B wie Bienensterben

B wie Bienensterben

egos4future - Von A bis Z

Von  Miriam Fischer
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche B wie Bienensterben.

Wenn wir über das Bienensterben sprechen, ist es wichtig, zwischen Wildbienen und Honigbienen zu unterscheiden. Denn auch wenn viele Menschen bei dem Stichwort Bienensterben sofort an Honigbienen denken, sind es tatsächlich vor allem die Wildbienen, die extrem bedroht sind. 

Die Ursachen des weltweiten Bienensterbens

Seit über einem Jahrzehnt ist ein weltweites Bienensterben zu beobachten. Das betrifft vor allem die Wildbienenarten, da der Bestand der Honigbienen durch Imker*innen in gewisser Weise geschützt ist - weltweit ist in den letzten Jahren eine Zunahme von Imker*innen und Bienenvölkern zu beobachten.

In Deutschland sind allerdings über 60 Prozent der um die 560 verschiedenen Wildbienenarten bedroht. Verantwortlich dafür sind verschiedene - fast ausschließlich menschengemachte - Faktoren: 

Zerstörung des Lebensraums

Ein großes Problem ist der Lebensraumverlust. Durch Wohn- und Gewerbesiedlungen, Straßenbau und einfältige Gartengestaltung verschwinden immer mehr Bäume, Hecken und bunte Wiesen - und damit eben auch Lebensräume, Nistmöglichkeiten und Nahrungsquellen der Bienen. 

Monokulturen

Auch Monokulturen schränken den Lebensraum und die Nahrungsvielfalt der Bienen extrem ein. Denn im konventionellen Mais- und Getreideanbau blüht nichts und es gibt dementsprechend auch dort keine Nistmöglichkeiten und keine Nahrung für die Bienen.

Pestizide 

Die konventionelle Landwirtschaft bringt neben den monotonen Agrarflächen noch ein weiteres Problem mit sich: Pestizide. Die chemischen Pflanzenschutzmittel zerstören Lebewesen, Pflanzen und Pilze, die als schädlich für den Ernteerfolg angesehen werden. Insektizide sind eine Unterart der Pestizide, mit dem Ziel, Insekten zu vergiften. Diese werden zwar im Zulassungsverfahren auf Honigbienen, oft aber nicht auf Wildbienen getestet.

Und auch andere Pestizide führen außerdem nachweislich zu Orientierungslosigkeit und Schwächung der Bienen. Pestizide kommen nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch beim konventionellen Obst-und Gemüseanbau, in der Forstwirtschaft, im Garten- und Landschaftsbau und in Städten und Kleingärten zum Einsatz.

Klimawandel

Auch die Folgen des Klimawandels bleiben bei den Bienen nicht unbemerkt. Die früheren Blütephasen bringen den Rhythmus der Bienen durcheinander und die milderen Winter, die starken Temperaturschwankungen und die längeren Trockenphasen stören den Kreislauf der Bienen zusätzlich und schwächen sie dadurch.

Die Honigbiene

Eigentlich ergänzen sich Wildbienen und Honigbienen bei der Bestäubung. Einige Expert*innen sagen allerdings, dass Honigbienen und Wildbienen inzwischen in Konkurrenz zueinander stehen und das Nahrungsangebot der Wildbiene auch wegen der Honigbiene schrumpft. Aufgrund von massenhafter Züchtung soll die Honigbiene überproportional viel Nektar sammeln, weswegen weniger für die Wildbiene bleibt. Hier findest du einen Artikel, der sich differenziert mit dem Mieten von Honigbienenvölkern auseinandersetzt. 


Unter den genannten Faktoren leiden übrigens nicht nur die Wildbienen, sondern auch viele andere Insekten. Deshalb haben wir weltweit mit einem enormen Insektensterben zu kämpfen - sowohl in Bezug auf die verschiedenen Arten, als auch in Bezug auf die Anzahl der Individuen. All das ist Teil der sogenannten Biodiversitätskrise. 


Sonderrolle der Honigbienen

Die genannten Faktoren machen zwar auch der Honigbiene zu schaffen, diese sind aber wie bereits gesagt durch Imker*innen vor dem Aussterben geschützt. Die Honigbiene hat aber andere Probleme: Sie leidet vor allem unter Überzüchtung und Parasiten. Die Varroa-Milbe gilt als größter Schädling der westlichen Honigbiene und kann innerhalb von wenigen Monaten ganze Bienenvölker zerstören. Auch der aus Südafrika stammende Kleine Beutenkäfer kann ganze Bienenvölker in kürzester Zeit auslöschen.

Um gegen die Parasiten und die Umwelteinflüsse zu bestehen, bräuchte es widerstandsfähigere und anpassungsfähigere Bienen. Allerdings wurden in den letzten Jahren vor allem Bienen gezüchtet, die besonders viel Honig produzieren und sich einfach halten lassen - jedoch sind diese Honigbienen eben auch anfälliger für Krankheiten und Milbenbefälle. Mehr Informationen zu Massenzucht und Ausbeutung bei Honigbienen, bekommst du zum Beispiel in der Dokumentation More than Honey.


