlichkeit einerseits als Frau und andererseits als PoC ab. Allerdings hat diese Demütigung während der Anhörung aufgrund von Ketanjis enormer Erfahrung und Kompetenz nicht funktioniert, sagt Carol:
"But if you followed her during the confirmation hearings, she has such grace and such aplomb and such diplomacy. She really is a role model. I mean, I sat there and watched her and was in awe because frankly, I would have slapped some of those guys. I have a much shorter fuse than she does. To sit there and be composed and be judicial, all that while they ask, I mean, ridiculous questions. And they were really mean to her — and this is not new." - Carol Moseley Braun gegenüber Vox

Um dir die teilweise vorhandene Absurdität der Fragen vor Auge zu führen, kannst du dir hier eine Frage vom republikanischen Senator Ted Cruz ansehen. Er möchte von Ketanji wissen, ob sie denkt, Babys seien rassistisch:
@msnbc Yes, Sen. #TedCruz did ask Judge #KetanjiBrownJackson ♬ original sound - MSNBC



Da Ketanji Brown Jackson die erste Schwarze Richterin am Supreme Court sein wird, sind der Druck und die Erwartungen an sie aktuell enorm hoch. Aber bereits jetzt ist klar, welche historische Bedeutung allein ihre Ernennung hat.

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