Die besten Bands aus Kanada

Die besten Bands aus Kanada

10 Künstler*innen, die du kennen solltest

Von  Anna Taylor
Oh Kanada, du nettestes und zugedröhntestes Land auf Erden. Zeig uns, was du in deiner Plattensammlung hast.

Cannabis in Kanada

Es ist kein Geheimnis, dass die Kanadier*innen nicht gerade sparsam sind im Graskonsum.

2014 wurde in Vancouver sogar ein Automat aufgestellt, an dem man Weed kaufen konnte - bislang allerdings nur zu medizinischen Zwecken. "Was soll's", muss sich Kanada nun aber wohl endgültig gedacht haben und hat der Legalisierung von Cannabis zugesagt, indem die Bürger Justin Trudeau im Oktober zu ihrem Regierungschef wählten - der warb nämlich mit der Legalisierung in seinem Wahlkampf und gab zu, selbst auch hin und wieder mal einen zu rauchen. Mag man das glauben? In Kanada halten sich also tatsächlich noch Politiker*innen an ihre Versprechen.

Doch mal abgesehen von dieser fast schon gruseligen Nettigkeit, hat Kanada auch musikalisch wahnsinnig viel zu bieten - selbst wenn die Kanadier*innen es nicht mehr hören können. So haben Mitarbeiter*innen von Walmart ihren Arbeitgeber beispielsweise angefleht, weniger lokale Künstler*innen in den Läden zu spielen. Gemeint ist allerdings sowas wie Justin Bieber und Céline Dion. Vielleicht bringt dann auch diesen Menschen unser Text etwas - denn wir blicken über den Tellerrand und stellen dir Künstler*innen abseits des Mainstreams vor.

Wir feiern da eher Chilly Gonzales, Bob Moses, Kaytranada, Caribou/Daphni, Feist, Timber Timbre, Half Moon Run - Himmel, die Liste ist lang.

Aber auch um jene Künstler*innen soll es hier nicht gehen. Wir haben uns mal etwas genauer in Kanada angehört und ein paar Künstler rausgesucht, die gerade noch nicht allzu bekannt, aber definitiv hörenswert sind.

Andrew Austin

"Andrew Austin might be the most listened to musician in Canada you’ve never heard of. But that's all about to change."
So steht es bereits auf seiner Facebook-Seite - perfekte Aussage für unsere Reihe "Weltbekannt in...". Der Bärtige aus Sarnia macht bereits seit 2008 Musik. Dabei unterstützt wird der Singer/Songwriter von seinem treuen Produzenten Dave Newfeld. Die Zusammenarbeit ist derart eng, dass man hier schon fast von einem Duo sprechen könnte, quasi der kanadischen Version von Macklemore und Ryan Lewis, nur dann eben doch ganz anders. Rockig nämlich. Gerne sogar mal recht schrammelig.

Sein Debütalbum, While It's Still Lights Out, kam 2013 raus und hat international leider nicht die Anerkennung bekommen, die es verdient hat.



A.A. Wallace

A.A. Wallace beschreiben sich selbst auf Facebook als die "Bart Simpsons of the sports world". Na gut. Wir würden allerdings eher dazu tendieren, sie als die The Knife des Pops zu beschreiben - ihre Musik hat ähnliche Züge, ist allerdings größtenteils umgänglicher und weniger dissonant.

Mit ihrem Track "1999" wollten sie das Hippietum kritisieren und Psychedelia parodieren. Gerade wenn es darum geht, das Bewusstsein mithilfe von Tacos zu erweitern. Ansonsten konnten sie sich einen Namen mit ihrem Remixen und Mashups machen, mittlerweile werden sie in Kanada jedoch auch für ihre (im Schlafzimmer) selbst gebastelte Elektronik, beziehungsweise ihren Psych-Disco-Klang gefeiert.

Ihre Debütalbum (disambiguation) kam 2013 raus, der Nachfolger sollte eigentlich noch dieses Jahr erscheinen. Bisher wurden allerdings nur die neuen Songs "Harlequin", "Secret Name" und VLT Girls (We Win Again)" rausgehauen, die weit funkiger sind als die Tracks vom Debüt.





Destroyer

Die nun vierköpfige (bei Live-Auftritten sogar um die sechs-köpfige) Band begann Anfang der 90er als ein Solo-Projekt vom Singer/Songwriter Dan Bejar, so brachte er auch das Debütalbum We'll Build Them a Golden Bridge noch komplett alleine raus. Erst 1998 gesellten sich John Collins und Scott Morgan als Rhythm Section zu Bejahr. Während Collings nach wie vor fester Bestandteil der Band ist, ist Morgan mittlerweile ausgestiegen.

