Hach, so ein bisschen Dystopie auf der Mattscheibe kann doch auch was Entspannendes haben. Wir empfehlen dir fünf Werke, von denen du unbedingt mal gehört haben solltest.
Gattaca
Der Name des Films Gattaca setzt sich aus den vier Nukleinbasen der DNA zusammen. In einer nicht allzu fernen Zukunft ist die Gentechnologie so weit fortgeschritten, dass durch die Analyse des Erbguts alle Anlagen für Krankheiten und Fähigkeiten bereits bei einem Fötus ermittelt und sogar festlegt werden können. Kein Wunder, dass sich dadurch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gebildet hat. Diese manifestiert sich im Brüderpaar Anton und Vincent - der erste genetisch überlegen, der zweite mit einigen harmlosen körperlichen Defiziten. Im Film wird Vincent von Ethan Hawke dargestellt.
Vincent begeistert sich für die Raumfahrt, hat aber wegen seiner genetischen Daten eigentlich keine Chance, in dem Berufsfeld Fuß zu fassen. In seinem Job als Gebäudereiniger trifft er auf den Athleten Jerome (Jude Law), der ihm seine Identität verkauft. Mit ihr bekommt er ohne Probleme einen Ausbildungsplatz beim Raumfahrtunternehmen Gattaca. Doch um nicht als genetisch minderwertig aufzufallen, muss er zahlreiche Tricks anwenden. Nicht nur, um die Raumfahrtbehörde, sondern auch seine Liebe (gespielt von Uma Thurman) von sich zu überzeugen.
Der Film von Andrew Nicol, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, spielt natürlich mit unserer Angst, dass sich die medizinischen Möglichkeiten auch einmal gegen den Gleichheitsgrundsatz richten könnten. Die Story ist so brillant und wissenschaftlich haltbar, dass Gattaca sogar zur Einführung des Fachs Bioethik an zahlreichen Universitäten gezeigt wird – mit einer Kernaussage: Gleiche Chancen für alle!
Wir verleihen Gattaca 10 von 10 Erbinformationen.
Der Schläfer
In diesem Film geht die Reise durch die Utopien und Dystopien der 70er Jahre. Genauer gesagt in die 70er des 22. Jahrhunderts. Hauptdarsteller der Reise ist der New Yorker Musiker Miles Monroe, gespielt von Woody Allen, der durch einen ärztlichen Kunstfehler in kryonischen Tiefschlaf versetzt wurde und erst 200 Jahre später wieder aufgetaut wird.
Eine Komödie aus Woody Allens besten Tagen mit starken Referenzen an Dystopien wie Fahrenheit 451 und George Orwells 1984, in welcher ein unsichtbarer Führer die Erde mit polizeistaatlichen Mitteln beherrscht. Ein Umstand, der auch Miles Monroe zum Verhängnis werden könnte, denn das Auftauen von nicht registrierten Personen ist im Überwachungsstaat nicht vorgesehen. Miles Monroe gerät im Verlauf der Geschichte in den Dunstkreis einer revolutionären Bewegung, die den großen Führer beseitigen und die Herrschaft dem Volk zurückgeben will. Und zusammen mit Woody Allens Filmkollegin Mia Farrow schafft es die Bewegung tatsächlich, die Regierung zu stürzen.
Wie viele dieser Stoffe ist auch Der Schläfer ein Kind seiner Zeit. Werden doch die Bewohner*innen – analog zu den 1970er Jahren in New York - auch in der Zukunft als hirnlose Hedonist*innen dargestellt, deren Hauptbeschäftigung das Besuchen von Partys ist, auf denen dann Geräte wie der Libidomat und das Orgasmotron herumgereicht werden.
Der Schläfer ist ein Film mit jeder Menge guten Gags, entspannten Slapstickeinlagen und für alle, die genauer hinschauen, auch mit ein paar Details, die bereits im 21. Jahrhundert Wirklichkeit geworden sind.
Wir verleihen Dem Schläfer 7 von 10 Punkten auf der nach oben offenen Orgasmotronskala.
