Jedes Jahr am 3. Mai veröffentlicht die NGO Reporter ohne Grenzen ihre Rangliste. In welchem Land Pressefreiheit herrscht und wo sie besonders bedroht ist, liest du hier.
Pressefreiheit ist selbstverständlich...oder?
Pressefreiheit ist hierzulande ein hohes Gut. Immerhin ist sie im Grundgesetz festgehalten. "(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt." - Art. 5 GG
Dass freie Berichterstattung weltweit wichtig ist, das ist wahrscheinlich allerspätestens seit dem Angriffskrieg Russlands gegen Ukraine klar. Gleichzeitig ist sie aber nicht überall so selbstverständlich, wie in Deutschland. Das wird an der Rangliste der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen ziemlich schnell deutlich. Jedes Jahr erscheint sie zum internationalen Tag der Pressefreiheit und zeigt, in welchen Ländern wie viel Pressefreiheit herrscht.
Schlusslichter versus Spitzenreiter
180 Länder sind in der Rangliste aufgeführt. Sie vergleicht die Situation für Journalist*innen mithilfe von Fragebögen, bezieht aber auch den politischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Kontext, rechtlichen Rahmen und Sicherheit mit ein.Durch viele Krisen, Kriege und Gewalt ist die weltweite Pressefreiheit in Gefahr - genauso wie Journalist*innen in vielen Ländern der Welt.
Auf dem letzten Platz landet Nordkorea, dicht gefolgt von Eritrea und Turkmenistan. In diesen Ländern mit totalitärem Regime hat die Regierung die komplette Kontrolle über alle Informationsflüsse. Aber auch Myanmar oder Afghanistan rutschten auf der Rangliste ab. Dort ist wegen des Militärputschs oder der Übernahme der Taliban quasi kein unabhängiger Journalismus mehr möglich. China landet ebenfalls im hintersten Teil der Tabelle, der Grund dafür ist die nahezu vollständige Internetzensur und Überwachung. Spitzenreiter dagegen ist Norwegen. Das Land sichert sich zum sechsten Mal Platz 1, direkt vor Dänemark und Schweden - vor allem wegen seines hohen Medienpluralismus und starker Informationsfreiheitsgesetze. Die gesamte Liste findest du hier.Viel Gewalt gegen Journalist*innen auch in Deutschland
Für Deutschland sieht es dagegen nicht so gut aus, wie für die skandinavischen Länder. Platz 16 von 180 klingt zwar erstmal vielversprechend. Tatsächlich gab es aber im letzten Jahr so viel Gewalt gegen Medienschaffende, wie noch nie in Deutschland. Hendrik Zörner, Pressesprecher des deutschen Journalist*innenverbands DJV erklärt, von wem die Aggressionen ausgehen."Deutschland ist in puncto Pressefreiheit nicht mehr so aufgestellt, wie in früheren Jahren. Wir haben in diesem Land leider auch die Situation, dass Journalistinnen und Journalisten in der Ausübung ihres Berufes gehindert werden [...] von Impfgegnern, Corona-Leugnern und Pro-Putin-Demonstranten, deren größter Feind die freie und unabhängige Berichterstattung ist." - Hendrik Zörner
Demonstrationen für Frieden und Pressefreiheit: #Pressefreiheit22
Anlässlich des internationalen Tages für Pressefreiheit finden in Deutschland in sechs deutschen Städten Demonstrationen "Für Frieden und Pressefreiheit" statt. Der deutsche Journalist*innenverband ruft auf, unter anderem vor der russischen Botschaft in Berlin und den russischen Konsulaten in München, Bonn, Frankfurt am Main, Leipzig und Hamburg zu demonstrieren und auch den sieben Journalist*innen zu gedenken, die bisher im Krieg in Ukraine getötet wurden.Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
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