Wie München deinen Nachhauseweg sicherer machen möchte
Auf dem nächtlichen Nachhauseweg fühlen sich viele Menschen, insbesondere Frauen unsicher - selbst in München. Mit den sogenannten Frauen-Nacht-Taxis versucht die Stadt FLINTA* etwas mehr Sicherheit zu geben.
Gegen die Angst auf dem Heimweg
"Früher auf dem Land, da war es auch für uns Mädels normal, nach einer Party, nach der durchtanzten Nacht im Club - entweder nach Hause laufen oder Daumen raus, irgendwer nimmt einen schon mit …. Dass das die wohl schlechteste Idee ever ist, konnte ich damals noch nicht wissen - ich hatte vielleicht auch einfach ein Schweine Glück…" - egoFM Elise
Kommt dir das bekannt vor? Hast du dich auch schon einmal unsicher auf dem Weg nach Hause gefühlt – insbesondere nachts? Und bist du schon einmal nicht ausgegangen, eben weil dir die nötige Sicherheit in den Straßen und Öffis gefehlt hat? Dann bist du damit nicht allein - 77 Prozent der befragten Frauen und Mädchen fühlen sich laut einer Studie von 2019 an bestimmten Orten in München eher unsicher. Dass sich FLINTA* sicherer fühlen – und auch sicher zu Hause ankommen – dafür sorgt zum Beispiel ein Frauen-Nacht-Taxi. So eins gibt es auch seit März 2020 in München. Wir haben mit Nicole Lassal, der städtischen Gleichstellungsbeauftragten und Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen in München gesprochen und sie gefragt, wer beim Frauen-Nacht-Taxi mitfährt und was die Passagier*innen zu erzählen haben:
Das Frauen-Nacht-Taxi unterscheidet sich rein optisch, von der Ausstattung oder Musikauswahl her nicht von einem normalen Taxi. Stattdessen handelt sich um ein Projekt, bei dem eine Sache klar im Fokus steht: FLINTA* die Möglichkeit geben, sicher mit einem Taxi nach Hause zu kommen. Viele fühlen sich (leider oftmals auch begründet) im öffentlichen Nahverkehr unsicher oder wohnen ein Stück weiter weg von der nächsten Haltestelle. Und für viele ist das einer der Gründe, bei Nacht nicht mehr allein vor die Tür zu gehen.
"Und in sofern haben wir als Stadt München jetzt ein Gutscheinsystem entwickelt, mit dem die Taxifahrt für die Frauen und Mädchen mit fünf Euro bezuschusst wird. [...] Jedes Taxi, dass nachts gerufen wird, kann genommen werden und die Fahrt vergünstigt sich dann um fünf Euro." - Nicole Lassal
So funktioniert das Frauen-Nacht-Taxi
Das Angebot in München gilt zwischen 22 und 6 Uhr morgens, für FLINTA* ab 16 Jahren. Um den Gutschein nutzen zu können, muss die Zieladresse außerdem eine Wohnadresse sein. Das Pendeln zwischen verschiedenen Clubs beim Feiern wird also nicht subventioniert. Allerdings musst du nicht zwingend in München wohnen, um den Gutschein nutzen zu können. Außerdem kann das Taxi und der 10 Euro Rabatt (2023 waren es noch 5 Euro) auch als Gruppe genutzt werden – mitfahren können dabei andere FLINTA* sowie eigene Kinder bis zu 16 Jahre. Den Gutschein kann man sich in München in den Sozialbürger*innenhäusern, in den Bürger*innenbüros oder auch bei der Gleichstellungsstelle für Frauen abholen. Alle FLINTA*s, die das Angebot nutzen möchten, können sich bei jedem Vorsprechen bei den genannten Stellen bis zu drei Gutscheine abholen.
Die Münchner Taxiunternehmen wissen über das Projekt Bescheid, trotzdem bist du auf der sicheren Seite, wenn du gleich beim Bestellen des Taxis oder beim Einsteigen direkt sagst, dass du einen Gutschein hast. Sollte der*die Taxifahrer*in die Annahme des Gutscheins verweigern, solltest du dir das auf dem Gutschein bestätigen lassen. Dann kannst du das nämlich nachträglich auch noch beim Kreisverwaltungsreferat einreichen und den Gutschein so geltend machen. Allerdings ist das natürlich auch viel Zettelarbeit und die Stadt München ist weiterhin dabei, Taxiunternehmen und -fahrer*innen dementsprechend zu informieren, sodass der Prozess möglichst reibungslos und unkompliziert ablaufen kann.
Wie kommt das Projekt in München an?
Durch die Pandemie und die damit verbundenen Ausgangsbeschränkungen konnte das Frauen-Nacht-Taxi anfangs noch nicht komplett ausgewertet werden, nach drei Jahren wissen wir mittlerweile: Das Frauen-Nacht-Taxi wird genutzt. In der Probephase wurden 24600 Taxi-Gutscheine ausgegeben, 3400 wurde bei Fahrten abgerechnet. Das Angebot wurde also dankend angenommen und nun auch dauerhaft eingeführt. Nicole Lassal weiß auch, wer sich die Gutscheine abholt – das sind nicht nur FLINTA*, die sich nach dem Feiern sicherer auf dem Heimweg fühlen möchten:
"Das sind junge Frauen, das sind Frauen, die zum Beispiel Schichtarbeit machen, die nachts nach Hause fahren müssen von ihrer Arbeitsstelle. Das sind Frauen mit Migrationsgeschichte, ältere Frauen - ganz unterschiedlich. Und bei allen ist es so, dass sie sich nachts unsicher fühlen im öffentlichen Personennahverkehr. " - Nicole Lassal
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