Weltbekannt in... Québec

Weltbekannt in... Québec

10+ Künstler*innen, die du kennen solltest

Von  Anna Taylor
Die Musikszene in der frankophilen Provinz Kanadas blüht! Wir stellen dir Musiker*innen vor, die du unbedingt kennen solltest.

Es ist nicht arg weit verbreitet - das Problem, sich nicht entscheiden zu können, ob man nun eher Team Englisch oder Team Französisch ist, wenn es um Musik geht. Ehrlich gesagt ist es auch ein eher unsinniges Problem, immerhin kann man Fan von allem oder nichts sein, doch wir von egoFM kümmern uns nicht nur um Musik, sondern auch Probleme abseits des Mainstreams und präsentieren dir genau aus diesem Grunde hier Musiker*innen, die eben irgendwie beides sind. Immerhin stammen sie alle aus Québec, einer im Osten liegenden, frankophilen Provinz Kanadas, die zum Beispiel auch die sehr große, weltbekannte Stadt Montréal umschließt.

Ein paar Legenden québécois vorab

Selbst wenn du im Geographie-Unterricht eher mittelmäßig warst und auch nie wirklich bei Stadt-Land-Fluss punkten konntest - von Montréal hast du sicherlich schon einmal gehört. Eben dort hat sich eines der größten Ereignisse der Musikgeschichte zugetragen: die Gründung von Arcade Fire. Angefangen als Schulband hat sich die Gruppe um Win und William Butler, Régine Chassagne, Richard Reed Parry, Tim Kingsbury und Jeremy Gara zu einer monumentalen Größe dies Alternative Rocks entwickelt (generell gilt: Wer Arcade Fire nicht kennt, hasst dieses Musikgenre). Zwischen 2004 und 2017 wurden fünf Alben veröffentlicht - die Munkelei ist groß, dass dieses Jahr noch ein nächstes Werk folgt. 

Vom einen Gerücht zum nächsten kommen wir nun zu Claire Elise Boucher aka Grimes. Künstlerisch bewegt sie sich irgendwo zwischen Mystik, Manga und aller neuester Technologie und ist damit quasi die Björk Kanadas. Ein Zauberwesen, das in letzter Zeit sehr häufig Thema der Klatschpresse ist - leider nicht wegen ihrer Musik, sondern ihres Privatlebens. Der Grund: ihr Mann. Wir halten uns da aber raus, das müsstest du jetzt selbst in die Suchmaschine deiner Wahl schmeißen. So Tratsch elektrisiert uns nicht mal ein Milliardstel! Technisch gesehen schummeln wir auch leider ein bisschen, indem wir Grimes zu Musiker*innen aus Québec zählen, aber nur ein kleines bisschen - eigentlich ist Claire Boucher nämlich im anglophonen Vancouver geboren und erst 2006 nach Montréal gezogen. Dort bringt sie sich selbst das Musizieren und Produzieren bei, wenn man es also so sehen mag, haben wir kein bisschen gelogen, denn Grimes hat damit tatsächlich in Québec das Licht der Welt erblickt.

Mit unserem nächsten Künstler bleiben wir thematisch bei Superhirnen: Wir verpassen wirklich keine Gelegenheit, Chilly Gonzales näher vorzustellen - wir lieben ihn wirklich sehr, immerhin ist er ein (zwar selbsternanntes, aber deswegen noch lange kein hochstapelndes) musical Genius der Oberklasse. Ein Pianospieler, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, gerne im Bademantel Konzerte gibt und auch mal einen Rap einlegt. Du könntest ihn bereits von Zusammenarbeiten mit Daft Punk oder Feist kennen oder - ja, eben weil wir ihn stets erwähnen, wenn man ihn auch nur annähernd erwähnen kann.

