Neue Modetrends und wie sie entstehen

Neue Modetrends und wie sie entstehen

Sabine Resch im Interview

Oversize, sehr viel Jeans und Retro Sonnenbrillen – das sind ein paar der Modetrends dieses Jahr gewesen. Aber wer entscheidet überhaupt, was in ist und kann man jetzt schon voraussagen, was 2024 im Trend sein wird?


Megatrends und Modevielfalt 




Sabine Resch ist die erste Professorin für Modejournalismus im deutschsprachigen Raum von der AMD Akademie Mode & Design in München und hat mit uns unter anderem darüber gesprochen, wer Trends bestimmt, wie sich Trends in den letzten Jahrzehnten verändert haben und was 2024 angesagt sein wird. Das komplette Gespräch mit ihr kannst du hier anhören:
  • Sabine Resch im Interview
    Das komplette Gespräch zum Anhören

Wie entstehen Trends?

Ein Trend wird von mehreren Faktoren bestimmt, erklärt Sabine Resch. Es gibt zum Beispiel Trendsetter*innen, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Früher waren das die Adligen, dann waren es vor allem Stardesigner*innen und aktuell sind es hauptsächlich Stars aus der Musikbranche, Schauspieler*innen und Influencer*innen.

Aber: es ist auch kein Zufall, was diese Trendsetter*innen tragen. Sie werden beraten von ihren Stylist*innen, die sich wiederum an Trendmessen orientieren. Und Trendmessen wiederum werden bestückt von der Trendforschung – von Trendbüros, Trendscouts und Trendagenturen. Dort setzen sich Künstler*innen, Soziolog*innen, Philosoph*innen zusammen und schauen, sammeln, deuten, was in Zukunft maßgeblich sein könnte, erzählt Sabine Resch.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind allerdings auch aktuelle Entwicklungen

Denn wenn etwas dazwischenkommt, wie zum Beispiel eine Umweltkatastrophe oder eine Pandemie, verändert das natürlich die Trendvoraussetzungen und das Trend- und Konsumverhalten der Menschen.


Von Chanel bis Yves Saint Laurent – hier stellen wir dir die fünf wichtigsten Modeschöpfer*innen vor.


Trends werden kurzlebiger

In Zeiten des Internets wird vieles schneller und kurzlebiger, auch Modetrends. Das war früher anders: Bis zu den 80ern gab es pro Dekade ein, zwei, vielleicht drei prägende Trends – in den 70ern trug zum Beispiel fast jede Frau Minirock. Das hörte dann in der Millenniumszeit auf. 
"Das ist natürlich wieder anders geworden, Gott sei dank. Wir sind in einem Stil- und in einem Trendpluralismus. Also auch der eine Trend, den gibt es nicht. Es gibt immer zum Trend auch einen Gegentrend und tatsächlich haben wir eigentlich die Wahl, was wir davon jetzt mitmachen oder ob wir ganz was eigenes machen und uns überhaupt gar nicht um Trends kümmern." - Sabine Resch

Aber auch heute sind natürlich nicht alle Trends kurz.

Der Megatrend Retro

Sogenannte Megatrends dauern 25 Jahre und länger. Es geht los mit kurzen Produkt- und Saisontrends für eine Branche, die immer breiter werden und zu einem Gesellschaftstrend werden, der nicht nur in einer Branche zu finden ist. Und wenn ein solcher Trend lange genug anhält, spricht man von einem Megatrend. Und Retro ist einer dieser Megatrends. Sabine Resch erklärt auch warum:
"Und dieser Blick nach hinten, der hat damit zu tun, dass unsere Zukunft so ungewiss ist, da fühlen wir uns wohl in dieser Vergangenheit, Weil was vorne ist, was vorne liegt, die Zukunft - hm, wissen Sie, es bröckelt ja gerade alles, also nach vorne schauen, oh, wo schauen wir denn da überhaupt hin? Also schauen wir nach hinten, deswegen der Retrotrend." - Sabine Resch

Dank des Retromegatrends kommt gefühlt alles wieder, aber kommt irgendwann auch mal ein neuer Trend, den es so noch nie gab?

"Wir können nichts Neues mehr erfinden, wir können Altes nur noch neu zusammenfügen" - Jean-Paul Gaultier

An diesem Zitat ist durchaus etwas Wahres dran, findet Sabine Resch. Denn wir sind auf eine gewisse Art an einer Grenze des Entwerfbaren angelangt, sagt sie. 
"Also der Minirock beziehungsweise die Schlaghose war so die letzte neue Silhouette im 20. Jahrhundert, die noch nicht durchgespielt wurde. Danach und davor hatten wir schon alles, also lang und kurz und weit und eng und durchsichtig und nicht durchsichtig. Alles Mögliche. Und das war dann irgendwann mal durch." - Sabine Resch


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Denim und Oversize: Diese Modetrends bleiben auch 2024

Ein Trend, der schon eine Weile da ist, bleibt auch 2024: Oversize. Das gilt nicht nur für Pufferjackets und warme Winterjacken, sondern auch für zum Beispiel übergroße Business Sakkos. Außerdem – und das hängt mit dem aktuellen Y2K-Trend (also 2000er-Mode) zusammen – ist Denim von Kopf bis Fuß angesagt.
"Das war eine Zeit lang total verpönt [...], da erinnern sich wahrscheinlich viele an das Bild von Britney Spears und Justin Timberlake, beide in hellblauen Jeans, von oben bis unten. Das war dann irgendwann eine eine Lachnummer, aber [...] Denim überhaupt und was mit Denim alles gemacht werden kann, das kommt aus der Y2K und das ist etwas, was im Sommer sicher bleibt." - Sabine Resch

Und was ist mit Farben?

Der Hype um Pink, der seit 2017 immer größer wurde und dieses Jahr mit dem Barbie-Film seinen Höhepunkt erreicht hat, wird langsam weniger. Stattdessen kommt die abgeschwächte Form – Rosa. Neben Rosa ist auch Flieder und Lila angesagt. Das hängt auf jeden Fall auch damit zusammen, dass die Agentur WGSN (Worth Global Style Network) und Coloro mit Farbe Future Dusk als Farbe Jahres 2025 vorgestellt haben. 

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"Lila gilt als Endzeitstimmungsfarbe, dass hat schon Goethe beschrieben. Und diese Farbe Future Dusk ist eine Mischung aus einem Zartflieder-Lila, das mit Silber so ein bisschen lackiert ist. Und dann auch im Bewusstsein 'Okay, es ist ne schwierige Zeit', also dafür steht dann das Lila. Wir müssen aufpassen und zwar vor allen Dingen auf unserer Erde, wir haben nur eine, heißt es ja immer, und dafür steht diese Farbe." - Sabine Resch

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