Phoebe Bridgers - Stranger in the Alps

Was das Werk so besonders macht

"You see what happens when you fuck a stranger in the Ass?!"

- Wenn du den Kultfilm The Big Lebowski zwar mehr oder weniger auswendig kennst, diesen Satz aber noch nie gehört hast, hat das einen bestimmten Grund. Er wurde für das brave Free TV angepasst. Und zwar zu: "You see what happens when you find a stranger in the alps", zu Deutsch: "Das passiert, wenn man einen Fremden in den Alpen findet" - was zur Hölle? Naja, die etwas merkwürdige Entschärfung war immerhin für irgendetwas gut, so kam nämlich Phoebe Bridgers zum Titel von ihrem Debütalbum Stranger in the Alps. 

Alte Seele in jungem Körper

Phoebe Bridgers ist zwar mit Memes und Twitter-Humor groß geworden, aber ihre musikalischen Vorbilder sind schon ein Stück älter. Vor allem der düstere Indie-Folk von Elliott Smith hat es ihr angetan. So fällt Phoebe Bridgers irgendwie aus der Zeit. Während ihr akustischer Indie sich klar an früheren Zeiten orientiert, passen die Texte perfekt zum Hier und Jetzt. Sie singt über merkwürdige Zusammentreffen mit alten Freund*innen, WhatsApp-Chatverläufe mit Ex-Partner*innen und das Gefühl, komplett hilflos zu sein, obwohl man weiß, dass es Menschen woanders noch viel schlechter geht. 

Kraftvolle Lyrics

Phoebe Bridgers erzählt auf ihrem Album nicht nur von zwischenmenschlichen Geschichten und ihrer Jugend. Sie schildert auch, wie ätzend die Musikwelt zu jungen Frauen sein kann. Denn auch wenn Phoebe mit ihrer zarten Stimme und ihren knallharten Texten viele Freund*innen und Förderer findet, zieht sie auch richtige Arschlöcher an: Ryan Adams nimmt sie erst scheinbar unter seiner Obhut, nur um sie dann schamlos auszunutzen. Nachdem Phoebe diesen Schrecken hinter sich gelassen hat, bekommt Ryan in "Motion Sickness" noch den akustischen Mittelfinger hinterhergeworfen:


Nicht zuletzt deswegen macht Stranger in the Alps Phoebe Bridgers endgültig zum Shooting Star in der amerikanischen Indie-Szene. Das Album ist so zart wie eine Engelsstimme und knallhart wie die Realität - so düster wie Elliott Smith und so abgefahren wie The Big Lebowski.

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