Gattaca
5 dystopische Filmklassiker
Der Schläfer
5 dystopische Filmklassiker
Fahrenheit 451
5 dystopische Filmklassiker
Minority Report
5 dystopische Filmklassiker
Brazil
5 dystopische Filmklassiker
Brazil
BRAZIL – angesiedelt in einer durchorganisierten und durchbürokratisierten Welt der nahen Zukunft. Im Büro des Informationsministeriums in der Abteilung Informationswiederbeschaffung geht ein gewisser Sam Lowry, gespielt von Jonathan Price, seinem stupidem Job nach – ohne seine Existenz zu hinterfragen. Doch dann geschehen zwei Dinge, die die Geschichte einen anderen Lauf nehmen lassen: Zum einen wird Sam Zeuge eines bürokratischen Irrtums, durch den jemand sein Leben verliert und zum anderen verliebt er sich - und zwar in die Lastwagenfahrerin Jill, die leider schon auf der Verhaftungsliste der Regierung steht. Natürlich versucht Sam seine Position im Informationsministerium zu nutzen, um sie zu retten.
Wie die Geschichte endet, hängt tatsächlich davon ab, welche der beiden unterschiedlichen Fassungen, die von BRAZIL existieren, man sieht. Der Hintergrund, dass es überhaupt zwei Fassungen gibt, ist folgender: Regisseur Terry Gilliam – ja, der Terry Gilliam von Monty Python – musste einen jahrelangen Streit mit den Universalstudios ausfechten, um seine Version von Brazil - nämlich die ohne Happy End - durchzubringen. Beide Versionen von Brazil sind eine Mischung aus surrealistischen Traumvisionen und bitterböser Satire. Und warum der Film Brazil heißt? Ganz einfach: Weil der Song herrlich gut nicht zu den Bildern passt.
Wir verleihen Brazil 9 von 10 sinnlosen Formularen.
Fahrenheit 451
In dieser Dystopie geht es um eine Gesellschaft, die von einem Überwachungsstaat kontrolliert wird, der seine Herrschaft vor allem durch eine Sache gefährdet sieht: Bücher. Und warum heißt der Film Fahrenheit 451? Weil genau bei dieser Temperatur Bücher anfangen zu brennen. Bücher sind im Roman Fahrenheit 451 von Ray Bradbury also die Keimzelle der Insubordination, denn sie veranlassen die Menschen zu eigenständigem Denken - und genau das soll verhindert werden. Deswegen wird die Gesellschaft durch überdimensionale Fernsehleinwände und dauernde Radiobeschallung infiltriert.
Der Protagonist Guy Montag fährt von Einsatz zu Einsatz - bis er eines Tages Zeuge davon wird, wie sich eine alte Frau zusammen mit ihren Büchern verbrennen lässt. Er schnappt sich heimlich ein paar Bücher und liest sie. Natürlich wird Guy Montag damit selbst zum Ziel von Ermittlungen, er flieht und trifft in den Wäldern vor der Stadt auf eine Gruppe von Dissident*innen, die versuchen eine neue Gesellschaft zu entwickeln.Fahrenheit 451 ist für einen Roman aus dem Jahr 1953 eine überaus hellsichtige Idee, auf steigenden Medienkonsum und gleichzeitiges Abstumpfen der Gesellschaft hinzuweisen.
Wir verleihen Fahrenheit 451 7 von 10 Flammenwerfern.
Minority Report
Wie sollen in Zukunft Verbrechen bekämpft werden? Der Minority Report hat darauf eine zwingende Antwort: Es muss dafür gesorgt werden, dass sie gar nicht erst geschehen, indem Verbrecher*innen einfach bereits vor der Tat verhaftet werden.
Der Film von Steven Spielberg basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Phlllip K. Dick aus dem Jahre 1956. Für alle, die diesen Namen nicht gleich einordnen können: Phillip K. Dick lieferte (neben vielen anderen auch) die Vorlagen für Filme wie Total Recall und Blade Runner.
Aber zurück zur Handlung von Minority Report: John Anderton - im Film gespielt von Tom Cruise - arbeitet in leitender Position in der Abteilung Precrime in New York, in der Hellseher*innen Morde voraussehen können. Natürlich gerät auch Anderton unter Verdacht und ist damit beschäftigt zu beweisen, dass die Systematik, nach der Precrime arbeitet, höchst zweifelhaft ist.
Der Film ist gut gemachtes Hollywoodkino mit Happy End für alle, die es mögen. Und auch die anderen Kurzgeschichten von Phillip K. Dick, in denen er totalitäre Welten kreiert, sind definitiv eine Empfehlung.
Wir verleihen Minority Report 8 von 10 Glaskugeln.
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