Die Folgen des Bienensterbens

Dass Bienen extrem wichtig sind, haben wir vermutlich in den letzten Jahren alle mitbekommen. Aber warum eigentlich? Laut der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) birgt das Bienensterben ein großes Problem für die Welternährung. Etwa ein Drittel unserer Nahrungspflanzen würden ohne die Bestäubung von Bienen und anderen Insekten viel weniger oder sogar gar keine Nahrung mehr liefern. Wissenschaftler*innen schätzen, dass die Ernteerträge drastisch sinken würden und die Anzahl der weltweiten Todesfälle durch Mangelernährung noch höher werden würden.

Außerdem haben Bienen und andere Insekten eine essentielle Aufgabe in unserem Ökosystem. Wenn Wildpflanzen nicht bestäubt werden und sich dementsprechend nicht fortpflanzen können, fehlen Nahrung und Lebensraum für viele weiter Tierarten. Und das hätte gravierende Folgen für unser gesamtes Ökosystem.

Aber reicht es denn nicht, wenn wir Honigbienen haben?


Die Honigbienen sind durch die Imker*innen vor dem Aussterben geschützt - reicht es dann nicht, wenn wir Honigbienen haben? Die kurze Antwort lautet nein. Denn viele Wildbienenarten sind bei kälteren Temperaturen wesentlich aktiver, als Honigbienen.

Wenn es zum Beispiel noch kälter ist und die Obstbäume bereits blühen, sind diese auf die Bestäubung von Wildbienen angewiesen, da die Honigbienen noch nicht aktiv sind. Außerdem sind Wildbienen grundsätzlich effizienter als Honigbienen: Im Gegensatz zu Honigbienen können Wildbienen drei- bis viermal so viele Blüten bestäuben. 


Da so viele verschiedene Faktoren für das Bienensterben verantwortlich sind, ist es nicht ganz einfach, Lösungen zu finden. Wir können aber trotzdem auf einiges achten, um dem Bienensterben entgegenzuwirken.

Das hilft den Wildbienen:

Bio-Lebensmittel

Da ökologische Landwirtschaft auf chemische Pestizide verzichtet, ist es für die Bienen (und auch für die Menschen) am besten, Bio-Lebensmittel zu kaufen. Allerdings kann sich bei weitem nicht jede*r Bio-Lebensmittel leisten, weswegen es hier dringend mehr entsprechende Gesetze und Verbote seitens der Politik braucht. Auch ist für Verbraucher*innen nicht immer einfach zu unterscheiden, welche Lebensmittel wirklich Bio sind und wann es sich um Greenwashing handelt. 
 

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel

In Baumärkten und Gartencentern gibt es nach wie vor teilweise sehr giftige Pflanzenschutzmittel für Hobbygärtner*innen, die für die Bienen tödlich sein können. Wer Garten und Balkon von vermeintlichen Schädlingen befreien will, sollte daher bewusst auf natürliche Schutzmittel zurückgreifen oder Schädlinge von den Pflanzen absammeln.

Heimische Wildblumen

Ein kurzer Rasen oder Kiesgarten sind zwar für viele Menschen ästhetisch, für Insekten aber potentiell tödlich, da sie weder Lebensraum noch Nahrung bieten. Stattdessen sollten in den Gärten heimische Wildblumen und verschiedene Sträucher zu finden sein. Und wer nicht gleich seinen kompletten Garten sich selbst überlassen will, kann zumindest einen einzelnen Bereich schaffen, an dem Hecken, Sträucher und Wildblumen frei wachsen können und der Boden durch unterschiedliche Beschaffenheit viel Platz für die Wildbienen und andere Insekten bietet.

Bienenfreundliche Blumen auf Balkon und Fensterbank

Leider enthalten viele der billigen Blumen aus dem Baumarkt jede Menge Pestizide, die für die Bienen gefährlich werden können. Stattdessen ist es besser, Blumen von lokalen Gärtnereien und Märkten zu kaufen, um Balkon und Fensterbänke bienenfreundlich und hübsch zu gestalten. 

Insektenhotels und Nisthilfen

Wer etwas mehr Platz im Garten oder auf dem Balkon hat kann außerdem Nisthilfen für Wildbienen und Insektenhotels aufstellen. Hier findest du Tipps, wie du die perfekte Nisthilfe für Wildbienen bauen kannst und hier kommst du zu einer Übersicht, was du beim Bau von Insektenhotels beachten solltest.

Der Honigbiene wäre am meisten geholfen, wenn wir auf Honig verzichten und auf die zahlreichen Alternativen wie Ahorn-, Reis-, Dattel- und Zuckerrübensirup, Agaven-, Apfel- und Birnendicksaft, oder Honig aus Löwenzahn zurückgreifen. Wer trotzdem Honig kauft, sollte unbedingt darauf achten, dass dieser aus der Region kommt und es sich um Bio-Honig handelt.

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