Ein zeitloses Album, das die kalten Tage aufwärmt.
Unmöglich sind sie sowieso, aber wären Zeitreisen überhaupt erstrebenswert?
Klar wäre es toll, die ausschweifenden Feiern der vergangenen Jahrzehnte hautnah mitzuerleben, aber spätestens bei der ersten langen Zugfahrt ohne Klimaanlage oder Netzwerkverbindung würde dann wohl schon die Gegenwartsvermissung eintreten. Da wäre es natürlich perfekt, sich einfach nur die schönen Seiten der Vergangenheit ins Hier und Jetzt zu holen und den blöden Kram einfach wegzulassen.Das ist natürlich noch unmöglicher als Zeitreisen, aber Dancing While Falling, das neue Album von Quantic fühlt sich genau so an.
Tanztüftler
Hinter Quantic versteckt sich mit Will Holland jemand, der eigentlich lieber entspannt außerhalb vom Scheinwerferlicht tanzt. Ein paar Dinge weiß man aber trotzdem: Zum einen ist der Produzent mittlerweile schon seit 20 Jahren im Geschäft unterwegs und zum anderen dürfte sein Plattenschrank aus allen Nähten platzen. Denn mit so ziemlich jedem neuen Album wagt sich der Produzent in ganz neue Klangwelten. Da waren schon Ausflüge in afrokolumbianischen Sound mit dabei oder ganze Eskapaden in Jazzfusion. Dancing While Falling hat da jetzt aber einen deutlich stärkeren Fokus: Hier wird zu Funk, Soul und Discoklängen entweder entspannt gegroovt oder eskalativ getanzt.Mal stapft das Tempo gemächlich vor sich hin wie im Opener "Run" oder später in "Tikurin", dann gibt es Momente bei denen sich die Beats regelrecht überschlagen. "Unconditional" zum Beispiel dürfte jeden feiermüden Menschen von der Couch auf die Tanzfläche ziehen.
Modern und zeitlos
Ähnlich wie eine Hausparty kommt auch Dancing While Falling so richtig in Fahrt wenn die Gäst*innen auftauchen. Über die Hälfte der Songs haben nämlich einen Feature-Auftritt. Andreya Triana darf gleich viermal ans Mikrofon und es überrascht zu keiner Sekunde warum - ihre Stimme passt sowohl zu den treibenden Discobeats, also auch zum herrlich souligen Ausklang "Where The Flowers Grow". Auf Rationales Stimme hat Quantic scheinbar besonders lange warten müssen: Der Beat stand schon monatelang und hatte seinen Platz auf dem Album schon fix reserviert, aber erst als der britische Sänger im Studio dazukam, hat es endgültig Klick gemacht. Das nicht ganz so heimliche Highlight kommt aber von Connie Constance: Die Britin trägt ihren Text mit enormer Wucht vor, während sich die Synthies im Hintergrund immer weiter aufbäumen und den Retrobeat plötzlich in etwas ganz anderes verwandeln.Ein beeindruckendes Beispiel, wie Retrosounds und moderne Klänge zusammen harmonieren können. Und ein Grund warum Dancing While Falling ein absolut zeitloses Album ist – ganz ohne unmögliche Zeitreisen.
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