A wie Apokalypse

A wie Apokalypse

egos4future - Von A bis Z

Von  Miriam Fischer
Jeder Buchstabe ein Thema: Wir fassen die Basics zu Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit zusammen. Diese Woche beginnen wir mit A wie Apokalypse.


Die Folgen der Klimakatastrophe sind spürbar

Im Moment könnte man den Eindruck bekommen, die Apokalypse ist eigentlich schon da: Seit über einem Jahr wird unser Leben von einer Pandemie bestimmt, die bereits unzähligen Menschen das Leben gekostet hat. Vor ein paar Wochen brannte das Meer vor Mexiko wegen eines Gaslecks einer Unterwasser-Pipeline und in Deutschland sind in den letzten Wochen über 160 Menschen durch die heftigen Überschwemmungen ums Leben gekommen und unzählige Bewohner*innen der betroffenen Gebiete haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.

Auch in der chinesischen Provinz Henan kam es nach extremen Starkregen zu dutzenden Toten und im Mittelmeerraum wüten seit Tagen schwere Waldbrände. In Sibirien brennen Millionen Hektar Wald und im Iran hat der heißeste Sommer seit Jahren zu Wasserknappheit und Protesten geführt. Und das sind nur ein paar Beispiele. Die Stärke und Häufigkeit solcher Katastrophen hängt bewiesenermaßen mit dem menschengemachten Klimawandel zusammen - die Folgen der Klimakatastrophe zeigen sich also schon jetzt auf der ganzen Welt. 

Das ist allerdings kein Vergleich zu dem, was uns in Zukunft erwarten könnte...

Point of no Return

Die Erde wird von Jahr zu Jahr wärmer: In den letzten 100 Jahren stieg die Durchschnittstemperatur ungefähr um 1,1 Grad Celsius und das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1781. Um unseren Planeten zu retten hat sich die internationale Klimapolitik auf ein Ziel von weniger als 2 Grad Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter (1850) geeinigt.

Aktuell steuern wir auf eine Erwärmung von drei Grad zu. 


Der Weltklimarat IPCC warnt allerdings vor irreversiblem und unkontrollierbaren Folgen bei einer Erderwärmung von mehr als 1,5 Grad. Deswegen spricht man ab dann auch von einem Point of no Return, also dem Zeitpunkt innerhalb eines Vorgangs oder Ablaufs, ab dem eine Rückkehr zum Ausgangspunkt nicht mehr möglich ist, weil durch bestimmte Kippmomente eine unaufhaltsame Kettenreaktion in Gang gesetzt wurde. 

Ganz konkret heißt das, ab einer Erderwärmung von 2 Grad könnten unter anderem diese Kippmomente eintreten: 

1. Die Permafrostböden tauen

In Sibirien, Nordkanada und Alaska sind insgesamt 23 Millionen Quadratkilometer Dauerfrostböden. Tauen diese Eisschichten, werden Unmengen an eingeschlossenem Kohlenstoff freigesetzt. Allein im oberen Bereich der Permafrostböden stecken bis zu 1.500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, was fast doppelt so viel ist, wie es aktuell in der gesamten Erdatmosphäre gibt. Durch die Freisetzung von Kohlenstoff könnte die Erderwärmung extrem beschleunigt werden, was wiederum dazu führt, das noch mehr Dauerfrostboden auftaut und noch mehr Kohlenstoff freigesetzt wird. 

2. Die Pole schmelzen

Eigentlich kühlt das Meereis an den Polen durch die sogenannte Eis-Albedo-Rückkopplung unseren Planeten: Die Sonnenstrahlen werden von Schnee und Eis reflektiert und zurück ins All geschickt. Wenn das Eis schmilzt, werden die Strahlen von dem darunter liegenden dunklen Wasser nicht mehr so gut reflektiert und die Meere werden wärmer, wodurch das restliche Eis noch schneller schmilzt. Dadurch steigt im Endeffekt auch der Meeresspiegel.

3. Dürre, Brände und Abholzung

Der Amazonas Regenwald leidet unter Dürreperioden, Bränden und Abholzung. In jedem Baum ist Kohlenstoff gespeichert, der in die Atmosphäre gelangt, wenn er verbrennt. Außerdem hat der Baumverlust auch direkte Auswirkungen auf das regionale Wetter: Die Bäume verdunsten über ihre Blätter Wasser, das heißt, wenn weniger Bäume gibt, ist auch weniger Feuchtigkeit in der Luft und es kommt seltener zu Regen. Laut einigen Studien soll der Amazonas Regenwald bereits jetzt mehr Kohlenstoff freisetzen, als er speichert.

