Wie ein Autounfall eine Metapher für die Corona-Pandemie sein kann und warum traurige Musik trotzdem glücklich macht, erzählt Wesley von The Lumineers.
radiowelt
10.02.2022
The Lumineers bei egoFM
Wesley Schultz von The Lumineers zu Gast bei egoFM Sebastian
Nachdem sie wegen Corona ihre Tour abbrechen mussten, haben The Lumineers während der Pandemie ein neues Album geschrieben. Wesley spricht mit egoFM Sebastian darüber, wie ihm das als Künstler eine Art von Sinn zurückgegeben hat.
-
The Lumineers im InterviewDas komplette Gespräch mit Sebastian
Aus fünf werden zwei
Vor zehn Jahren erschien mit The Lumineers das Debüt der damals noch fünfköpfigen Band. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen, aus fünf wurden zwei und obwohl Wesley Schultz und Jeremiah Fraites von den damaligen Mitgliedern zum Beispiel live noch immer unterstützt werden, präsentieren sich The Lumineers mittlerweile nur noch als Duo. Wesley und Jeremiah kennen sich aus ihrer Kindheit. Früher war Jeremiah nur der nervige Freund seines nervigen kleinen Bruders, erzählt Wesley. Als sie zusammen anfingen, Musik zu machen, waren beide 18 und 21. Da seien sie dann auf einmal viel besser miteinander klargekommen, meint er. Auf die letzten Jahre blickt er nostalgisch zurück. Die Entertainmentwelt sei sowieso schon so einzigartig und oft so rätselhaft und trotzdem passiert alles auf einmal und viel zu schnell."I wish it happened slower [...] So to be here 10 years later after the release of the first album and sort of still standing [...] In that way I'm nostalgic to think that we're still here and still doing it at a high standard for ourselves." – Wesley Schultz
Sinnhaftigkeit durch neues Album
Nach drei Alben und unzähligen Konzerten wurden aber auch sie gezwungen, wegen der Pandemie ihre damalige Tour abzubrechen. Erstmal dachte sich Wesley, dass das jetzt eben eine kurze Verschnaufpause sei. Zwei Jahre sind allerdings so eine lange Auszeit, dass man irgendwann ein bisschen den Sinn als Künstler verliert, meint Wesley. Das neue Album, das passenderweise auch noch BRIGHTSIDE heißt, gab ihnen diesen Sinn als The Lumineers wieder zurück."You're so ready to get back out. [...] Making the record felt like a shot in the arm or I'm not so useless after all, I have something to do with all these emotions and with all this energy." – Wesley Schultz
Traurige Musik als trojanisches Pferd
Im Vergleich zu vorherigen Alben klingt BRIGHTSIDE introvertierter und minimalistischer. An Emotionen sparen Wesley und Jeremiah trotzdem nicht. Denn auch wenn es oft traurige Gefühle sind, die ihre Musik vermittelt, hat sie trotzdem eine beruhigende Wirkung und dient als eine Art Katharsis, als Befreiung von eigenen inneren Konflikten."I've always found, that the music that makes me feel healed and in a calm mood, it often expresses things that aren't happy or uplifting but it's an expression of 'hey, I feel lonely.' Somehow we all feel that and we connect on that [...] It's a strange thing that happens with music but when the song is sad sometimes that actually cheers us up [...] We probably write deceptively sad songs like a trojan horse and just sneak in that way." – Wesley Schultz
Autounfall als Metapher
Ein gutes Beispiel dafür ist der Song "WHERE WE ARE". Vor zehn Jahren hatte Wesley mit seiner Frau einen ziemlich heftigen Autounfall. Im Schneeregen kamen sie von der Fahrbahn ab und überschlugen sich dreimal. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Verarbeiten mussten sie den Unfall aber trotzdem erstmal. Wesley tat das mit dem Song "WHERE WE ARE", in dem er ziemlich detailliert darauf eingeht. Was aber erst "nur" ein Song über diesen Autounfall war, ist mittlerweile eine Metapher für die Pandemie geworden."Everybody's been through this car accident in some way together and we are all left to pick up these pieces on the ground of what our life was." – Wesley Schultz
Es sei eine bessere Art und Weise, auszudrücken, wie sich die letzten zwei Jahre angefühlt haben. Und womit könnte man das schon besser als durch Musik?
Artikel teilen: