Diskussion: Line Up-Balance bei Festivals

Diskussion: Line Up-Balance bei Festivals

The 1975 wollen nur noch auf ausgewogenen Festivals spielen

Die Debatte um eine 50/50-Quote bei Festivals geht weiter. Nach Matt Healy hat sich jetzt die all female-Band The Big Moon aus London zu Wort gemeldet.

The 1975-Frontmann Matt Healy hat erst letzte Woche bestätigt, dass er keinen Bock mehr auf Festivals hat, auf denen hauptsächlich männliche Acts auftreten.

Das Reading and Leeds Festival 2020 ist in aller Munde. Aber leider nicht, weil es schmeckt: Von 91 Acts sind lediglich 20 weiblich oder non binär. 

Diese wenigen weiblichen oder non binären Acts muss man dann auch noch im halb bis mini Kleingedruckten suchen. Eine Headliner Band sind The 1975, was der Anlass für Laura Snapes, Redakteurin beim Guardian, war, Matt Healy eine Challenge vorzustellen: The 1975 sollen im Rider vermerken, dass sie nur auf Festivals auftreten, deren Line Up zu so und so viel Prozent (bestenfalls 50 Prozent) aus weiblichen oder non binären Acts besteht.

"Add a condition to your rider that says you'll only play festivals that commit to X% (ideally 50%!) acts that include women and non binary performers" - Laura Snapes via twitter

Worauf Matt Healy prompt eingeht, allerdings ohne feste Zusage, wie viel Prozent nun weiblich oder divers sein müssten, damit The 1975 auftreten:


Matt Healy betont allerdings, dass er die Challenge erst bei zukünftigen Buchungsanfragen durchzieht. Er fände es schade, Fans, die sich bereits Tickets für bestätigte Festivalauftritte von The 1975 besorgt haben, enttäuschen zu müssen.

Auf dem eigenen Festival wird die Challenge mehr als befolgt.

Am 11. Juli veranstaltet die Band ein eigenes Festival im Finsbury Park, bei dem sechs von sieben Acts weiblich sind. Es treten Clairo, Charli XCX, Phoebe Bridgers, Pale Waves, Beabadoobee, Deb Never und Cavetown auf.

Obendrauf ist das Festival auch noch ziemlich grün: Die komplette Technik soll ausschließlich mit HVO (hydriertem Pflanzenöl) betrieben werden.




Aber was sagen eigentlich die Frauen dazu?

Die Mitglieder von The Big Moon sind allesamt Frauen. Auf dem Red Carpet bei den NME Awards in London am vergangenen Wochenende haben sie - ausgelöst durch das Matt Healy-Statement - ihren Standpunkt zur Debatte um Gender-Balance bei Festivals zementiert. Veranstalter*innen seien 'full of shit':
"Our society is sexist, and that is reflected in all industries. It's not surprising, it's disappointing in a creative industry. We're just doing what we do and hopefully it'll keep changing."

Es sind harte Worte, die Bassistin Celia Archer in den Mund nimmt - dran ist aber was. Und trotzdem besteht, und das sagt sie ebenfalls, ein Grund zur Hoffnung. Denn wenn mehr Musiker*innen aller Geschlechter den Mund aufmachen, kann das Thema im breiten Mainstream diskutiert werden. Und davon erhoffen sich viele wiederum ein faireres Booking.



Geschlechterausgewogenheit - was soll das bringen? Geht es nicht um Qualität?

Klar, Acts nur wegen ihres Geschlechts anzuheuern ist fast genauso diskriminierend - ein Punkt contra Quote. Pro Quote lässt sich argumentieren, dass vielen weiblichen Acts gar nicht die Chance gegeben wird, sich einen Namen und Beliebtheit zu erspielen, um irgendwann auch mal in der Liga der Headliner*innen auftreten zu können. Besonders in alternativen Musikgefilden. Es geht also darum, erstmal einen Nährboden zu erschaffen, auf dem sich Qualität ausgewogen entfalten kann - damit die Geschlechterfrage irgendwann keine Frage mehr ist.



Was hältst du von der Idee, dass auf Festivals gleich viele weibliche wie männliche Acts spielen sollten? Erzähl's uns per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per WhatsApp an 089/ 360 550 460.  

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