Die größten Finanzcrashes

Die größten Finanzcrashes

Und ihre Geschichte

Von  Kristina Paulini
Dotcom-Blase, Tulpenfieber, Japankrise - das waren die fünf größten Finanzcrashes.


Tulpenfieber

Finanzcrashse ohne Börse? Klingt zuerst vielleicht komisch, aber ja, auch ohne die Wolves of Wallstreet gab es schon Finanzkrisen. Und bei einer davon spielten schöne bunte Blumen die Hauptrolle: Die Tulpenmanie der Niederlande, so etwas wie die Urmutter aller Finanzkrisen.

In den 1630er Jahren wurden die hübschen, aus dem orientalischen Raum importierten Tulpen in den Niederlanden immer beliebter. Beliebtheit erhöht die Nachfrage. Und was passiert, wenn es mehr Nachfrage gibt als Blumen auf dem Markt? Dann steigen die Preise - und wie.

So konnte man 1636 für eine kleine Tulpenzwiebel gut eine Kutsche inklusive Pferde bekommen

Alle waren überzeugt, dass die Tulpenkonjunktur ewig dauern würde. Um Tulpenzwiebeln zu ergattern, wurde Vermögen liquidiert, Kredite aufgenommen und Grundstücke zu lächerlich niedrigen Preisen verkauft. Bis zum Jahre 1637 -  als die ersten Tulpen-Dealer*innen doch Sorge bekamen, dass das Megageschäft mit den Blumen nicht von Dauer sein kann. Sie trennten sich vom botanischen Handel. Immer mehr stiegen aus, Panik setzte ein und die Preise fielen schnell in sich zusammen. Insbesondere die Menschen, die Kredite aufgenommen und dafür ihr Eigentum verpfändet hatten, standen urplötzlich vor dem Nichts. Das wirtschaftliche Leben in den Niederlanden glich in den Folgejahren - na ja, eher einer Katastrophe. Und das alles wegen ein paar hübscher Blumen.

Der schwarze Freitag

The Roaring Twenties - Glanz, Glamour, Erfolg. Das war Amerika zu dieser Zeit oder naja, zumindest wurde uns dieses Gefühl vermittelt. Aber nicht ohne Grund, denn in den Goldenen 1920er Jahren befand sich vor allem Amerika in einer viel versprechenden wirtschaftlichen Lage. Und noch wichtiger: man war zuversichtlich, der Aufschwung werde ewig anhalten. Um auch etwas vom Kuchen zu bekommen, stiegen sehr viele Unternehmen und Privatpersonen an der Börse ein, nahmen Bankkredite auf und legten ihr Geld in Aktien an.

Eine riskante Entscheidung, die schwerwiegende Folgen für die ganze Welt haben sollte.

Denn es gab für die Anleger*innen natürlich keine Garantie, dass sie mit ihren Spekulationen Erfolg ernten werden. Im Oktober 1929 kam die Unsicherheit einiger Investor*innen und der Geldfluss versiegte langsam. Folglich stieg der Dow Jones nicht mehr, weshalb viele Leute befürchteten, ihren Kredit nicht zurückzahlen zu können. Am 24. Oktober war es dann so weit: Wie eine Art Massenpanik wurden alle Aktien verkauft. Damals gab es noch keine Börsenaufsicht, die eine solche Entwicklung verhindern hätten können. Die Nachricht vom Börsenkrach kam in Europa erst am folgenden Freitag, 25. Oktober, an, weshalb hier immer noch vom Schwarzen Freitag gesprochen wird. Der Tag an dem die Weltwirtschaftskrise begann und somit auf einmal nicht nur Amerika sondern die ganze Welt betraf.
  • Tulpenfieber
  • Der schwarze Freitag
  • Die Japankrise
  • Die Dotcom-Blase
  • Und nochmal von vorne


Die Japankrise

Die große Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929 fand ihren Ursprung in den USA. Aber auch andere Länder haben das Zeug zu Überspekulationen, wie man am Beispiel der Japankrise sieht. Dort kam es in den 1980er Jahren zu einer gigantischen Wirtschafts-, Immobilien- und Aktienblase. Wie das passieren konnte? Eigentlich gar nicht so kompliziert: Alles begann damit, dass die Kreditvergaben gelockert wurden. In deren Folge floss eine Menge Geld in den Immobilien- und Aktienmarkt. Das ging so weit, dass 1990 der Gesamtwert der japanischen Aktienunternehmen das Dreifache aller amerikanischen Aktienunternehmen betrug, obwohl die Wirtschaftsleistung Japans nur halb so hoch wie die der USA war.

