Nicht nur, dass wir 'SPARK' von Whitney zu unserem Album der Wpche gekürt haben, wir haben uns Max Kakacek und Julien Ehrlich auch direkt zum Interview eingeladen um sie mit Fragen zu ihrer neuen Platte zu löchern.
Das Album der Woche
Whitney im Interview
Wer sich mit dem Temperatursturz noch nicht so ganz an anfreunden kann, findet hier eine unterstützende Schulter.
Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der man besonders schön gedankenverloren aus dem Fenster starren kann. Klar ist für viele der Herbsteinbruch erstmal ernüchternd: Die Sonne verschwindet, die dicken Jacken kommen zurück und ganz bestimmt holen die ersten sadistischen Menschen dieser Welt schon ihre Laubgebläse aus der GarageAber nach der ersten Ernüchterung folgt dann meistens doch die sanfte Freude – denn der Herbst kann auch lang benötigte Entschleunigung bringen: Schließlich kann man sich jetzt wieder ohne Terminstress und schlechtes Gewissen zuhause auf der Couch einkuscheln um sich mal wieder in der Musik zu verlieren.
Whitney liefern auf jeden Fall schonmal den perfekten Sound dafür.
Der Schwenk zum Pop.
Klar dass Whitney mit ihrem sanften Indiefolk perfekt in den Herbst passen: Daran sind nicht nur charmante Blätterfallhymnen wie "Golden Days" und versüßte Nostalgie in den Texten schuld – Max und Julien bringen ihre letzten Alben auch immer brav im Spätsommer raus, damit man sich rechtzeitig warmhören kann.Da schließt sich SPARK auch fast nahtlos an – auch wenn die neue Platte einiges anders macht.
Der erste Vorgeschmack "REAL LOVE" hat schon recht deutlich gemacht, dass man es hier mit einer weiterentwickelten Form von Whitney zu tun bekommt. Statt zartem Folk rollen hier Synthies und abgehacktes Schlagzeug auf uns zu. Das klingt schon immer noch sanft, aber man merkt doch dass sich Whitney deutlich mehr dem Pop zugewandt haben. Ganz leicht haben Whitney immer schon mit R&B und Soul geflirtet – auf SPARK wird das jetzt nur allzu deutlich. Auch wenn die Platte beim Nebenbei hören wie aus einem Guss durchläuft, merkt man doch früher oder später, dass Max und Julien viel herumprobiert haben. "MEMORY" klingt fast schon ein wenig so als hätte man die Indiefolker in der Disco eingesperrt. "TWIRL" und "SELF" beschwören Bon Iver Soundflächen herauf und "HEART WILL BEAT" lässt dann trotz neuem Sound die folkigen Erinnerungen wieder hervorkommen.Wenn die Blätter fallen...
Was sich aber nicht geändert hat, ist die Stimmung die Whitney erzeugen. Ohne mit Kitsch auf die Tränendrüse zu drücken, dürften trotzdem einige Tränen vergossen werden. SPARK entstand in ziemlich erdrückenden Umständen. Bevor Julien eine schmerzhafte Trennung verarbeiten konnte wurde die Welt in den Lockdown geworfen. Kurz darauf verlor Max seinen Großvater – Kein Wunder, dass Spark keine Wohlfühltöne anschlägt. "MEMORY" beschäftigt sich mit dem unvermeidlichen Ende aller Dinge und der Angst davor, einfach nur noch eine Erinnerung zu sein. "COUNTY LINES" und "NOTHING REMAINS" weinen der vergangenen Beziehung hinterher und "TWIRL" sucht das Lebenswerte im kollektiven Weltschmerz.Vorsicht: Das ließt sich jetzt brutal demotivierend, aber Whitney schaffen es mit ihrem Sound die schlechte Stimmung im Zaum zu halten. Und Songs wie "REAL LOVE" haben eben doch noch den Funken Hoffnung zu bieten, der auch die Kalten Tage erträglich macht.
So liefern Whitney eine melancholisch nachdenkliche, aber eben auch verführerisch gut klingende Platte ab – die perfekte Begleitung für die Herbsttage.
Tracklist: Whitney - Spark
- NOTHING REMAINS
- BACK THEN
- BLUE
- TWIRL
- REAL LOVE
- MEMORY
- SELF
- NEVER CROSSED MY MIND
- TERMINAL
- HEART WILL BEAT
- LOST CONTROL
- COUNTY LINEY
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