Was macht uns eigentlich glücklich? Antworten auf diese Frage will die positive Psychologie finden.
Als freiberufliche Psychologin, Trainerin und Dozentin begleitet Danica Schaab Unternehmen, Bildungsinstitutionen sowie Teams und Privatpersonen und außerdem ist sie Expertin für positive Psychologie und psychologische Gesundheitsförderung.
Was macht positive Psychologie aus?
In der klassischen Psychologie wurde in der Vergangenheit vor allem defizit- und symptomorientiert gearbeitet und es ging hauptsächlich um Leiden, Störungen und Krankheitsbilder, erklärt Danica Schaab. Metaphorisch gesprochen wird versucht, auf einer Skala den negativen Bereich zu verlassen, um den Nullpunkt zu erreichen. Die positive Psychologie geht einen Schritt weiter: Sie setzt zwar an die klassische Psychologie an und wirft auch einen Blick auf den negativen Bereich, konzentriert sich dann aber darauf, was nötig ist, um über den Nullpunkt hinaus zu kommen. Also kurz:
"Die positive Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung all dessen, was das Leben tatsächlich lebenswert macht." - Danica Schaab
Danica Schaab über positive Psychologie
Das komplette Interview zum Anhören
Wann sind wir glücklich?
"Das ist tatsächlich eine der zentralen Fragen der positiven Psychologie und wahrscheinlich auch eine der ältesten Fragen der Menschheit: Warum ist jemand glücklich und unter welchen Bedingungen ist jemand glücklich?" - Danica Schaab
Die positive Psychologie versucht, wissenschaftliche Wahrscheinlichkeitsvorhersagen und allgemeingültige Aussagen dazu zu treffen. Ein sehr bekanntes Modell in diesem Bereich ist das sogenannte PERMA Modell von Martin Seligmann, einem der Gründerväter der modernen positiven Psychologie. Er hat fünf konkrete Glücksfaktoren definiert:
Positive Emotionen: Freude, Liebe, Dankbarkeit, Genuss, etc.
Der sogenannte Negativitiy Bias (zu deutsch Negativitätseffekt oder Negativitätsdominanz) kann unser persönliches Glücksempfinden beeinflussen.
Dieser bezeichnet einen Wahrnehmungsfehler, dem zufolge zuerst die negativen Dinge wahrgenommen werden. Evolutionsbedingt war es beispielsweise früher vorteilhaft, erst Gefahren und Fehler wahrzunehmen - heute kann sich das aber negativ auf unser Wohlbefinden auswirken. Und wenn wir - zum Beispiel auf Social Media - ständig Menschen sehen, die besonders glücklich wirken, kann es sein, dass uns im Vergleich vor allem die negativen Dinge im eigenen Leben auffallen.
Glück im Laufe des Lebens
Im Laufe des Lebens verändert sich das Glücksempfinden. Umfragen zufolge verläuft die Glückskurve in vielen europäischen Ländern, sowie in Japan, Südkorea und einigen lateinamerikanischen Staaten U-förmig. Das heißt: In der Kindheit und Jugend sind wir besonders glücklich, ab Mitte 20 wird das weniger, bis wir bei ungefähr 50 Jahren am Tiefpunkt sind. Anschließend steigt die Kurve wieder. Dafür, warum das so ist, gibt es viele verschiedene Erklärungsmodelle, sagt Danica Schaab. Beispielsweise können steigende Verantwortung oder gesellschaftliche Vergleiche eine Rolle spielen.
Eine Studie dazu aus dem Jahr 2023 der Ruhr-Universität Bochum findest du hier. Die Wissenschaftler*innen haben die Höhen und Tiefen des Glücks im Laufe unseres Lebens untersucht und die Jahre herauskristallisiert, in denen wir am zufriedensten sind.
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