Währenddessen vervielfachten sich die Immobilienpreise in vielen Städten zwischen 1985 und 1990.

Und da wären wir wieder beim Angebot Nachfrage-Thema. Um die Immobilienpreise und die vielen Kreditaufnahmen zu bremsen, erhöhte die japanische Zentralbank die Zinsen. Runter gings mit der Achterbahnfahrt: die Immobilienpreise begannen zu fallen und es setzte eine wirtschaftliche Stagnation nebst Deflation ein, die ganze zwei Dekaden anhielt. Als die Spekulationsblase an der Börse 1989 Jahre platzte, brach der japanische Leitindex Nikkei 225 innerhalb eines Jahres um über 40 Prozent ein. Hohe Schulden und Arbeitslosigkeit waren die Folgen. Folgen, die immer noch anhalten, denn auch heute notiert der Nikkei noch immer weit unter seinem Allzeithoch vom Dezember 1989.

Die Dotcom-Blase

Die 90er waren verrückte Zeiten. Wir spielten mit virtuellen Haustieren, trugen Arschgeweihe und hörten Blümchen. Ok, das letzte machen wir definitiv immer noch. Aber was soll man sagen, wir waren eben alle hyped vom Gefühl eines neuen Zeitalters - dem des World Wide Webs. Das bekam man auch besonders an der Börse zu spüren. Durch den Internet-Boom der sogenannten "New Economy" kam es zu einer Phase der allgemeinen Aktieneuphorie. Deshalb spricht man auch heute noch von der Dotcom- oder Internetblase. Es gab unzählige Start-Up-Gründungen, die ab Mitte der 1990er Jahre mit Börsengängen verbunden waren. Und guess what:

Niemand wollte den Boom verpassen, alle investierten, die Aktienkurse stiegen.

Mal wieder. 1999 kam es dann zu einer Vervielfachung des Börsenwertes einiger Internet-Unternehmen durch die massive Nachfrage von besonders unerfahrenen Anleger*innen. Angestachelt von den Medien stieg die Euphorie immer weiter an. Aber, so gut kennen wir jetzt schon die Stories der Finanzcrashs - irgendwann hat jede Euphorie ein Ende. Die völlig utopischen Gewinnerwartungen konnten nicht mehr erfüllt werden, es kam zu Insolvenzen und dem völligen Zusammenbruch des Marktes. Schon wieder. Aber... zumindest war das für alle eine Lehre und der Menschheit würde nie wieder so etwas passieren, oder? Weit gefehlt, die nächste Krise lies nicht lange auf sich warten. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und nochmal von vorne

Quizfrage: Was braucht man für eine bombastische Finanzkrise? Richtig: Banken. Also nicht immer, aber in diesem Fall schon. Denn bei der Finanzkrise im Jahre 2008 waren sie es, die den Finanzkrisenball erst ins Rollen brachten. Warum? Anfang der 2000er Jahren änderte sich die Kreditvergabe für Immobilien in den USA grundlegend:

Banken hielten Hypothekenkredite nach Abschluss nur noch für ein paar Tage, danach verkauften sie sie an Investmentbanken. Damit sank das Risiko der Banken beträchtlich. Und wenn man kein Risiko hat, ist es ja auch egal, wem man Geld leiht. Kurzum:

Die Kreditwürdigkeit der Schuldner*innen wurde bei der Vergabe von Hypothekendarlehen immer unwichtiger.

Geld war quasi frei verfügbar und die Immobilienpreise stiegen rapide. Kennen wir ja alles schon. Also los geht wieder die wilde Fahrt: Preise können nicht unendlich steigen und Kredite müssen irgendwann bezahlt werden. Es folgte der Fall der Hauspreise im Jahre 2007, was nicht nur zum Bankrott von tausenden Privatpersonen, sondern auch von großen Finanzinstitutionen wie zum Beispiel Lehman Brothers führte. Viele Staaten mussten ihren Banken aus der Klemme helfen, was eine ansteigende Staatsverschuldung zur Folge hatte. Und das führte wiederum zu höheren Refinanzierungskosten. Einfach gesagt: Länder mit mäßiger Wirtschaftsleistung oder hoher Staatsverschuldung mussten für ihre Staatsanleihen höhere Zinsen zahlen. Eine riesen Katastrophe. So und jetzt können wir eigentlich nur hoffen, dass das nicht nochmal passiert. Aber gut.. wem machen wir eigentlich was vor.

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