Und nicht nur die Regenwälder, sondern auch die Wälder im kalten Norden wie Kanada und Sibirien sind von Dürre, Bränden und Abholzung betroffen.

4. Die Meere erwärmen sich

Durch die steigenden Wassertemperaturen werden Methanhydrate - also in Eis eigeschlossenes Methan - freigesetzt. Methan ist um einiges klimaschädlicher als CO2. 

5. Der Sauerstoffgehalt der Meere steigt

Dass sich die Meere erwärmen, hat noch einen weiteren negativen Effekt: Eigentlich nehmen die Algen im Meer CO2 auf, sterben ab und nehmen den gebundenen Kohlenstoff mit in die Tiefsee. Durch die Wassererwärmung nimmt der Sauerstoffgehalt der Meere allerdings ab, was wiederum dazu führt, dass weniger Algen wachsen und das Meer dementsprechend auch weniger CO2 aufnehmen kann. 

6. Der Golfstrom wird langsamer/versiegt komplett

Normalerweise kühlt sich das salzhaltige Wasser vor Grönland ab, sinkt auf die Tiefe und und zieht wärmeres Wasser aus der Karibik nach sich. Das geschmolzene Süßwasser ist allerdings leichter als Salzwasser und schwimmt deswegen an der Meeresoberfläche, wodurch es Tiefenwasserbildung und ein Nachziehen von Karibikwasser verhindert. So könnte der Golfstrom langsamer werden, bis er schließlich ersiegt. Und das hätte extreme Folgen: Denn normalerweise leitet der Golfstrom warmes Wasser von Süden nach Norden und gibt dort die Wärme an die kühle Luft ab. Käme der Golfstrom zum stehen, hätten wir eine Eiszeit wie in "The Day After Tomorrow".


Die Prognosen zu den Kippmomenten basieren auf Klimamodellen, die durchaus falsch sein können und sehr wahrscheinlich mit der Zeit angepasst werden müssen. Dass der menschengemachte Klimawandel existiert und wir die Folgen schon jetzt erleben ist aber bewiesen. 


Zusammenfassend kann man sagen: Wenn sich unser Planet um mehrere Grad erwärmt, erwarten uns ein massiver Anstieg des Meeresspiegels, extreme Hitze, Ernteausfälle, Hunger, Krankheiten, Massenmigration, internationale Konflikte, die Zerstörung von Ökosystemen und ein Massenartensterben. 

Klingt alles sehr nach Apokalypse, oder? Noch haben wir allerdings die Möglichkeit, einen anderen Weg einzuschlagen.


Wir brauchen ambitioniertere Klimaschutzziele und müssen diese auch einhalten

Der Weltklimarat kommt zum Schluss, dass selbst bei Einhaltung der aktuellen weltweiten Klimaschutzziele eine Erwärmung um 3 Grad bis 2100 und eine weitere Erhitzung danach nicht verhindert werden könnte. Wir brauchen also wesentlich ambitioniertere Klimaschutzziele, wie sie zum Beispiel Fridays for Future schon lange fordern. 

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Die Mehrheit der Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass es noch nicht zu spät ist, den Klimawandel zu stoppen, wenn wir das 1,5 Grad Ziel erreichen. 

"Würde die Menschheit den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzen, wäre wohl sichergestellt, dass Kippelemente noch beherrschbar bleiben. [...] Dafür müsste die Weltwirtschaft in den nächsten 20 Jahren komplett umgekrempelt werden." - Mojib Latif, Meteorologe und Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums

Expert*innen sagen aber auch, dass wir nur noch 18-24 Monaten Zeit haben, um die richtigen Schritte einzuleiten. Schließlich braucht globale Transformation - und genau die brauchen wir - auch ihre Zeit.


Um die Klimakatastrophe zu stoppen, müssen alle Länder zusammenarbeiten und globale und konkrete Lösungen beschließen und einhalten. Denn am Ende sind es politische Entscheidungen die bestimmen, wie stark sich die Erde erwärmt. Hier findest du alles zum Klimaschutz-Paket der EU und hier gibt's einen Artikel zu den Klimaschutzziele von Deutschland. Wissenschaftler*innen empfehlen, den Anteil fossiler Brennstoffe am globalen Gesamtenergieverbrauch bis zum Jahr 2100 von aktuell 95 Prozent auf unter 25 Prozent zu reduzieren und sagen ganz klar, dass die menschengemachten CO2 Emissionen in den nächsten zehn Jahren endlich sinken müssen. 




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