Ein Glas voll Melancholie schmeckt nur mit diesem Album aus dem Jahr 2010 so richtig gut.
Am 10. Mai 2010 erscheint High Violet von The National via 4AD.
The National - High Violet
Alben, die alles ändern
Jede*r kennt diese Abende
Man trifft sich, hat viel Spaß, trinkt ein Glas Wein - und plötzlich driftet alles in eine ganz andere Richtung ab. Die tiefgründigen Gespräche über den grauen Alltag gehen los - eine Zeit lang kann man ihm eben entfliehen, aber irgendwann wird man doch wieder eingeholt. Um damit klarzukommen hilft natürlich nur die richtige Musik.
Keine Band vertont solche tiefsinnig-traurigen Momente besser als The National - und nie tun sie das besser als auf High Violet.
Implodierende Klangwelten
Boxer war vielleicht die Platte, die The National in die Championsleague des Indierocks katapultiert hat, mit High Violet haben sie aber sichergestellt, dass sie so bald nicht wieder verschwinden werden. Und das wird einem schon beim allerersten Song klar: "Terrible Love" startet langsam, nimmt wahnwitziges Tempo auf und implodiert schließlich unter Matt Berningers predigender Stimme.
High Violet präsentiert alle Elemente, die The National so besonders machen, auf dem Silbertablett und poliert sie auf Hochglanz.
"Little Faith" beginnt zum Beispiel mit einer zerstört klingenden Gitarre, nur um dann in wohlig klingende Bläsersätze überzugehen. Nur einer der vielen Kniffe die sich die Dessner Zwillinge überlegt haben: Für dieses Album haben die beiden düstere Klangwelten komponiert, die schon alleine einen tieftraurigen Sog entwickeln, aber vor allem jedem Wort von Matt Berninger eine enorme emotionale Tiefe verpassen.
Dazu kommt noch das innovative Schlagzeugspiel von Bryan Devendorf, der die langsamen Songs kraftvoll tragisch wirken lässt, während er den schnelleren Stücken eine unglaubliche Energie verpasst.
So ist man am Ende von High Violet nach Songs wie "Bloodbuzz Ohio" und "Lemonworld" gefühlsmäßig durchgeschüttelt und im perfekten Zustand, um von "Vanderlyle Crybaby Geeks" wieder aufgebaut zu werden. Der Song ist sozusagen die Hintergrundmusik, während man sich in einer Bar betrunken in die Arme eines*r Freundes*in stürzt.
Verkaterter Alltag
Man kann sich ja schon fragen warum gerade fünf Familienväter aus Ohio so eine emotionale Wucht hinter sich haben. Die Antwort versteckt sich hinter Matt Berningers einzigartiger Stimme: Die Menschen, über die er singt, sind eben keine Superheld*innen, sie erleben keine fantastischen Abenteuer und sie laufen keinen einmaligen Romanzen hinterher. Die Menschen in der Welt von High Violet mühen sich damit ab, den Kredit für ihr Haus abzuzahlen, sie entfernen sich unaufhaltbar langsam von ihren Liebsten, haben schlechten Sex und beschweren sich darüber in der Kneipe. The National finden poetische Schönheit, aber noch viel öfter existenziellen Schmerz im Alltag und haben für jede Krise eine einfühlsame Geheimwaffe auf dieser Platte.
Sie sind die leicht nach altem Zigarettenrauch und verschüttetem Bier miefende Schulter, die man in schweren Zeiten zum Anlehnen braucht.
Musik, die alles ändert
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