Inklusive des Solo-Debütalbums hat Destroyer 13 Alben veröffentlicht, einige davon folgten innerhalb eines Jahres aufeinander. Für die letzte Platte, Poison Season (2015), haben sie sich ein wenig mehr Zeit gelassen - vier Jahre, um genau zu sein. Dem Stil blieb Destroyer über all die Zeit weitestgehend treu, lediglich etwas experimenteller sind sie geworden. Sie selbst beschreiben ihren Klang als Art Europa-Blues. Alle anderen finden, dass es eher in Richtung Jazz geht. "Times Square" ist da noch eine eher poppigere Nummer.


Destroyer waren vor einigen Wochen übrigens in den Münchner Kammerspielen. Die Live-Qualität der Band ist irre - was die für eine spannungsgeladene Euphorie im Publikum hervorrufen können. Wahnsinn! Das, obwohl Dan Bejar eher sparsam mit seinen eigenen Emotionen umgeht und auch Mimik aufs geringste beschränkt.



Mounties

Natürlich - natürlich (!) gibt es eine kanadische Band, die sich Mounties nennt. Weisst du, das war auch kein Zufall, dass wir die entdeckt haben. Bevor wir uns nämlich ans richtige Recherchieren gemacht haben, haben wir tatsächlich vorsichtshalber erst mal alle kanadischen Spezialitäten (wenn man Mounties denn als jene bezeichnen mag) mit dem Zusatz "music" gegoogelt - dabei kamen allerdings nur eine Bands raus, die wirklich aus Kanada ist (genau, diese Mounties nämlich).

Maple Syrup kommt aus Wellington, Kindness ist bekanntlich aus Großbritannien, die Band Shitload of Snow existiert leider nicht und Hockey bestehen zum einen nur zu einem kleinen Teil aus Kanadiern - und sind zum anderen sowieso verschollen.


Aber kommen wir wieder zum Wesentlichen hier, zu den Mounties. Die haben seit gut einem Jahr zwar auch nicht mehr neues von sich hören lassen, befinden sich laut ausgiebiger Recherche (wir haben auf Instagram geschaut) wieder im Studio. Nach Trash Rock Legacy wird es die zweite Platte von den Mounties und mit irre vielen Keyboards besetzt sein, laut eigenen Angaben jedoch eine dreckige Rock-Platte werden. Kennen gelernt haben sich die vier Jungs 2009 bei den Juno Awards - ein Zufall, da jeder von ihnen aus einer komplett anderen Ecke Kanadas stammt. "Headphones" war ihre erste Single und wurde 2012 veröffentlicht. Das Video dazu hat Frontmann Steve Bays selber gemacht.





Akua

Akua ist dieses junge Soul-Genie, das sich in jedem Land irgendwo versteckt.

Ganz in diesem Sinne hat auch ihre Karriere überhaupt erst begonnen: Akua sang auf dem College zunächst als Backup und begab sich erst 2011 mit einem Solo-Projekt in die erste Reihe. 2013 veröffentlichte die Soul-Sängerin ihr Debütalbum One's Company. Der gleichnamige Track machte prompt die Runde in der Blogosphäre.

"Echt" und "roh" - das sind so Attribute die häufiger fallen, wenn es darum geht, ihre Musik zu beschreiben. Gefolgt von "warm" und "emotional. Was sollen wir sagen, wir schließen uns da an.




Weltbekannt in Québec

Weil sich Québec, die französische Provinz Kanadas, dann doch ein bisschen sehr vom restlichen Land unterscheidet - gerade, was die Musik angeht - wollten wir uns hier noch gesondert umhören.

Jérôme Dupuis-Cloutier

Boah, wie kacke ist es eigentlich, Menschen auf ihr Äußeres zu beschrönken! Das wurde uns bei diesem Künstler mal wieder klar, denn Jérôme sieht - um mal ganz ehrlich zu sein - nicht gerade wie ein Künstler aus, für den wir uns interessieren würden: wie ein Schwiegersöhnchen, auf das Mutter stolz wäre und das vorbildlich mit Kopfhörern irgendwo im Freien hockt und nachdenklich in die Ferne schaut. Aber zum Glück haben wir vorher in seine Musik reingehört, bevor wir uns von seinem Auftreten haben beeinflussen lassen und dabei haben wir uns nunmal - im Nachhinein ein bisschen peinlich berührt - sofort in seine Musik verliebt.

Jérôme stammt aus Sherbrook (das liegt in der Québec), ist mittlerweile wohnhaft in Montreal und ein fantastischer Singer/Songwriter, der Chanson und Gitarren-Pop perfekt mit Elektro-Elementen kombiniert, eigentlich aber aus dem Jazz kommt. So beherrscht Jérôme unter anderem Klavier und Trompete und ist sogar in einer Jazz-Band - den Jazz Street Boys - kann man dieses Kerlchen eigentlich noch mehr lieben?

