Unglaublich schön und unglaublich kraftvoll: Florence Welch reißt uns mit ihrem neuen Werk mal wieder ordentlich mit.
Schrödingers Hoffnung in der Liederbox
Stell dir eine Liederbox vor. In dieser Liederbox ist ein Stück Hoffnung, die sowohl tot als auch lebendig sein könnte. Während Musik aus der Liederbox ertönt, werden also beide Gefühle gleichzeitig bei dem*der Zuhörer*in ausgelöst: Hoffnungslosigkeit, ebenso wie Hoffnung. Dann explodiert die Box plötzlich in einem unglaublichen Klangwerk - du spürst nichts mehr außer Emotionen, Emotionen, Emotionen. Und anstatt sagen zu können, dass das kleine Stückchen Hoffnung in der Box nun ganz sicher tot ist, ist sie viel mehr überall hingespritzt und verbreitet damit nun Sprossen purer Liebe. So in etwa kann man die meisten Songs von Florence + The Machine beschreiben: Während eine gewisse Hoffnungslosigkeit mitschwingt, ist es letztlich die Hoffnung, die sich breitmacht. Und natürlich der Part mit den Emotionen, Emotionen, Emotionen - das ist die Essenz der Musik von Florence + The Machine. So reißt uns auch das neue Album Dance Fever wieder mit.Die Macht der Sad Banger
Produziert von Jack Antonoff und Dave Bayley (von Glass Animals), kombinieren die Songs auf Dance Fever pompöse Melodien und Florence Welchs kraftvollen Gesang mit ernsten Themen wie Ängsten, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung und machen diese dadurch tanzbodenkonform.Gibt es was schöneres, als in der Disko ein bisschen zu weinen?
Ein Paradebeispiel für Florence Welchs Sad Banger ist "Free". Der Song behandelt das Thema Angst als überwältigende und lebensbestimmende Emotion. Schauspieler Bill Nighy verkörpert diese im Video und hängt wie eine Klette an der Künstlerin Florence Welch. Der Song will Angststörungen Aufmerksamkeit geben, immerhin werden diese in der breiten Masse der Gesellschafft immer noch nicht ernst genommen, während Betroffene sich mit der Frage auseinandersetzen, wie man das alles eigentlich ertragen kann.
"Is this how it is?
Is this how it's always been?
To exist in the face of suffering and death
And somehow still keep singing?"
- Florence + The Machine
Die Lyrics sind dabei schmerzlich treffend. Gänsehaut und Tränendrang sind die Konsequenz, während die Melodien im Gegensatz dazu eher zum Tanzen motivieren. Eine Methode, wie Florence die Ängste letztlich auch abschütteln kann, wenn auch nur für kurze Zeit.
Dabei waren nicht alle Songs zunächst als pompöser Disco Banger geplant
Der episch klingende, disco'esque Track "My Love" beispielsweise war eigentlich als ein akustisches "sad little poem" gedacht, wie Florence Welch dem BBC Radio 1 Moderator Greg James verraten hat:"Sometimes the biggest dance songs, I think, have a really sad core to them." - Florence Welch
Damit liefert Florence Welch gleich die perfekte Definition eines Sad Bangers.
Her mit der Gender-Revolution!
Eine weitere wichtige Botschaft verpackt Florence Welch unter anderem in ihrem Song "King", der ersten Single-Auskopplung des Albums. Mit den Lyrics "I am no mother, I am no bride, I am king" hinterfragt Florence Welch in ihrem neuen Song "King" vorherrschende (binäre) Geschlechterrollen und feiert ihre persönliche Definition von Weiblichkeit. In einem Statement zum Song sagt sie:"I was as good as the men and I just went out there and matched them every time. But now, thinking about being a woman in my 30s and the future… I suddenly feel this tearing of my identity and my desires. That to be a performer, but also to want a family might not be as simple for me as it is for my male counterparts." - Florence Welch
#StandWithUkraine
Mit kleinen Botschaften in den Musikvdeos oder als Statements zeigt Florence Welch des Öfteren ihre Solidarität gegenüber Ukraine. So widmet sie beispielsweise "Free" auch ukrainischen Kreativen:"Dedicated to the spirit, creativity and perseverance of our brave Ukrainian friends. Filmed in Kyiv on 18 November with Ukrainian filmmakers and artists, whose radiant freedom can never be extinguished."
Die Videos zu Dance Fever wurden noch vor dem russischen Einmarsch in Ukraine gedreht mit Tänzer*innen, die sich gerade teilweise in Schutzbunkern befinden. Auf Instagram schreibt die Musikerin zum Video von "Heaven is Here":
"Two of the dancers in this video are currently sheltering. To my brave and beautiful sisters Maryne and Anastasiia. I love you. I wish I could put my arms around you. Strength."
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