Hall of Fame: Prince

Hall of Fame: Prince

Musikalische Meilensteine aus der egoPerspektive

Man wird nicht von heute auf morgen zur lebenden Legende. Auch wenn dein Name Prince ist.

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The Fresh Prince of Ventura Village

Es war ein lauer Sommertag in Minneapolis am 7. Juni 1958. Jazz-Sängerin Mattie Della Shaw und Pianist John Louis Nelson waren an diesem Tag sehr hektisch - Mattie war schwanger und die Wehen hatten eingesetzt. Das Mount Sinai Hospital lag nur wenige Blöcke von ihrer Wohnung entfernt und Mattie und John konnten es vor Aufregung kaum aushalten, endlich ihr erstes gemeinsames Kind in den Armen zu halten. Um 18:17 Uhr war es dann soweit: der kleine Prince Rogers Nelson erblickte das Licht der Welt.


Sieben Jahre Odyssee


Der kleine Prince Rodgers Nelson wurde in eine große Patchwork-Familie hineingeboren. Mit insgesamt fünf Halbgeschwister und zwei Jahre später einer Schwester wuchs er wohlbehütet in Minnesota auf. Schnell wurde in seiner Kindheit klar, dass er das machen möchte, was seine Eltern so liebten: Musik! Im Alter von sieben Jahren komponierte auf dem Klavier seines Vaters, auf dem er sich selbst das Spielen beibrachte, seinen ersten Song namens "Funk Machine". Doch während Harmonie in der Musik funktionierte, sah es in der Familie anders aus. Seine Eltern ließen sich 1965 scheiden. Vorerst wohnte Prince Rodgers noch bei seiner Mutter. Wegen großer Differenzen mit seinem neuen Stiefvater, zog er im Alter von 12 zu seinem leiblichen Vater. Der warf ihn zwei Jahre später aus dem Haus, weil er sich mit einem Mädchen getroffen hatte. Für kurze Zeit zog er zu seiner Tante, um dann 1973 bei der Familie seines Schulfreundes André Simon Anderson einzuziehen. Die zwei Jugendlichen unternahmen viel zusammen, lernten diverse Instrumente spielen und gründeten später ihre erste Band Phoenix.

Der Aufstieg des Minneapolis Midget


Kurz vor seinem High School-Abschluss 1976 bekam Prince Rodgers das Angebot als Studiomusiker für die ortsansässige Funkband 94 East zu spielen. Dieses Angebot nahm er sofort an - unter der Bedingung, dass er das Studio auch für seine eigenen Aufnahmen nutzen darf. Nach ersten Produktionen mit seiner Band Shampayne (ehemals Phoenix) ging er Solo an den Start und nannte sich ab diesen Moment nur noch Prince. Bei seinen ersten zwei Alben For You und Prince blieb er seinen bisherigen Stil noch treu, doch mit Dirty Mind gab es die große Veränderung, die seiner Karriere einen Schub geben sollte. Er zog sich immer exzentrischer an (oft einen Trenchcoat, Overknees-Strümpfe kombiniert mit High Heels) und experimentierte offener mit anderen Musikrichtungen.



1999 in 1982


1982 gelang ihm mit 1999 der internationale Durchbruch. Es folgte Purple Rain, auf welchem seine kommerziell erfolgreichsten Songs "When Doves Cry" und der Titeltrack "Purple Rain" zu finden sind und Prince in den Musikolymp aufsteigen ließen. Für jeden war der Name Prince ein Begriff, Konzerttourneen waren restlos ausverkauft und die Menschen rissen sich um ihn.


Die Stagnation des Purple Purv und der Krieg mit dem Label


Doch mit dem Erfolg kamen hohe Erwartungen. Die folgenden Alben liefen an sich ganz gut, doch der Status, den sich Prince aufgebaut hatte, bröckelte. Nach dem Erfolg seines 13. Studioalbums Diamonds and Pearls aus dem Jahr 1991 kamen Spannungen zwischen ihm und seinem Label auf. Dieses meinte, dass Prince nicht so viele Alben am Stück produzieren sollte, damit der Markt nicht übersättigt wird. Ein kreativer Maulkorb? Das ließ sich Prince nicht gefallen. Kaum ein Jahr später zog er mit Love Symbol das nächste Album aus der Tasche, welches aber bei Weitem nicht die Erwartungen erfüllte. Prince gab daraufhin dem Label die Schuld, Love Symbol nicht richtig vermarktet zu haben...

Anfang 1993 kam es schließlich zum offenen Konflikt zwischen Prince und seinem Label. Man verlangte von ihm, eine Schaffenspause einzulegen, um eine Greatest Hits-Platte auf den Markt zu bringen. Für Prince war es der Gipfel und er fühlte sich endgültig seiner künstlerischen Freiheit beraubt. Kurzerhand gab er offiziell bekannt, dass er sich in O(+> (ein unaussprechbares Zeichen, dass er später als "Love Symbol #2" patentieren ließ) umbenannt hat. Dafür gab's von der Musikpresse harsche Kritik:

"Mein Name ist O(+> – und ich bin übergeschnappt!" (NME)

"Normale Künstler leisten sich mal einen Patzer, aber dieser Typ hat sich auf Public-Relations-Katastrophen spezialisiert, die seine loyalen Fans verwirren und seinen Status als großer genreüberschreitender Innovator des letzten Jahrzehnts gründlich aushöhlen." (US-Magazin Rolling Stone)

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Im freien Fall


Da Prince noch einen laufenden Vertrag über sechs Alben bis zum 31. Dezember 1999 bei seinem Label hatte, waren die Bemühungen auf beiden Seiten schnell heruntergefahren. The Artist Formerly Known As Prince - wie er von den Medien nun genannt wurde - machte das auch über seine Musik deutlich und lieferte nur noch ältere und qualitativ schwächere Songs ab. Comes (1994) lief zwar noch in einigen Ländern ganz gut, aber mit jedem weiteren Album wurde die Musik mehr und mehr kritisiert, bis Chaos and Disorder den Abschluss besiegelte. Der Hype um Prince schien vorbei. In einem Interview zu dieser Platte rühmte Prince:

"Das ist, was wir wollten – Spontaneität! Wir wollten sehen, wie schnell wir ein Album raushauen konnten"

Die Produktion für Chaos and Disorder dauerte tatsächlich nur eine Woche!

