Wie lange wird es diese Dinge noch geben?

Wie lange wird es diese Dinge noch geben?

Last chance to see...

Ob wir sie hassen oder lieben oder noch nie von ihnen gehört haben: Es gibt immer Dinge und Lebewesen, die einfach klang heimlich drohen zu verschwinden.

Das sind die fünf letzten Ihrer Art, die wir dir vorstellen möchten:

  • Die letzten ihrer Art: Dialekte
  • Die letzten ihrer Art: Telefonzellen
  • Die letzten ihrer Art: Der Kakapo
  • Die letzten ihrer Art: Alte Sprachen
  • Die letzten ihrer Art: Der Paternoster

 Dialekte


Ob Schwäbisch, Bayrisch oder Magdeburgisch, Dialekte ticken nach ihren eigenen Regeln. Sie sind der sprachliche Ausweis für die Region, in der wir leben. Ein Stückchen Heimat. Aber sie können noch viel mehr, geben Identität und helfen sogar bei Heimweh. Nicht umsonst kommt Freude auf, wenn man als gebürtiges Nordlicht in ein norddeutsches Restaurant geht und mit Moin Moin begrüßt wird. (Ortsgebundenen) Dialekte wie der Münchner Dialekt werden immer seltener. Doch warum? Dialekte waren doch zuerst da. Warum nimmt Hochdeutsch immer mehr und mehr ihren Platz ein? Erst im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde die Schriftsprache überdacht und vermutlich erst ab Mitte des 18. Jahrhunderts zur gesprochenen Sprache. Ein Grund für die Verdrängung der Dialekte ist wahrscheinlich, dass wir von klein auf immer mehr mit Hochdeutsch in Berührung kommen. Egal ob in der Schule, im Fernsehen oder im Radio. In der Schule ist es heute sogar Pflicht, auf Hochdeutsch zu schreiben. Aber noch sind sie zu finden - die Dialekte. Fragt sich nur wie lange noch...

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 Die Telefonzelle


Je nachdem wie alt du bist, kennst du sie noch, die Telefonzelle. In manchen Städten wie London gilt sie als Kultsymbol. Auch wenn ihre eigentliche Funktion - die des Telefonierens - nun eher in die eines beliebten Fotomotivs abgedriftet ist. Früher gab es sie auch in Deutschland an jeder Straßenecke, die gelben oder grau-rosanen Telefonzellen, in denen man mit Glück ein Telefonbuch finden konnte, um mit ein wenig Kleingeld dann zu telefonieren. Meist waren aber genau die Seiten mit den Nummern, die du benötigst, herausgerissen oder mit Kaugummi verklebt. Da half nur, Nummern auswendig lernen. Und dann waren da noch all die Liebesbekundungen, die in die diese Telefonbücher geschrieben wurden und dieser ganz spezielle Geruch. Mit der Revolution des Handys begann endgültig das Telefonzellensterben. Wir brauchten sie nicht mehr und waren ab nun ab ständig erreichbar, vorausgesetzt wir haben Netz. 2019 wurde die letzte gelbe Telefonzelle abgeschaltet, aus der sogar noch der Monaco Franze seine Freunde anrief. Doch auch wenn die Telefonzellen abgeschaltet wurden, weilen sie noch unter uns, allerdings umfunktioniert, so wie hier im ehemaligen Rosis in Berlin - als wahrscheinlich kleinster Raucherbereich:

