Schon vor seinem Durchbruch war Faber es wert, ihn kennen zu lernen. Unsere erste Begegnung mit ihm verlief, sagen wir, anders als erwartet.
Mit seinen 26 Jahren ist Faber wahrlich kein Fossil. Im Gegenteil: Julian Pollina, so Fabers bürgerlicher Name, ist ein verdammt hübscher Kerl. Das liegt nicht zuletzt an seinem Sprechapparat - das Ohr sieht bekanntlich mit.
Seine Stimme klingt wie Joe Cocker nach einer Flasche Laphroaig Quarter Cask und einer Stange filterloser Marlboro Gold.
Aber das tat sie auch schon vor vier Jahren. Woher wir das wissen? Genau da lernten wir Faber kennen!
Und zwar beim Sound of the Forest Festival 2016, also noch bevor sein erstes Album "Sei ein Faber im Wind" erschien. Faber war zu dieser Zeit noch eher Geheimtipp, als weithin verbreitetes Subjekt menschlicher Begierde.
Faber beim Sound of the Forest 2016
Das Interview zum Nachhören
Doch auch schon beim SOTF 2016 sorgte der Schweizer für Schnappatmung in Publikumskreisen. Faber gibt sich bescheiden.
"Ich möchte da gar nicht so sehr drauf eingehen, weil ich bin da auch bisschen scheu und so. Ich zieh mich da eher zurück. Ich bin mehr so das scheue Reh und mein Mitmusiker ist eher so der wilde Hirsch."
Der wilde Hirsch, von dem Faber da spricht, ist niemand anderes als sein Schlagzeuger und Posaunist Tillmann Ostendarp. Genau genommen ist er auch sein Interviewer, denn wir überließen ihm kurzerhand das Mikrofon.
Immerhin erzählte er uns, dass er ein kleines Hobby-Radio betreibt und wir, als renommierter Sender, sahen es als unsere Pflicht, auch den Nachwuchs zu fördern.
Trotzdem: Im Nachhinein betrachtet ist es kaum überraschend, dass wir weder Informationen über Fabers erstes Album, noch über einzelne Songs oder die bisherige Bandgeschichte bekamen. Dafür gab es dann aber Geschichten über Till Ostendarp auf der Bühne.
"Der [Till] ist 'ne Naturgewalt. Das bringt schon Probleme. Der hat schon von der Bühne gekotzt und so. Das war schön, aber für so, sagen wir mal, Liebeslieder ist das eher blöd, wenn das einer macht."
Das birgt Konfliktpotential. Schließlich weiß man einfach, dass Liebeslieder Fabers Passion sind.
Er ist der James Blunt der Alpen und nicht DJ Ötzi, wie manch einer nach dem siebten Enzian-Schnäpsli glaubt.
Auch Fabers Konzert beim SOTF 2016 war gänzlich der Liebe gewidmet. Auf welche Weise er als Amor (oder eher: Famor?) seine Liebespfeile ins Publikum geschossen hat, weiß er aber selbst nicht genau.
"Ich hab viele verliebte Pärchen gesehen. Entweder waren da schon alle verliebt und deshalb hab ich da sehr gut hingepasst, oder die Leute haben sich erst verliebt durch den Sound. Weil sie sich dachten 'So, jetzt brauch ich bisschen Ablenkung.'"
Sich in all der Amore und überschäumenden Euphorie nicht gehen zu lassen, ist wahrlich eine Herausforderung.
Doch Faber hat einen starken Geist.
So hält er sich etwa an eine strikte Diät, um körperlichen Entgleisungen prophylaktisch entgegenzuwirken.
"Zum Beispiel heute ess ich kein Fleisch und trink keine Mischgetränke. [...] Das hat sich bisher bewährt."
Ein wahres Vorbild, dieser Faber. Vielleicht sollten wir zukünftig einfach alle beim Caipi die Limette weglassen.
Doch auch abseits fragwürdiger Gesundheitstipps ist Julian Pollina eine coole Socke. Nicht nur seine Stimme ist einzigartig, auch seine Musik sucht im Singer-Songwriter-Kosmos ihresgleichen.
Wenn du mehr willst als die übliche Gitarrenbegleitung, solltest du dir ein Ticket für Fabers Tour im Herbst sichern. Oder für das Sounds of the Forest 2020 - denn Faber bleibt dem Walde auch dieses Jahr treu! Dann kannst du - ganz nebenbei - das scheue Reh ganz aus der Nähe bewundern.
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