Ähnlich weird und kaum zu fassen ist folgende Gruppe, deren Präsentation wir mit einer kleinen erfundenen Anekdote einleiten... Die Gesellschaft fragte eines Tages: "Wie entspannt und gleichzeitig ohrwurmig kann Musik sein, ohne es darauf anzulegen?" Die Antwort von Bran Van 3000: "Ja!" Ungefähr so könnte der Legende nach die Geschichte um den unterschätztesten 90s-Hit "Drinkin' in LA" gehen. Was bei Bran Van 3000 wie eine Supergroup wirkt, sind eigentlich die zwei Hauptköpfe DJ James Di Salvio und E.P. Bergen, die sich immer einen Haufen anderer Musiker*innen zum Kollaborieren schnappen. So zum Beispiel auch einst Jean Leloup, der als Feature in "Jean Leloup's Dirty Talk" auftritt. Von der Rock-Legende selbst, die übrigens auch aus Québécois ist, empfehlen wir unbedingt den Song "1990" - und damit gleich die nächste popkulturelle Empfehlung, da der Song in einem sehr guten québécoisen Film (von Xavier Dolan-Tadros) Verwendung findet: Laurence Anyways handelt von der Transition eines heterosexuellen cis-Mannes. Wer nur ansatzweise auf frankophilen 80er Jahre Glamour und Drama steht, wird dieses Werk lieben! Außerdem ist der Soundtrack generell ein Gaumenschmaus, darin zu entdecken (neben Moderat, aber die passen nun wirklich nicht an diese Stelle) auch die frankokanadische Ikone Diane Dufresne



Noch mehr Musiker*innen aus Québec

Neben den quebeckischen Größen, die den internationalen Durchbruch bereits hinter sich haben, wollen wir dir ein paar weitere sehr spannende Künstler*innen ans Herz legen...

Beyries

Lange Zeit hat die Folk-Sängerin aus Montréal ihre Musik für sich behalten, um nicht unter Druck zu geraten und damit letztlich die Freude daran zu verlieren. Der Schritt in die Öffentlichkeit folgte schließlich dann doch 2017 mit ihrem Debüt Landing. 2020 folgte Encounter, im März dieses Jahres die EP To Love Somebody.



Busty and the Bass

Die achtköpfige Truppe aus Montréal fand sich auf der McGill Universität zusammen und kombiniert seither Elemente aus HipHop, Soul und Elektro mit allerlei Bläsern. Klingt wie eine irre Mischung, fügt sich letztlich aber zu einer harmonischen Masse. Der Beweis ist auf den Alben GLAM (2015) Uncommon Good (2017) und Eddie (2020) zu hören. 2021 folgte noch eine instrumentale Version des letzteren Albums.



Emma Beko

Rapperin Emma Beko hat letztes Jahr als Solo-Newcomerin die Bühne betreten und beweist nicht zuletzt auf ihrer neusten Single "MHS" feines Gespür für smoothen Flow. Davor war sie als Teil des Rap-Duos Heartstreets unterwegs. Im Januar dieses Jahres veröffentlichte sie nun ihr Debütalbum Blue. Nostalgisches Songwriting und apokalyptischen Klänge - die Songs auf Blue wirken zwar teils sehr dunkle, aber auch extrem ehrlich und sensible. Ihren Sound und ihre Liebe zu HipHop gefunden hat die in Budapest geborene halb Peruanerin, halb Kanadierin, übrigens New York, als sie dort von Montreal hinzog und die High School abschloss. 



Plants and Animals

Als Plants and Animals stehen Warren Spicer, Matthew Woodley und Nicolas Basque nun seit mittlerweile 20 Jahren gemeinsam auf der Bühne. In der Montréaler Musikszene haben sich nicht zuletzt dank ihrer außergewöhnlichen und energiegeladenen Live-Shows einen Namen gemacht. "Love That Boy" vom aktuellen Album The Jungle ist ein sphärischer Ritt, der ein wenig klingt, als wäre die Band in den 70ern auf einem echt guten Trip in einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum gewankt und hätte hier einfach weitergespielt. 



The Brooks

Die Gruppe um Frontmann Alan Prater und den Kopfinstrumentalisten Alexandre Lapointe ist in der Soul- und Jazz-Szene gar kein arg großes Geheimnis mehr. The Brooks überzeugen mit ihrer Mischung aus Funk, Rhythm, Blues und Jazz über die kanadischen Ländergrenzen hinweg bereits viele, viele Fans. Sechs Alben nennt die Band ihr Eigen - eines davon ist ein Weihnachtsalbum.



Sophia Bel

Wer großer Fan des früheren Stils von Grimes ist, sollte sich unbedingt mit Sophia Bel beschäftigen. Mindestens genauso extravagant, quietschbunt und irgendwie bizarr. Die Produzentin aus Montreal hat gerade erst ihre neueste Single "I Don't Need My Space" veröffentlicht. Der Post-Pop-Punk-Song ist die erste neue Single seit ihrer letzten EP vom November 2020, Princess of the Dead, Vol. II, auf dem auch der unglaublich gute Song "You're Not Real You're Just a Ghost" zu hören ist.



Übrigens: Die oberen sechs Künstler*innen stellen wir dir über die Woche hinweg noch genauer auf unserem Instagram-Account vor - schau mal vorbei!