Ein neues Jahrtausend


Am 31. Dezember 1999 endete dann schließlich der Vertrag und er kündigte an, wieder seinen ursprünglichen Künstlernamen Prince anzunehmen. Doch sein Bekanntheitsgrad war über die Jahre gesunken. Bis 2004 war er trotz mehrerer Veröffentlichungen nur noch kaum in den Charts vertreten. Das änderte sich, als er im gleichen Jahr im Duett mit Beyoncé seinen Hit "Purple Rain" bei der Grammy-Verleihung zum Besten gab. Er war wieder im Fokus. Sein kurz nach den Grammys veröffentlichte Album Musicology erreichte in den USA Doppelplatinstatuts - das anschließende 3121 zählt bis heute zu seinen Top-Alben.

Der Höhepunkt: Im Februar 2007 spielte Prince die Halbzeitshow beim Super Bowl XLI in Florida. Trotz aller persönlichen Vorsätze, dass er nie bis selten Songs covern würde, spielte er neben seinen eigenen Hits einige Songs von Queen, Creedence Clearwater Revival und Foo Fighters. Der Auftritt wurde von Fans und Kritiker*innen zugleich als "die wohl beste Halbzeitshow in der Geschichte" gelobt.

Prince - 2007.02.04 - Super Bowl XLI Halftime Show - Miami Gardens, FL from The Fanatic on Vimeo.


Schon zu Lebzeiten ein Hall of Famer


Sieben Grammys, ein Oscar (1985), sechs BRIT Awards, Mitglied in der Rock and Roll Hall of Fame und fünf American Music Awards - der musikalische Einfluss von Prince auf die Musikszene spiegelte sich schon zu seinen Lebzeiten wider. So zählt er zu den respektiertesten und meistgecoverten Künstlern, die es je gab. Von Tina Turner, Tom Jones, über Ice-T bis zu den Foo Fighters - etliche Künstler aus verschiedensten Musikgenres nahmen Songs von Prince auf. Allein 38 Coverversionen gibt es von "When Doves Cry" (unter anderem von The Afghan Whigs, Razorlight oder Cyndi Lauper). Zudem komponierte er unter diversen Pseudonymen (wie Alexander Nevermind, Camille, Christopher, Jamie Starr und Joey Coco) Songs für Künstler wie Joe Cocker, No Doubt, Madonna oder Earth, Wind and Fire.

Nothing compares to Prince


Am Abend des 16. Aprils 2016 trat Prince das letzte Mal in der Öffentlichkeit auf. Im Rahmen einer "Dance-Party" in seinem Studio spielte er zwei Songs am Klavier und kündigte das Livealbum Piano & A Microphone an. Doch den Release sollte er nicht mehr miterleben. Nur fünf Tage später wurde Prince in seinem Paisley Park Studio in einem Fahrstuhl leblos aufgefunden - alarmierte Notärzte konnten ihn nicht mehr retten. Als Todesursache wurde eine Überdosis von Schmerzmittel festgestellt. 

Nach Bekanntwerden seines Todes äußerten sich viele Prominente über den Künstler. Auch der damalige Präsident der USA, Barack Obama, war bestürzt: 
"Heute hat die Welt eine kreative Ikone verloren. Nur wenige Künstler haben den Klang und die Entwicklung der populären Musik deutlicher beeinflusst oder so viele Menschen mit ihrem Talent berührt. Er war ein virtuoser Instrumentalist, ein brillanter Bandleader und ein elektrisierender Künstler." - Barack Obama

Auch Kollegen und Freunde wie Bruce Springsteen, Madonna, Aretha Franklin, Paul McCartney und Eric Clapton zollten ihre Anteilnahme.

"Der beste Künstler, den ich je gesehen habe. Ein wahres Genie. Musikalisch jedem von uns weit voraus." - Elton John via Instagram

Auch nach seinem Tod gab es noch zahlreiche Veröffentlichungen. Dazu zählen zum Beispiel remasterte LP-Versionen von Purple Rain und 1999, ein Akustikalbum sowie einige Compilations. Im Jahr 2018 erschien postum mit "Nothing Compares 2U" eine Single, die vielen vielleicht bekannt ist. Einst wurde Sinéad O’Connor mit diesem Song berühmt und hielt sich beachtliche 52 Wochen in den Charts. Doch was die meisten nicht wissen, dass dieser Song am 18. Juli 1984 von Prince für die ebenfalls aus Minneapolis stammende Band The Family geschrieben wurde.



Einen Künstler oder eine Künstlerin wie Prince gibt es gefühlt nur alle 100 Jahre. Sein unverkennbares musikalisches Können, sein Einfluss auf die komplette Musikwelt und nicht zuletzt seine ganze Persönlichkeit suchen heute noch seinesgleichen. Prince ist zeitlos - und gehört definitiv in die egoFM Hall of Fame.
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