Nachhaltigkeit – da denken wir an Plastik, an Müll, aber auch an Ernährung. Im Supermarkt haben wir ja die Wahl, ob wir nachhaltigere Produkte kaufen oder nicht – wenn wir es uns leisten können zumindest.
Bedeutet Nachhaltigkeit wirklich immer teurer?
Wenn Lebensmittel wirklich nachhaltig wären, hätten sie wahrscheinlich andere Preise. Das zeigt der True Cost Garden beim Münchner Tollwood. Professor Tobias Gaugler ist Wirtschaftswissenschaftler an der Technischen Hochschule Nürnberg, hat mitgeforscht und erzählt uns mehr über das Projekt.
Hier kannst du dir das Interview anhören:
Der True Cost Garden
Prof. Tobias Gaugler im Interview
Was ist der True Cost Garden?
Der True Cost Garden ist ein innovatives Projekt, das auf dem Münchner Tollwood Sommerfestival präsentiert wird. Hier wachsen verschiedenste Pflanzen, Blumen und Kräuter, die gut für das Klima, die Umwelt und die biologische Vielfalt sind. Ziel des Projekts ist es, den Besucher*innen aufzuzeigen, wie sich die Preise von Lebensmitteln verändern würden, wenn die tatsächlichen Umwelt- und Sozialkosten in den Verkaufspreis einfließen würden.
Warum spiegeln Preise nicht die wahren Kosten wider?
Aktuelle Preise im Supermarkt beinhalten oft nicht die wahren Kosten, die bei der Produktion von Lebensmitteln entstehen. Dazu gehören unter anderem Umweltfolgekosten wie CO2-Emissionen, die zur Erderwärmung beitragen und Extremwetter verursachen. Diese Emissionen verursachen keine direkten Kosten für Produzent*innen oder Konsument*innen, schaden jedoch der Gesamtgesellschaft. Dies führt zu verzerrten Preisen, die nicht die realen Kosten widerspiegeln.
Was würden Lebensmittel mit wahren Kosten kosten?
Die Berechnungen des Projekts zeigen, dass tierische Produkte wie Fleisch und Milch aufgrund ihrer hohen Umweltbelastung deutlich teurer wären. Beispielsweise würde ein konventionelles Schnitzel fast doppelt so viel kosten wie bisher. Im Gegensatz dazu würden pflanzenbasierte Lebensmittel wie vegane Schnitzel nur einen geringen Preisaufschlag erfahren, da sie wesentlich weniger Umweltfolgekosten verursachen.
Beispiele für Preisaufschläge:
Konventionelles Fleisch: Preisaufschlag von bis zu 88%
Veganes Schnitzel: Preisaufschlag von etwa 5%
Was, wenn man sich Nachhaltigkeit nicht leisten kann?
Viele Menschen können sich nachhaltige Produkte derzeit nicht leisten. Es ist daher wichtig, dass die Politik eingreift und die notwendigen Maßnahmen ergreift, um das Ernährungssystem zu transformieren. Eine Möglichkeit wäre die Anpassung der Mehrwertsteuersätze zugunsten gesunder und umweltfreundlicher Lebensmittel. Diese Mehreinnahmen könnten umverteilt werden, um soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten und diejenigen zu unterstützen, die klimafreundlich konsumieren.
Wie berechnet man die "wahren" Kosten?
Die Berechnung der wahren Kosten basiert auf sogenannten Schattenpreisen, die Umwelt- und Sozialschäden monetarisieren. Dazu gehören unter anderem Klimaschäden, Wasserverbrauch und gesundheitliche Folgen. Wissenschaftliche Methoden und Literatur helfen dabei, diese Schäden in Geldwerte umzuwandeln, sodass sie für Konsument*innen und die Politik greifbarer werden.
Wie bringt man Nachhaltigkeit wieder mehr ins Bewusstsein?
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, das oft von anderen Krisen überschattet wird. Projekte wie der True Cost Garden spielen eine wichtige Rolle dabei, das Bewusstsein der Menschen zu schärfen. Durch Wissenschaftskommunikation, Diskussionen im Freundes- und Bekanntenkreis sowie mediale Berichterstattung kann das Thema wieder mehr in den Fokus gerückt werden. Zusätzlich könnten Klimaklagen und juristische Maßnahmen den notwendigen Druck erzeugen, um politische Veränderungen voranzutreiben.
Der True Cost Garden lädt alle Interessierten ein, sich spielerisch und informativ mit den wahren Kosten unserer Lebensmittel auseinanderzusetzen. Besuche den Garten auf dem Tollwood Festival und entdecke, wie deine Konsumentscheidungen die Umwelt und die biologische Vielfalt beeinflussen können.
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