Shay Lia

Während Shay Lia schon seit 2014 regelmäßig smoothen R'n'B raushaut (allein 2021 hat sie schon drei veröffentlicht), erschien erst 2019 ihr Debütalbum Dangerous. Richtig in Gang gebracht wurde ihre musikalische Karriere durch Social Media: Nachdem die Wahlmontrealerin sich beim Singen filmt und auf Instagram postet, wird der québécoise Rapper Kaytranada auf sie aufmerksam. Prompt wird Shay Lia als Feature für sein grandioses Werk 99.9% (2016) angeheuert.

Klô Pelgag

Die Singer / Songwriterin Chloé Pelletier-Gagnon startete 2009 ihre öffentliche musikalische Karriere mit diversen Musik-Contests. Ihren gefühlvollen Gesang begleitet die Künstlerin selbst auf dem Piano. Erst 2021 veröffentlichte sie als Klô Pelgag ihre selbstbetitelte Debüt-EP, mittlerweile zählen drei Alben zu ihrer Diskographie: L'Alchimie des monstres (2013), L'Étoile thoracique (2016) und Notre-Dame-des-Sept-Douleurs (2020). Cleverer, künstlerischer Pop.

Ghostnaut

Der Multiinstrumentalist und Produzent vermischt Ambient, Soul, Funk, Jazz und schlackernde Beats zu einer sehr eingängigen, entspannten Masse, die man unbedingt mal an einem Tag hören sollte, an dem absolut nichts zu tun ist. Beim Hören verliert man sich nämlich gerne mal. Während lediglich zwei Alben - Sideways (2017) und From Montreal to Welly (2018) - zu seinem Repertoire zählen, veröffentlicht er Singles am laufenden Band. "Paradaisu", "Watery Soul" und "Homies" sind erst 2021 erschienen.

Foreign Diplomats

"We make music, we want to dance, we want you to join the party, crack, boom, pow!"
...schreiben die Foreign Diplomats auf ihrer Webseite und halten mit ihrem ausgeklügelten Indie-Rock dieses Versprechen auch bestens. Ihr Talent blieb dabei nicht unentdeckt - die Band durfte schon namhafte Bands wie Violent Femmes, Phantogram und Half Moon Run live supporten, um die Party in Gang zu bringen. Zuletzt erschien das Album Fearful Flower.

Blue Hawaii

Das artsy Elektro-Pop-Duo setzt sich zusammen aus Raphaelle "Ra" Standell-Preston, die auch bei den Braids spielt, und Alex "Agor" Kerby. Eigentlich haben sich die beiden nur zusammengetan, um eine Künstler-Community in Montréal zu promoten. Weil es eben arg gut funktioniert hat, erschien bald das Debütalbum Untogether (2013). Nach einer Pause, in der sich beide wieder auf andere Projekte fokussierten, folgte 2017 Tenderness und 2019 das Werk Open Reduction Internal Fixation.

Milk & Bone

Laurence Lafond-Beaulne und Camille Poliquin haben sich 2013 als Backgroundsängerinnen für die ebenfalls quebeckische Band Misteur Valaire kennen- und künstlerisch schätzen gelernt. 2015 veröffentlichten die beiden ihr erstes Album Little MourningDecepticon Bay folgte 2018. Sanfter Gesang gebettet auf sphärischer Elektronik.



Weltbekannt in... Québec: Die Playlist

In unserer Playlist präsentieren wir dir insgesamt 30 Musiker*innen aus Québec.

Mit dabei sind natürlich Größen wie Arcade Fire, Kaytranada, Grimes, Wolf Parade, Half Moon Run, Chromeo und die 90s-One Hit Wonder-Held*innen um Bran van 3000, aber auch noch unbekanntere Perlen wie Sophia Bel, Beyries und Klô Pelgag.
Kennst du noch mehr musikalische Perlen aus dem französischen Teil Kanadas? Dann schick uns dazu gerne eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder eine WhatsApp-Nachricht an die 089 360 550 460.




QUEBEC THIS - New music from Montreal and beyond

Wer nun noch immer lechzt nach Musik aus Québec, wird von uns nicht einfach fallen gelassen wie warmes Gebäck. Denn unsere Freund*innen von FACTORY92 sind arg große Fans der frankokanadischen Musikszene und präsentieren mittlerweile schon drei Compilations, die sich ausschließlich Musiker*innen aus Québec widmet. Zu finden sind die überall dort, wo Playlisten so zu finden sind - Spotify, Apple oder YouTube.




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