Unknown Mortal Orchestra: Multi-Love

Unknown Mortal Orchestra: Multi-Love

Die passende Musik zur Themenwoche "Beziehungen & Sex"

Da sich diese Woche bei uns alles um Beziehungen dreht, hier nochmal eine der besondersten Liebesgeschichten, die jemals auf einem Tonträger erzählt wurde: 'Multi-Love' von Unknown Mortal Orchestra.


Kein einziges, aber auch so wirklich gar kein Thema wurde schon so oft besungen wie die Liebe.


Es gibt unzählige Songs über aufkeimende Romanzen, absterbende Gefühle, herzzerreißenden Betrug und lebensrettende Momente. Man könnte meinen, mittlerweile wäre jede Beziehungskonstellation schon mal musikalisch abgedeckt worden - und doch gibt es ab und zu noch diese eine Platte, die eine völlig neue Geschichte erzählt.

Zum Beispiel das dritte Album von Unknown Mortal Orchestra - Multi-Love handelt von einer fast schon unglaublichen, aber wahrheitsgetreuen Geschichte über ein einzigartiges Beziehungsdreieck.



Komplizierte Liebe auf den ersten Blick

Die Geschichte von Multi-Love fängt in Tokyo an. Bandleader Ruban Nielson streunt an einem freien Tag durch die Stadt. Dann sieht er sie und es funkt sofort. Die junge Japanerin, wir nennen sie hier einfach mal May, stellt sich vor und beide spüren schnell eine gewisse Verbundenheit – allerdings nur freundschaftlich. Schließlich ist Ruban Familienvater und auch May hat eine Partnerin.

Man trifft sich noch ein paar Mal auf Tour und auch als Ruban wieder zuhause bei seiner Familie ist, bleibt der Kontakt bestehen. Irgendwann will dann auch seine Frau Jenny die mysteriöse May kennenlernen – und auch hier sprühen sofort die Funken. Aus formlosen Chats werden intime Liebesbriefe, die Ruban ziemlich nervös machen.

Dann kommt der Moment, der alles verändert: May zieht nach Portland und Jenny möchte, dass sie bei ihr, Ruban und den Kindern lebt.


Ruban ist sich nicht sicher, ob May ihre Ehe retten oder komplett ins Chaos stürzen wird - schließlich ist eine Beziehung zwischen zwei Menschen meistens schon kompliziert genug. Aber irgendwie fühlt sich für ihn die ganze Geschichte von Anfang an auch irgendwie nach Schicksal an: Ruban sagt zu – und erlebt mit May und Jenny die wohl schönste Zeit seines Lebens. Die beiden wichtigsten Beziehungen seines Lebens finden gleichzeitig statt.


Emotionsrausch auf Platte

Um diese überbrodelnde Mischung aus Emotionen zwischen Verlangen und Paranoia irgendwie zu verarbeiten, setzt sich Ruban in sein Kellerstudio und fängt, an ein neues Album aufzunehmen: Schon im ersten Song singt er:
"It's not that this song is about her, all songs are about her."
Das Thema ist also klar. Und wenn man den warmen und verspielten Sound vom fertigen Album Multi-Love hört, merkt man schnell, dass Ruban mit enormen Glücksgefühlen an die Zeit mit May zurückdenkt.

Sogar die Kinder gewöhnen sich schnell an die neuen Verhältnisse und schließen May genauso in ihre Herzen. So wird aus dem Abenteuer langsam eine offizielle Beziehung – allen Widerständen, wie zum Beispiel schockierten Schwiegereltern, zum Trotz.

Den fließenden Wandel vom Abenteuer zur Beziehung hört man auch auf Multi-Love: In "Like Acid Rain" flüchtet sich Ruban noch in den Drogenrausch, um irgendwie mit dem polyamourösen Stress klarzukommen, in "Can't Keep Checking My Phone" geht es dann schon um den mehr oder weniger üblichen Fernbeziehungskommunikationsstress.


Aber leider bleibt sowohl dem Album, als auch der Hintergrundgeschichte das ersehnte Happy End verwehrt:


Mays Visum läuft ab und sie muss zurück nach Japan – das bittere bürokratische Ende für eine traumhafte, ungebundene Romanze. Seinen Frust darüber verpackt Ruban in "Puzzles", einer siebenminütigen Abrechnung mit der amerikanischen Einwanderungspolitik.

Aber auch wenn Multi-Love das Märchenende verwehrt bleibt, blickt Ruban auch heute noch mit einem lachenden Auge auf die Zeit zurück – und Multi-Love lässt uns an der unglaublichen Liebesgeschichte teilhaben.

  • Unknown Mortal Orchestra - Multi-Love
    Musik zur Themenwoche

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