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Der Kakapo 


Der Kaka wer? Der Kakapo ist ein flugunfähiger Papagei aus Neuseeland. Irgendwann hat er - damals noch flugfähig - die Insel Neuseeland erkundet und entschied sich dortzubleiben. Aufgrund des Fehlens von Fressfeinden auf der Insel hat er das Fliegen evolutionsbedingt verlernt. Denn auf Neuseeland gibt es tatsächlich überwiegend nur Vögel und keinerlei Raubtiere. Doch irgendwas läuft beim Kakapo quer. Er hat sich nämlich ein extra kompliziertes Balzverhalten ausgedacht, damit er sich nur langsam fortpflanzt. Zudem kommt, dass der Kakapo entgegen anderer Vögel kein Fluchtverhalten zeigt, sondern einfach erstarrt. Blöd nur, dass man ihn mitten auf einem Ast natürlich genau sieht. Sprich, man kann ihn wie eine Statue vom Ast nehmen und genau dorthin wieder zurückstellen. In den 90er Jahren gab es nur noch circa vierzig Kakapos. Heute sind es immerhin schon wieder um die 200. Durch sein Verhalten scheint der Kakapo ohne Schutz zum Aussterben verdammt sein. Erforscht wurde der Kakapo, unter anderen von Douglas Adams, der dem Kakapo in seinem Buch "Die Letzten ihrer Art" ein ganzes Kapitel gewidmet hat.

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 Alte Sprachen


Veni, vedi, vici - ich kam, ich sah, ich siegte
. Das wohl bekannteste lateinische Zitat, dass Ceaser angeblich in einen Brief an seinen Freund Gaus Matius nach der Schlacht bei Zela geschrieben hat, kennt doch noch jeder - sollte man meinen. Neben Latein gehört auch Altgriechisch zu den alten Sprachen. Die Kinder von heute kommen kaum noch mit diesen Sprachen in Verbindung, denn Latein und Altgriechisch als Unterricht befindet sich in einem enormen Abwärtstrend. Homer wird dann in Zukunft nur noch mit dem kahlköpfigen Hauptdarsteller der Zeichentrickserie Die Simpsons in Verbindung gebracht werden und nicht mehr mit der Homer Odyssee. Das Stowasserwörterbuch ist dir vielleicht noch ein Begriff. 2008 lernten mit diesem Buch noch 830.000 Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland Latein. Im Schuljahr 2019 schon ein fünftel weniger. Für Altgriechisch steht die Quote noch schlechter. Für viele wirken alte Sprachen als nutzlos und überholt. Aber Vorsicht: Das sind sie ganz und gar nicht. Sie sind nämlich die Geheimwaffe unseres Gehirns. Wer einmal Latein in der Schule hatte, tut sich angeblich beim Lernen weiterer romanischer Sprachen leichter und bei Altgriechisch können wir später Fremdwörter besser verstehen. Alte Sprachen sind mehr als verstaubtes Vokabular und Grammatik. Sie vermitteln antike Rhetorik, Geschichte, Dichtkunst und schulen die Moral durch Philosophie. Welche neuen Sprachen können da schon mithalten.


Der Paternoster


Auf und Ab und das immer und immer wieder. Und bloß zum richtigen Zeitpunkt ein- und aussteigen. Nein, nicht die Gebetskette, die seit mehr als 2000 Jahren von Christen sämtlicher Konfessionen Perle für Perle auf und ab abgezählt wird, ist die letzte ihrer Art, sondern das ehemalige Lieblingsfortbewegungsmittel der Beamten. Der Paternoster, Beamtenheber oder auch Personenumlaufbeföderer erhält seinen Namen in Anlehnung an diese Gebetskette oder auch Rosenkranz genannt. Die Kabinen sind wie die Perlen einer Gebetskette aufgefädelt und werden durch die verschiedenen Stockwerke rotiert. Es gibt keine Türen und somit auch keine Wartezeit. Man kann quasi jeder Zeit ein und aussteigen. Vorausgesetzt, es kommt gerade eine Kabine und diese ist auch noch nicht besetzt. Doch Vorsicht, weil sich beim Paternosteraufzug immer wieder Menschen eingeklemmt haben, sollten diese 2004 baurechtlich alle stillgelegt werden. Ein Schock für das Münchner Beamtentum und prompt Anlass für die sofortige Gründung eines Vereins zu Rettung der letzten Personenumlaufaufzüge. Seitdem drehen die 250 letzten Paternosteraufzüge ihre Runden in Bürogebäude und Polizeistationen. Unter anderem auch noch hier:

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