Fontaines D.C. haben mit 'Romance' ein Album geschaffen, das die romantische Vorstellungskraft wieder in den Mittelpunkt stellt. In einem Interview mit egoFM Sandra spricht Carlos O'Connell über die Bedeutung des Albums und den Zustand der Welt, der das Album inspiriert hat.
Romance: Alle Infos zum neuen Album von Fontaines D.C.
Fontaines D.C. haben mit ihrem vierten Studioalbum Romance einen tiefgründigen und vielschichtigen Klang erschaffen, der die Grenzen zwischen dem Realen und dem Imaginären verschwimmen lässt. Mit diesem Album, das sich durch eine sanftere und zugleich intensivere Klanglandschaft auszeichnet, geht die Band neue Wege und verarbeitet gleichzeitig die Dunkelheit und die Härte der heutigen Welt. Dabei greifen sie auf die Einflüsse von Post-Punk, Irish Folk und einer Art modernem, urbanen Folk zurück, was dem Album eine einzigartige Tiefe verleiht.
Das Album Romance ist durchdrungen von der Sehnsucht nach etwas Größerem, nach dem Erkennen des Unsichtbaren, das in den alltäglichen Dingen verborgen liegt. Es ist ein Versuch, Schönheit und Bedeutung in einer Welt zu finden, die oft chaotisch und bedrückend erscheint. Die Band nutzt die Romantik nicht als Flucht, sondern als Werkzeug, um die Realität zu erweitern und zu intensivieren. Dieses Album ist ein künstlerischer Ausdruck der Hoffnung und gleichzeitig eine kritische Auseinandersetzung mit den Missständen unserer Zeit.
Carlos O'Connell im Interview bei Sandra
Carlos O'Connell von Fontaines D.C. spricht im Interview mit Sandra über das neue Album Romance. Im Gespräch beleuchtet er die Hintergründe des Albumtitels und die Inspirationen, die zur Entstehung der Songs führten. Dabei geht es unter anderem um die missliche Lage der Welt, Identitätsfreiheit, Religion, Mental Health und seine persönlichen Erlebnisse im legendären Chelsea Hotel in New York.
Carlos O'Connell erklärt, dass der Titel Romance nicht nur auf die romantische Bewegung anspielt, sondern vielmehr auf die Notwendigkeit, in einer zunehmend chaotischen Welt wieder zu lernen, über das Oberflächliche hinauszublicken.
Romantik als Gegenmittel in schwierigen Zeiten
Für ihn ist Romantik die Fähigkeit, das Unsichtbare und Tiefergehende zu erkennen, besonders in einer Zeit, die von Kriegen, Klimawandel und Kapitalismus geprägt ist. Diese romantische Perspektive sieht er als Gegenmittel zu der Oberflächlichkeit und Kälte, die viele der gegenwärtigen globalen Probleme verursachen.
Über Identitätsfreiheit und die Angst der Konservativen
Im Interview geht O'Connell auch auf das Thema Identitätsfreiheit ein, das er als essenziell für das menschliche Leben betrachtet.
"Freedom of identity, for example, you know, seems to be a a very threatening idea for conservatives. Because conservatives are incapable of seeing the world outside of the structures that are given to them. The only thing someone with the freedom of identity wants to do is to be able to see the world and interact with the world the way they see it. And there's huge importance in that I think, there's less and less of it. You know, in general." - Carlos O'Connell
Die Bedrohung durch starre Strukturen
Er kritisiert, dass konservative Kräfte in der Gesellschaft oft Angst vor der Freiheit der Identität haben, da sie nicht in der Lage sind, die Welt außerhalb der vorgegebenen Strukturen zu sehen. Für ihn ist die Freiheit, die eigene Identität zu leben und auszudrücken, ein zentraler Aspekt von Menschlichkeit und Kreativität, der jedoch in unserer Gesellschaft immer mehr eingeschränkt wird.
Religion und die Notwendigkeit von Mass Madness
Ein weiteres Thema, das im Gespräch aufkommt, ist die Rolle der Religion in der modernen Welt.
