Wanda - Ciao!

Wanda - Ciao!

Der Lieblingstonträger der Woche

Wiens Krawallbelegschaft Wanda vertont den Weg vom Barhocker zum alkoholgetränkten Boden der Kneipe.

Sie kamen in einem ranzigen Auto, den Kofferraum voll mit Schnaps und sahen so aus, als wären sie schon in Lederjacke und schmutzigem Unterhemd auf die Welt gekommen. Wanda waren eine absolute Ausnahmeerscheinung und krachten mit voller Wucht in jedermanns Musikgeschmack – ob man nun wollte oder nicht. Viele konnten bald nicht mehr ohne den Turbopop mit unüberhörbarem Wiener Einschlag und auch heute gibt es wohl kaum jemanden, den Wanda komplett kalt lassen.

Und weil die Wiener im Zweifelsfall halt lieber aufs Gaspedal als auf die Bremse treten, legen sie jetzt schon ihre vierte Platte nach.


"Magical Mystery Tour" wird zur "Swing Shit Slide Show"

Wer jetzt beim Albumtitel Ciao! einen großen Abschied von der bisherigen Erfolgsformel erwartet hat, wird nicht bestätigt: Wanda wissen immer noch perfekt, wie sie die innere Gedankenwelt nach drei Gin Tonic und zu viel Bier in einen Rocksong verpacken können.

Opener "Ciao Baby" setzt auf mitsingbares Gitarrenriff, "Nach Hause gehen" zappelt nervös in den Gehörgang und bleibt dank konstant wiederholtem Refrain auch für die nächsten Monate da stecken. Weiter hinten auf der Platte sind mit "Ein schneller Tod" und "Das Erste an was ich denk" noch Songs, bei denen man beim Hören vor dem geistigen Auge schon ein eskalierendes Konzertpublikum erspähen kann – die nächste Tour dürfte der übliche Triumphzug werden.

Auch die übliche Heldenverehrung kommt nicht zu kurz: "Ein komischer Traum" eifert sowohl textlich als auch musikalisch dem großen "A Day In The Life" der Beatles hinterher. Auch bei "Vielleicht" und "Swing Shit Slide Show" hört man eindeutig, woher die Jungs ihre Inspiration nehmen, auf die sie ihre ganz eigene, unverwechselbare Note setzen.

Die Traurigkeit auf dem Boden des Schnapsglases

Wanda haben sich vor allem durch ihre gefühlt endlosen Touren von den kleinen Clubs in die großen Hallen und sogar auf internationale Festivals gespielt. Bei den Konzerten steht exzessives Mitgejohle im Vordergrund, aber auf ihren Alben schlagen die Wiener mittlerweile auch andere Töne an:

Dort wird mittlerweile immer stärker ihr Hang zum morbiden und zur Melancholie ausgelebt.

Grade der direkte Vorgänger Niente klang deutlich weniger nach alkoholgetränkter Kneipentour, sondern mehr nach verkatertem Morgen danach auf der Couch.

Und auch in Ciao! stecken immer wieder etwas betrübtere Momente. Im Gegensatz zu Niente hatten Wanda aber bei der neuen Platte wohl keine Lust sich auf eine einzige Stimmung festzulegen: Die Wiener wechseln so schnell zwischen Melancholie und Ekstase hin und her, dass einem auch ohne Alkohol fast schon schwindelig werden kann. So wird die neue Platte zum wahrscheinlich bisher abwechslungsreichsten Album von Wanda.

Ciao! hat also ein bisschen was von einer durchzechten Nacht, die erst früh am Morgen zu Ende geht:

Es fängt mit voller Geschwindigkeit an, es wird viel gesungen, getrunken und getanzt. Und irgendwann kommen unvermeidbar dann die etwas betrübteren Momente dazu. Aber die werden mit der richtigen Menge Whiskey Cola solange in Schach gehalten, bis man wieder genug Lust hat, die Sau rauszulassen.



Tracklist: Wanda - Ciao!

01 Ciao Baby
02 Nach Hause gehen
03 Ein komischer Traum
04 S.O.S.
05 Der Erste der aufwacht
06 Ein schneller Tod
07 Swing Shit Slide Show
08 Nix reparieren
09 Das Erste an was ich denk
10 Vielleicht
11 Gerda Rogers
12 Domian
13 Zu wem oder was
14 Alma


Ciao! ist am 06. September auf Universal Music erschienen.

Design ❤ Agentur zwetschke