Sam Fender zu Gast bei Sandra

Sam Fender zu Gast bei Sandra

Das Interview zum Nachhören

Seinen 25.Geburtstag feiert Sam Fender mit Sandra im Chelsea Hotel.

Sein Debütalbum Hypersonic Missiles  ist noch nicht mal raus und schon spielt Sam Fender seinen ersten ausverkauften Gig in München - und das auch noch mit frischen 25 Jahren! Sehr frischen 25 Jahren, denn als er vorm Konzert bei Sandra im Chelsea Hotel vorbeischaut, singt ihm die egoRedaktion erstmal ein Geburtstagsständchen.

Nicht nur Friede, Freude, Geburtstagskuchen

Im Interview bekommt man schnell den Eindruck, dass Sam ein reflektierter Jungmusiker jenseits seiner Jahre ist. Auf Tour verzichtet er strikt auf Alkohol. Für seinen Geburtstag hat er allerdings mal eine Ausnahme gemacht. Deswegen klingt seine Stimme im Gespräch mit Sandra ein bisschen angekratzt. Klingt aber trotzdem noch super geschmeidig - Profisänger eben.

Musik machen ist für Sam wie Selbsttherapie, fast schon wie ein Zwang: "It's the only thing I do." Es fällt ihm aber leichter, über die Sorgen anderer zu schreiben, als über seine eigenen. Das würde nämlich bedeuten, dass er sich selbst offenbaren und mit sich ehrlich sein müsste. Mit dem Song "The Borders" aus seinem Debütalbum hätte er das zwar gewagt, trotzdem schreibt er lieber über andere.

Die Inhalte seiner Texte sind alles andere als seicht.

Mit seinen jungen Jahren beschäftigt er sich mit dem Tod, mit Gebrechlichkeit, und mit jenen Gedanken, die die Männer seiner Kultur und Generation einfach nicht aussprechen wollen. Davon handelt auch "Dead Boys". Besonders in seiner Heimat England gibt es dieses vergiftete Bild einer stereotypischen Männlichkeit, Sam nennt das "toxic masculinity". Einerseits brächten Männer nicht fertig, ihre Gefühle in Worte zu fassen und laut zu äußern und dann wundert sich das ganze Land über deren Selbstmorde:
"We close our eyes, learn our pain. Nobody ever could explain all the dead boys in our hometown", heißt es in "Dead Boys".

Dieses Thema macht was mit den Leuten. Ein junger Engländer war gerade im Auto unterwegs mit dem Entschluss, sich das Leben zu nehmen. Im richtigen Moment hört er "Dead Boys" live im Radio und kehrt um nach Hause, zurück zu seiner Frau. Der Song habe ihm klar gemacht, dass er nie über irgendwas mit irgendjemandem spricht. Später haben sich er und Sam Fender beim Konzert in London getroffen. Bei der Story muss auch Sam schlucken, aber es ist für ihn das größte Kompliment, wenn seine Musik den Leuten etwas bedeutet.

"A dog from the middle of nowhere" startet durch

Sam hatte in seinen frühen 20ern selbst ein paar schwere Jahre, in denen er mit seiner eigenen Gesundheit und Sterblichkeit konfrontiert wurde. Näher will er darauf nicht eingehen, er will nicht als "charity case" unter den Musikern gelten. Aber das hatte zur Folge, dass er die Zeit gerade umso intensiver erlebt. Allein im letzten halben Jahr räumte er bei den Critics Choice Awards und bei den Brit Awards ab, war zu Gast bei Jimmy Kimmel und kann in seiner Heimatstadt Newcastle keine fünf Meter mehr gehen, ohne ständig erkannt zu werden. Den Hype um seine Person empfindet er als besonders crazy, eben weil er zuerst eine so harte Zeit überstanden hat und es unmittelbar danach dann doch auf einmal klappt mit der Musik. Dass das gerade ihm passiert, kann er kaum fassen:
"I'm literally a dog from the middle of nowhere."

Es ist ein Wunder, dass Sam es im Trubel der letzten Monate irgendwie hinbekommen hat, ein Debütalbum aufzunehmen.

Dafür hat er sich zwei Monate lang in seine Heimatstadt zurückgezogen und das Ding in einem Aufwasch aufgenommen. Seitdem juckt es ihm schon wieder in den Fingern, direkt ein zweites Album aufzunehmen, obwohl erstmal noch das Debüt am 9. August erscheinen muss.

Hypersonic Missiles ist für Sam ein ganz klassisches Debütalbum, nämlich ein bunter Mix, der zeigt, woher er kommt und wohin er will. Der jüngste Song ist gerade mal drei Monate alt, der älteste gut fünf Jahre. Er habe sich seitdem zwar als Songwriter klanglich wie textlich weiterentwickelt, aber er ist es seinen Fans der ersten Stunde irgendwie schuldig, auch seine frühesten musikalischen Gehversuche aufs Album zu packen. Die erste Hälfte des Albums zeigt aber eher, in welche Richtung seine Musik in Zukunft gehen soll. Vor allem bei dem Titelsong des Albums hatte er direkt nach der Aufnahme im Studio ein gutes Gefühl. Das war der erste Song, bei dem er sich dachte: "Genau so habe ich mir das vorgestellt".


Wenn Sam auf seine ersten 25 Lebensjahren zurückblickt, wünscht er sich für seine Zukunft, dass es ihm ähnlich ergehen wird wie seinem großen Idol Bruce Springsteen. Der hat nämlich auch mit 25 Born To Run veröffentlicht, was ihm in Retrospektive alle Türen geöffnet hat. Das wünscht sich Sam auch. Er hat das Gefühl, dass die kommenden fünf Jahre zu den besten seines Lebens gehören werden. Da bleiben nur wenig Wünsche offen. Außer vielleicht mal mit seinen Lieblings-Filmregisseuren Shane Meadows und Ken Loach in einem "proper British film" zusammen zu arbeiten.



Das Interview mit Sam Fender

Hier kannst du dir das komplette Gespräch zwischen Sam Fender und Sandra anhören.
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