"We should be a bit crazier. We should live more and we should allow the imagination to have more space in our world. [...] We should allow more of our own individual perspectives to exist. And then that's what we would consider, like, madness - to see the world the way you see it in your head. We probably need a bit more of that. You know, you could think of religion as some sort of like mass madness, where everyone just believes that there's a heaven [and that] some guy appeared 2000 years ago. And he said, I'm the son of God and everyone believes that, you know, that's like, you could say that's a mass madness. But it's sort of necessary. You need a bit of that. And now there's just less and less of that. I'm not religious, but like we need something bigger than ourselves." - Carlos O'Connell
Religion als immaterieller Anker
O'Connell bezeichnet Religion als eine Form von "Mass Madness", die jedoch notwendig ist, um den Menschen eine Orientierung und einen Sinn in einer immer rationaleren und strukturierten Welt zu bieten. Er sieht Religion als einen wichtigen, immateriellen Teil des Lebens, der es ermöglicht, über die bloße biologische Existenz hinauszugehen und tiefere Bedeutungen im Leben zu finden.
Mental Health und der Einfluss auf die Musik
Auch das Thema Mental Health ist ein zentraler Punkt im Interview, angeregt vom Inhalt von "Starbuster", der ersten Single-Auskopplung des Albums.
Kunst als Ventil für Emotionen
O'Connell spricht offen darüber, wie die Bandmitglieder unterschiedliche Phasen mentaler Fragilität durchleben und wie diese Erfahrungen die Musik beeinflussen. Für ihn ist die Kunst ein Ventil, durch das negative Emotionen kanalisiert und in etwas Schönes und Sinnvolles verwandelt werden können.
Das Chelsea Hotel, Leonard Cohen und Carlos' Zeit in New York
Carlos O'Connell erzählt von seiner tiefen Verbindung zum Chelsea Hotel in New York, das als Symbol für eine vergangene Ära der künstlerischen Freiheit und Inspiration gilt.
Faszination für Leonard Cohen und das Chelsea Hotel
O'Connell spricht über seine Faszination für Leonard Cohen und dessen Song "Chelsea Hotel #2", den er selbst gecovert hat. Das Chelsea Hotel ist für O'Connell ein Ort der Romantisierung und Inspiration, der ihm hilft, seine eigenen kreativen Träume zu verfolgen.
Patti Smith und die Magie des Chelsea Hotels
Auch Patti Smith, eine weitere legendäre Figur der New Yorker Kunstszene, beeindruckt O'Connell tief.
Eine inspirierende Begegnung
Im Interview erzählt er von einem Abendessen mit Smith in Dublin und ihrer gemeinsamen Liebe zum Chelsea Hotel. Diese Begegnung war für ihn eine Bestätigung, dass Romantik und die Suche nach dem Sinn nicht nur Ideen sind, sondern echte Erlebnisse, die das Leben bereichern.
Carlos' Cover von Leonard Cohens „Chelsea Hotel #2“
Das Cover von "Chelsea Hotel #2" ist für Carlos O'Connell ein persönliches Projekt, das er als eine Hommage an einen Ort und eine Zeit sieht, die für ihn und viele andere Künstler von großer Bedeutung sind. Das Cover, das er zunächst nur auf SoundCloud veröffentlicht, findet großen Anklang bei Fans und zeigt, wie tief O'Connell in die Geschichte und die Kunst des Chelsea Hotels eingetaucht ist.
Fontaines D.C. haben mit Romance ein Album geschaffen, das die romantische Seele in einer chaotischen Welt wiederbeleben möchte. Carlos O'Connell hat uns in diesem Interview nicht nur die Gedanken hinter der Musik nähergebracht, sondern auch gezeigt, wie stark die Verbindung zwischen Leben und Kunst sein kann. Durch tiefgründige Themen wie Identitätsfreiheit, die Rolle der Religion und Mental Health, verbunden mit der persönlichen Geschichte von Carlos O'Connell und seiner Verbindung zum Chelsea Hotel, wird Romance zu einem Werk, das weit über die Musik hinausgeht und die Zuhörer*innen dazu einlädt, die Welt mit neuen Augen zu sehen.
Artikel teilen: