Florian Sievers alias Das Paradies über seinen Track "Goldene Zukunft"
“Goldene Zukunft” klingt vordergründig luftig und federleicht und leuchtend.
Florian Sievers alias Das Paradies erklärt, warum der Glanz trügerisch ist.
"Goldene Zukunft" von Das Paradies
Podcast "Tracks and Traces" von detektor.fm
Von der Spielerei zum ernsthaften Projekt
Als Teil des Indiefolk-Duos Talking To Turtles hat Florian Sievers bereits viel englischsprachige Musik gemacht. Seit 2017 versucht er es unter dem Namen Das Paradies auch auf Deutsch. Allerdings zunächst als Experiment und ohne die oft gehörten Deutschpop-Phrasen. Stattdessen singt Florian von Zentrifugen, Discoscootern und Erdantriebspropellern. Auch musikalisch sind seine Songs oft uneindeutig: beschwingt, leichtfüßig und doch gleichzeitig nachdenklich.
Mit seinen ersten Songs begeistert Sievers das Plattenlabel Grönland Records von Herbert Grönemeyer. Und ein Jahr nach den ersten Spielereien erscheint das Album Goldene Zukunft.
Der Titeltrack war so etwas wie der Startschuss für Sievers - der Song, mit dem sich für ihn alles zusammenfügte, sagt er:
"Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass die Zusammensetzung der Instrumente, die mir in die Hände fielen, mehr als die Summe der einzelnen Teile war."
Vintage-Synthies und Billig-Klavier
Wenn aus einem Experiment eine ganze Platte werden soll, ist ein Studio für die Aufnahmen natürlich Pflicht. Das findet Florian in seinem Wohnort Leipzig. Da hortet er auf schnuckeligen 20 Quadratmetern jede Menge Instrumente, die er über Ebay Kleinanzeigen und andere Zufälle findet.
Zum Beispiel überlässt ein alter Bekannter Florian einen ollen DDR-Synthesizer der Marke Vermona. Ein Glücksfall, denn als Gitarrist ohne viel Erfahrung mit anderen Instrumenten muss er erstmal mit den Tasten und Knöpfen vertraut werden:
"Aus der Unfähigkeit und dem Lernen mit den Synthesizern ist eine ganz tolle Reibung aus Ambition und eingeschränkten Fähigkeiten entstanden."
Florian Sievers investiert viel Zeit in seinen neuen Sound. Die "Goldene Zukunft" klingt puristisch und funkelt trotzdem. Das liegt wohl zum Teil auch an Simon Frontzek (Thees Uhlmann Band), der bei der Produktion unterstützt. Und an Max Schröder (Die Höchste Eisenbahn), der die Schlagzeug-Parts einspielt.
Positive Phrasen und Passivität
Die "Goldene Zukunft" ist eine Art trojanisches Pferd in Songform. Denn für Sievers ist der Song trotz musikalischer Leichtigkeit eher ein resignierter Blick auf die Welt:
"Mich hat da ehrlich gesagt ein Gefühl von Zwangsoptimismus in eine ziemlich pessimistische Weltsicht getrieben."
Dass die rosigen Zeiten in naher oder ferner Zukunft von selbst kommen, glaubt Sievers nicht. Und eine blinde Alles wird gut-Hoffnung kann verhindern, dass man für Verbesserungen selbst aktiv eintritt.
Wie passen musikalische Fluffigkeit und Pessimismus zusammen?
Wie funktionieren "kalte" Effekte auf "warmen" Sounds? Im Musikpodcast Tracks & Traces von detektor.fm erklärt Florian Sievers alias Das Paradies Spur für Spur seinen Song "Goldene Zukunft". Er berichtet über die ersten Übungen mit deutschen Songtexten, warum eine Halbakustik seine Lieblingsgitarre ist und warum sein Klavier nur 30 Euro gekostet hat.
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