Natürlich darf das Thema Musik nicht zu kurz kommen, wenn wir schon eine Woche lang über eines der größten Musikexportländer reden.
Dear Goodness!
Wo sollen wir bitte anfangen mit der Geschichte, wenn es um Musik aus Großbritannien geht? Wo enden? Müssen wir nun wirklich wieder irgendwas von den Beatles daherreden, was die ja nicht sowieso alles erfunden und ermöglicht und blablablablablablat haben (wenn du dich wirklich dafür interessiert, schaust du am besten hier vorbei) - nein. Wir blicken ein bisschen nach vorne und fokussieren uns auf ein ganz bestimmtes, wunderbares Feature der UK-Musikszene: den Akzent. Fünf aktuelle Musiker*innen haben wir dir also nun herausgesucht, die mit einem ganz vorzüglichen britischen Akzent singen, rappen oder eher sprechen.Little Simz
Das zweite Album der Londonerin, Sometimes I Might Be Introvert (September 2021), ist opulent, künstlerisch, poetisch, politisch und obendrein auch noch wahnsinnig persönlich. Genre-technisch kredenzt Little Simz hier nicht nur HipHop, sondern auch Literatur, Funk, Soul, Disco, Orchester und Einflüsse westafrikanischer Musik. Ein Werk, das also nicht von ungefähr mit allerlei wichtigen Musikpreisen ausgezeichnet wurde. Ein gutes Jahr später folgte das Überraschungsalbum NO THANK YOU, auf dem Little Simz eher auf subtileren Sound setzt: smoothe, leicht melancholische R'n'B Klänge. Thematisch teilt sie auch hier wieder aus - diesmal gegen die Musikindustrie. In ihren Textzeilen finden sich Paranoia, der ständige Kampf zwischen Kreativität und kommerziellem Erfolg und Sorgen um das mentale Wohlbefinden. Little Simz gibt Künstler*innen eine Stimme, die sich aufopfern, um Menschen zu begeistern, aber kaum etwas dafür zurückbekommen.Yard Act
Vier Typen aus Leeds, soweit so gut, so unspektakulär und genauso sehen sie auch irgendwie aus. Genau das ist es aber, was Yard Act wiederum so besonders macht. Kein Schichi, dafür ehrlich und direkt werden hier Worte fast schon monoton ins Mikrofon geplaudert, die dafür richtig tief sitzen. Nihilistisch, politisch, gesellschaftskritisch - es geht um Kapitalismus, Klasse und auch mal um nichts Geringeres als den Sinn des Lebens. Düsterer Zynismus trifft dabei auf eine ziemlich launische Art und Weise, Melodien zu definieren - mal klingen die Tracks von Yard Act geradezu klangvoll, ein andermal wiederum sind sie stark reduziert. "100 % Endurance", von dem es übrigens auch noch eine Version mit Elton John gibt, ist einer ihrer allerbesten Songs, dessen Lyrics mindestens den Nobelpreis für Literatur verdient.Loyle Carner
Loyle Carner kehrt gerne sein Innerstes nach Außen, untermalt von entspannten Beats, Soul- und Jazzklängen. Die Liebe zum Oldschool-Sound hat Loyle Carner zu seinem Markenzeichen gemacht. Nicht unbedingt, weil er aus der Masse an Trap und AutoTune herausstechen will, sondern weil es das ist, was seinen Songs und seinem Flow schon immer am besten steht. Downtempo ist sein präferiertes Tempo. Mit Klavier, sanften Drumbeats und Bläsern hier und da kocht Loyle Carner einen verführerischen Mix aus Rap mit Boom bap-Appeal, Soul und Jazz.Apropos kochen: Dass der Londoner neben seiner Zeit im Studio auch gerne in der Küche steht, dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein. Dass er ADHS-ler ist ebenfalls. Diese beiden Seiten von sich hat Loyle Carner schon vor einigen Jahren in eine Kochschule für Kinder mit derselben Diagnose gesteckt. Kochen ist seiner Meinung nach nämlich Mediation - etwas, was mit Gehirnen, in denen eine Million Gedanken umherschwirren, gar nicht mal so easy ist. Wie das Projekt heißt? Oh, das hat nur den allerbesten Namen, den man sich vorstellen kann: Chili Con Carner.
Arlo Parks
Der Sound von Arlo Parks ist eine Kombination aus Retro Soul und 90s Pop, mit sanftem Gesang, melancholischer Gitarre und zart dröhnenden Synthesizern. Nachdem wir und gefühlt die komplette Alternative-Musikszene das Debütalbum Collapsed in Sunbeams schon so gefeiert haben, freuen wir uns nun sehr, dass bald bereits das Nachfolgewerk von Arlo Parks erscheint: Auf My Soft Machine behandelt die Britin Ängste, die sicher viele Menschen in ihren Mittzwanzigern nachvollziehen können. Es geht unter anderem um die Sorgen über Drogenmissbrauch von Freund*innen, die Liebe, darauffolgende Trennungen, Mental Health, Körpergefühl und Selbstsabotage.Baxter Dury
Baxter Dury aus Wingrave ist eine faszinierende Mischung aus Prinz Charming und dem merkwürdig riechenden, exzentrischen Onkel, den wir alle irgendwo im Familienstammbaum begraben haben. Einer, der immer geradeheraus die Dinge beim Namen benennt und nicht lang rumscheißt und vielschichtiger ist, als man vom Äußeren her vermuten würde. Übertragen auf seine Musik soll das so viel heißen wie: Baxter Dury verbindet gerne mal unangenehme, emotionale Themen mit catchy Synth-Pop-Melodien.Sein neues Album, I Thought I Was Better Than You, erscheint im Laufe dieses Jahres.
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