Sein Debütalbum Gentleman Refroidi kam 2010 raus und war noch ganz in diesem klassischen Singer/Songwriter-Stil ("Typ singt lieblich und spielt dabei irgendein Instrument" nebenher). Der Nachfolger, Le Spectacle, kam erst dieses Dezember raus und ist schon mehr elektronisch.



Caravane

Bei Caravane handelt es sich um vier, im Durchschnitt recht bärtige Männer, die sich dem Rock verschrieben haben, jedoch nicht ganz so hart drauf sind wie ihre Vorbilder AC/DC. Ihr Klang ließe sich eher mit The Black Keys und The White Stripes vergleichen, mit dem einzigen Unterschied, dass sie auf Französisch singen. Mit Caravane findet man dann auch endlich das, was in Frankreich eher vernachlässigt wird: ordentlicher Rock.
Bisher liest sich die Diskographie jedoch noch ein bisschen fad, veröffentlich wurden nämlich: Chien noir (acoustique)Chien noir und Chien noir (Édition deluxe).

Solltest du noch absolut keine Ahnung haben, was du dir selbst zu Weihnachten schenken sollst, derzeit irre frieren und zufälligerweise just in diesem Moment wahnsinnig große Caravane-Fans geworden bist, verspricht der fast merkwürdig gut ausgestattete Merch-Shop der Band die Lösung. Dort gibt es unter anderem Mützen und Weihnachtspullis. Dementsprechend wahrscheinlich ist es also, dass auch noch eine Chien noir (Christmas Rock Édition) folgen wird.



Klô Pelgag

Klô ist eine Künstlerin aus Montréal, die ebenfalls auf Französisch singt, sonst aber fernab von jeglichen gesellschaftlichen Konventionen steht und unter anderem von runden Brillen (die nicht größer als das Auge sind), Schlüsseln (an denen Schlösser hängen), gewürfelten Karotten, Cholera, alten Menschen, dem Theremin und Katzen fasziniert ist und beeinflusst wird. Genau.

Musikalisch orientiert sie sich am Indie-Pop und begleitet sich meistens selbst am Klavier. Ihr Debütalbum L'alchimie des monstres wurde 2014 veröffentlicht und lohnt sich wirklich das Reinhören - ein derart gutes Debütalbum wird selten veröffentlicht.

Und sonst so? Achja. Lass dir von dem Video unten nicht irritieren und gewöhn dich gar nicht erst an Klô Pelgags Haare. Seit Neuestem gehen beide nämlich getrennte Wege, da sich Klô am 12. Dezember live auf der Bühne eine Glatze rasiert hat. Man hätte es kommen sehen können.





Cecile Doo-Kingué

Geboren ist sie in New York, die Wurzeln liegen in Kamerun, gelebt hat sie jahrelang in Frankreich - wirklich wohl fühlt sie sich allerdings in Montreal, weswegen sie sich selbst auch eher als Kanadiern bezeichnet. Dort hat sie auch erst wirklich mit ihrer musikalischen Karriere ausgelebt, unter anderem in Kollaborationen mit den größten kanadischen Blues-Musikern und als Tour-Support von Bands wie Canned Heat.

Cecile Doo-Kingué hat sich dem Blues verschrieben und steht dabei selbst den größten Ikonen in nichts nach - waschecht ist der, original, ohne neumodischem Tamtam. Dabei singt sie mal auf Englisch, mal auf Französisch.
Drei Studioalben hat Cecile Doo-Kingué bereits veröffentlicht. Die neueste Singleauskopplung ist "Little Bit" und erschien auf ihrer letzten Platte, Anybody Listening Pt.1: Monologues.





Julien Gagné et Basta

Julien Gagné ist Kettenraucher, Syndikalist und hin und wieder auch Jurastudent. Und Basta? Naja, in eigenen Worten:

"Basta: Ça suffit. Personnellement, politiquement et artistiquement" (Basta: Es reicht. Persönlich, politisch und künstlerisch).

Na, aber jetzt mal wirklich: Bei Basta handelt es sich um die Band hinter Julien Gagné, zusammengesetzt aus Jean-Pascal Carbonneau (Bass), Alexis Duval (Klavier), Matt Smilenot (Schlagzeug), Julien Thibault (Cello) und Louis-Philippe Dupuy (Guitare).
Das Ganze gibt dann eine mal einen glatteren, mal einen eher diffusen Klang, der hin und wieder den Franzosen Baden Baden ähnelt.
Anfang des Jahres wurde das gemeinsame Debütalbum contre-courage veröffentlicht.



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