Katherine G. Johnson starb am 24. Februar 2020. Sie war in den 50ern und 60ern Mathematikerin bei der NASA und gilt als Pionierin der Raumfahrt.
Mathematikerin bei der NASA und Pionierin der Raumfahrt
Katherine G. Johnson wurde 1918 in West Virginia geboren. Ihre Begabung und Begeisterung für Mathematik hat sich schon sehr früh gezeigt, nach eigener Angabe hat sie alles gezählt, was man zählen und konnte. Außerdem konnte sie schon sehr früh lesen und übersprang mit sechs Jahren deswegen auch die erste Klasse und kam direkt in die zweite. Auch die 5. Klasse übersprang sie und besuchte schon mit zehn Jahren die Highschool. Ihre Lehrer*innen förderten Katherine und ihr Direktor Sherman H. Gus weckte in ihr das Interesse für Astronomie. Mit 14 ging sie dann auf das West Virginia College, für das sie ein Stipendium bekommen hatte. Sie studierte dort Französisch und Mathematik im Hauptfach und Dr. William W. Schiefflin Claytor schuf eigens für sie einen Kurs in analytischer Geometrie, um Johnson auf ihrem Weg in die mathematische Forschung zu unterstützen. 1937, mit gerade einmal 18 Jahren, schloss sie ihr Bachelor of Science-Studium dann in beiden Fächern mit Auszeichnung ab.Sie arbeitete als Grund- und High School-Lehrerin und bekam 1939 dann die Chance, als erste von drei Schwarzen Student*innen an die West Virginia University zu gehen. Aus familiären Gründen brach sie kurze Zeit später aber ihr Studium ab und begann wieder zu unterrichten, als ihre drei Töchter älter waren.
1953 gelang ihr schließlich der Sprung in die Forschung.
Sie ging als Rechnerin an das Langley Research Center, eine Forschungseinrichtung der NASA-Vorgängerorganisation National Advisory Committee for Aeronautics (NACA). Zu dieser Zeit wurden explizit Schwarze Frauen als Rechnerinnen (auch so genannte "Computer") eingestellt, die für Ingenieure arbeiteten. Die Schwarzen "Computer" durften allerdings damals nur in von weißen Kolleginnen abgetrennten Büros arbeiten, es gab außerdem getrennte Toiletten und Speisesäle. Auch Mary Jackson und Dorothy Vaughan arbeiteten zu dieser Zeit bei der NACA, die 1958 in die NASA überging und von da an die Segregation aufhob. Die bewegende Geschichte der drei Schwarzen Frauen wurde in dem Buch Hidden Figures: The African American Women Mathematicians Who Helped NASA and the United States Win the Space Race: An Untold Story erzählt, welches später auch verfilmt wurde:Katherine wurde bereits zwei Wochen nach ihrer Einstellung von anderen Abteilungen als Rechnerin ausgeliehen und gelangte so in die Abteilung der Flugforschung, die bis dahin nur aus weißen Männern bestand. Dort stellte sie viele Fragen zu Zusammenhängen und Hintergründen und wollte auch an den Besprechungen teilnehmen - damit stach sie sehr heraus:
"The women did what they were told to do […] They didn't ask questions or take the task any further. I asked questions; I wanted to know why. They got used to me asking questions and being the only woman there." - Katherine Johnson
Durch ihr Wissen und ihre Begabung in analytischer Geometrie machte sie sich schnell unentbehrlich für ihre neue Abteilung und blieb dort.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Ted Skopinski schrieb sie die theoretische Abhandlung Determination of Azimuth Angle at Burnout for Placing a Satellite over a Selected Earth Position - das war nicht nur Katherine Johnsons erste wissenschaftliche Veröffentlichung, sondern auch überhaupt das erste Mal, dass eine Frau aus dieser Abteilung namentlich als Mitautorin genannt wurde. Diese Abhandlung war die maßgebliche theoretische Grundlage für die bemannte Weltraumfahrt der NASA. Johnson war außerdem an der ersten Erdumrundung eines amerikanischen Astronauten beteiligt, trug entscheidend zur ersten Mondlandung bei und arbeitete an der ersten Phase des Space-Shuttle-Programms mit. 1986 wurde Katherine Johnson pensioniert, bis dahin hatte sie 26 wissenschaftliche Arbeiten mitverfasst. Katherine Johnson hatte eine Vorreiterinnenrolle für Schwarze Wissenschaftlerinnen, gilt als Pionierin der Raumfahrt und ist bis heute eine der inspirierendsten Persönlichkeiten der NASA. Für ihren Beitrag zur Mondlandung und ihre Lebensleistung für die NASA wurde sie vielfach ausgezeichnet und 2015 vom damaligen Präsidenten Barack Obama mit der Presidential Medal of Freedom geehrt.
"Katherine G. Johnson refused to be limited by society's expectations of her gender and race while expanding the boundaries of humanity's reach", hieß es damals. Am 24. Februar 2020 starb sie im Alter von 101 Jahren.
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