So kann die Mobilitätswende gelingen

So kann die Mobilitätswende gelingen

Theo Jansen im Interview mit egoFM Max

Von Verbrenner-Aus bis Neun-Euro-Ticket - was hilft bei der Mobilitätswende wirklich? Darüber hat Theo Jansen, Leiter der Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW, mit egoFM Max gesprochen.

Alternativen für die Zukunft

Die aktuelle Klimapolitik reicht nicht aus, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten, das sagen Expert*innen immer wieder. In einigen Bereichen sind die CO2-Emissionen gesunken, aber vor allem im deutschen Verkehrssektor sind sie seit Jahren konstant. Dabei stand das Auto lange Zeit im Mittelpunkt, aber damit eine nachhaltige Verkehrsplanung und eine Mobilitätswende möglich sind, braucht es Alternativen. Und die schafft das Zukunftsnetz Mobilität NRW, ein kommunales Unterstützungsnetzwerk, das sich auf die Fahne geschrieben hat, die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene anzugehen, zu beraten und dabei zu unterstützen, attraktive und nachhaltige Mobilitätsangebote zu entwickeln.
  • Theo Jansen im Interview
    Das komplette Gespräch mit egoFM Max

Mobilitätsmanagement

Das große Stichwort des Zukunftsnetzwerks Mobilität lautet Mobilitätsmanagement. Das heißt, es geht vor allem darum zu erkennen, welche Bedürfnisse die Menschen haben - zur Schule kommen, einkaufen gehen, etc. - um darauf basierend Angebote zu schaffen, damit das Auto nicht länger im Vordergrund der Verkehrsmittelwahl steht.

Denn ein Verkaufstop von Autos mit Verbrenner-Motoren ab 2035 in der EU genügt beispielsweise nicht, um Verkehr nachhaltig zu verändern. 
"Wenn ich nur die Verbrennungsmotoren eins zu eins mit entsprechenden Elektroautos ersetzen würde, hätte ich weder Platz geschaffen auf den Straßen, noch die wichtige Frage geklärt, woher kommt eigentlich die dann die Energie für die Elektromobilität [...]." - Theo Jansen

Nachhaltige Verkehrsplanung bedeutet für Theo Jansen deswegen vor allem auch, Alternativen für das eigene Auto zu schaffen. Grundsätzlich geht es bei der Verkehrsplanung um drei Dinge: Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und den Restverkehr nachhaltig und verträglich abzuwickeln. Und das Verbrenneraus kann lediglich beim Restverkehr helfen.

Um Verkehr zu verlagern, braucht es wiederum auch mehr als ein 9-Euro-Ticket:

"Zunächst einmal ist es gut, dass Bewegung in die Diskussion reingekommen ist, aber das 9-Euro-Ticket finde ich den falschen Weg. Was nutzt es, wenn ich ein billiges Ticket habe, aber die Angebote sind schlecht." - Theo Jansen

Jansens Meinung nach hätte man das Geld, das dafür zur Verfügung gestellt wurde, besser in den Ausbau des ÖPNV - vor allem in ländlichen Gegenden - stecken müssen, da dort ein großes Verlagerungspotenzial liegt. Das heißt allerdings nicht, dass in Zukunft nicht auch grundsätzlich über attraktivere Ticketpreise gesprochen werden sollte. 

Um Verkehr grundsätzlich zu vermeiden, ist es sinnvoll, dass Angebote wie Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten wieder mehr dezentralisiert werden. Denn dann sind viele Wege nicht mehr so weit oder vielleicht sogar gar nicht mehr notwendig, sagt Theo Jansen. 

Vor allem in Städten muss allerdings auch mit Mitteln wie Parkraummanagement und verkehrsfreien oder -armen Zonen gearbeitet werden.

Viele Kommunen und Städte sind da auf einem guten Weg, allerdings haben auch diese bisher nur vereinzelte Insellösungen - denn im Großen und Ganzen wird bei vielen Maßnahmen immer noch gefürchtet, dass die Autofahrer*innen auf die Barrikaden gehen könnten. Dabei ist die Verkehrswende definitiv zukunfts- und auch mehrheitsfähig und in Anbetracht der Klimakatastrophe haben wir sowieso gar keine andere Wahl, als diese endlich voranzubringen, betont Theo Jansen.

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