Wie man Fitnesstracker, Heffalumps und Marihuana zusammenbringt.
Um es gleich vorweg zu sagen: Nein – Scoobert Doobert ist nicht der bürgerliche Name von Scooby-Doo.
Klar, das sind schockierende Nachrichten, aber lange Recherchen von investigativen Journalist*innen sind dem Mysterium auf den Grund gegangen: Scooby heißt zwar tatsächlich Scoobert mit Vornamen, aber der Nachname ist eben nur Doo. Das mag jetzt die Welt von einigen auf den Kopf stellen – andere kratzen sich wahrscheinlich gerade am Kopf und fragen sich, wie sie jemals ohne diese Information durchs Leben laufen konnten. Einen großen Vorteil hat diese neue Erkenntnis aber dann doch: Der Name Scoobert Doobert ist wieder frei.
Und ein Musiker aus San Diego beansprucht diesen grade mit einem verflucht entspannten Sound für sich selbst.
Keine Comicvertonung
Scoobert Doobert hat sowieso erstaunlich wenig mit dem Comichund zu tun. Denn während der Comicheld beim Anblick eines düsteren Kellergewölbes gerne einmal schreiend die Flucht ergreift, fühlt sich Scoobert genau dort wohl – erst Recht, wenn Musikinstrumente in der Gegend stehen. Denn wahrscheinlich könnten nicht einmal furchteinflößende Dämonen Scoobert vom Musizieren abhalten. Selbst als dem Musiker alle Bandkolleg*innen zum College davongelaufen sind, hat sich Scoobert nicht beirren lassen: Er hat sich einfach alle Instrumente selber beigebracht und die Band zum Ein-Mann-Projekt umgewandelt. Seitdem liefert er regelmäßig komplett selbst geschriebene und eingespielte Songs in die Weiten des Internets hoch – und nachdem er dieses Jahr schon die Small Hug EP herausgebracht hat, folgt jetzt folgerichtig der Big Hug.
Eigentlich ganz schön beeindruckend, wie viel Musik Scoobert Doobert rausbringt. Songs zu schreiben und zu produzieren dauert sowieso schon lange, erst Recht, wenn man auch noch alles alleine macht. Woher diese Liebe und Begeisterung zur Musik von ihm kommt? Kaum zu glauben, aber das hat ein bisschen mit Motley Crue zu tun. Bei einem Konzert der mittlerweile leicht gealterten Hair Metal Band, hatte Scoobert sein musikalisches Erweckungserlebnis. Diesen Einfluss hört man aber in Scooberts Musik nur noch mit ganz großer Vorstellungskraft. Statt monströsen Gitarrenriffs mit hochgekratzter Stimme, produziert er lieber leicht verspulte Klänge. In Songs wie "I’m an Idiot" grooven die Drums subtil, die Gitarren tönen leicht funkig und seine Stimme schwankt zwischen engagiertem Flüstern und verträumtem Säuseln. Es ist Musik, die man zum Wandern, zum Surfen und – na ja, auch zum Konsumieren von Brokkoli unähnlichen Substanzen hören kann. "Kick It In Nirvana" und "I Live in California" sind da recht eindeutig.
Perfektionierte Lässigkeit
Bei so viel Entspanntheit und selbstironischer Inszenierung kommt es vielleicht erst nicht so rüber, aber der Kalifornier steckt unglaublich viel Energie in seine Songs. Die Melodien sind perfekt gezüchtete Ohrwürmer, die Sounds wechseln je nach Bedarf zwischen Lo-Fi und Hi-Fi hin und her und auch in den Texten stecken hin und wieder clevere Alltagsbeobachtungen: So rechnet Scoobert in "Don’t Worry" mit digital gesteuertem Selbstoptimierungswahn ab und "I Love Money" fühlt dem Kapitalismus auf den Zahn - nur um dann ein paar Songs später über Heffalumps zu sinnieren. Mit dieser Mischung ist Big Hug ein Album geworden, dass gleichzeitig entspannt, aber niemals langweilt.
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